Zehn Jahre nach der Wende..........
bin ich anonym nach "Hause" gefahren und habe keinen meiner Verwandtschaft Bescheid gesagt.
Ich wollte meine Heimat ohne Begleitung und Gängelei für mich entdecken - nur für mich ganz allein.
Ich kam am Bahnhof an und merkte sofort, es hat sich was verändert - es stank nicht mehr.
Die große Halle war neu erstanden, es herrschte Leben und alles war sauber. Ich lief nicht, ich schritt aus den großen Türen raus und sah auf einen Bahnhofsplatz, den ich noch nicht kannte. Es grünte und blühte und auch die Busse hatten überdachte Abfahrstellen und ein ansehnliches Auskunftshäuschen gab es auch.
An den neuerstandenen Häuserzeilen prangte eine große Markise mit Stühlen und Tischen, umrankt mit vielen Blumenkübeln und lud zum Ausruhen ein. Dort setzte ich mich hin, ganz einfach um das Treiben zu beobachten und die Luft wieder einzuatmen. Ich sah die Straßen, die dort abzweigten und mit dem Wissen, aha, da geht es zur Klinik und dort zum Anhaltischen Landestheater - ja, da war ich wieder drin.
Ich war zu Hause - ich wollte garnicht aufstehen, doch ich mußte zu meiner Pension bzw. zum Bus. Schweren Fußes ging ich zum Autobus und fuhr die Strecke ab, die ich als Kind sooft gefahren bin. Jede Haltestelle war noch die gleiche, das hatte sich nicht geändert und als wir über die Muldbrücke fuhren, da sah ich den Radweg, der mich in mein Dorf führen konnte.
Ich hatte mich aber im Nachbardorf einquartiert, das Dorf, in dem einst meine Urgroßmutter wohnte und dort kannte mich keiner mehr.
Es war ein herrliches Gefühl frei wie ein Vogel zu sein, alles erkennen und mit genügend Hintergrundwissen durch die Straßen zu streifen.
Die kleine Pension, direkt am "Luisium", einem Park mit einem Sommerschloß, war ein Schmuckstück, ein Appartement.
Der Herr des Hauses lieh mir ein Fahrrad aus und so begann meine Erinnerungsreise - ganz alleine, ohne Verwandtschaft. Das war schön !
Alle verkramten Ecken, die ich so kannte, die wurden aufgesucht und ich staunte über Farbenfrische und Umgestaltung. Vieles ging mir regelrecht verloren, das Haus meiner Großeltern in der Stiftstraße gab es nun schon lange nicht mehr und die ganze Straße war umgestaltet und ich kannte sie nicht mehr. Es war mir fremd und ohne Bezug, mich erinnert nur ein Foto daran.
Der Stadtpark war mir noch wichtig, dort saß ich jeden Tag um 10 und fütterte die Tauben, denn bis um 11 Uhr mußte ich am Rathaus sein.
Und pünktlich spielte das Glockenspiel, die bekannte Melodie: "üb' immer Treu und Redlichkeit.." und dazu gab es eine Rostbratwurst. Der Mensch an der Würstchenbude, der kannte mich schon nach 3 Tagen und somit waren die "internatioalen Beziehungen" fest geknüpft. Er kam aus der Tschechei.
Die Tage waren einfach zu kurz. Eine Freundin von mir wohnte in diesem Dorf und ich suchte sie auf. Christa, bist Du's? Sie war es und am nächsten Tag kam noch eine andere Freundin dazu und wir erlebten einen herrlichen Nachmittag. Wir hatten uns tatsächlich seit 1953 nie mehr gesehen und so komisch wie das klingt, wir konnten uns an unsere Gemeinsamkeiten noch wunderbar erinnern.
Zu meiner Großcousine ins Nachbardorf bin ich dann doch noch gefahren - die quakte natürlich, warum ich mich nicht zuerst bei ihr gemeldet hätte, usw.............
Es hat niemand verstanden, daß ich mit meiner "Verganheit" einmal alleine sein wollte. Es hat mir gutgetan.
Und ich möchte nochmal.........
in diesem nostalgischem Sinne
die Großmama
Ich wollte meine Heimat ohne Begleitung und Gängelei für mich entdecken - nur für mich ganz allein.
Ich kam am Bahnhof an und merkte sofort, es hat sich was verändert - es stank nicht mehr.
Die große Halle war neu erstanden, es herrschte Leben und alles war sauber. Ich lief nicht, ich schritt aus den großen Türen raus und sah auf einen Bahnhofsplatz, den ich noch nicht kannte. Es grünte und blühte und auch die Busse hatten überdachte Abfahrstellen und ein ansehnliches Auskunftshäuschen gab es auch.
An den neuerstandenen Häuserzeilen prangte eine große Markise mit Stühlen und Tischen, umrankt mit vielen Blumenkübeln und lud zum Ausruhen ein. Dort setzte ich mich hin, ganz einfach um das Treiben zu beobachten und die Luft wieder einzuatmen. Ich sah die Straßen, die dort abzweigten und mit dem Wissen, aha, da geht es zur Klinik und dort zum Anhaltischen Landestheater - ja, da war ich wieder drin.
Ich war zu Hause - ich wollte garnicht aufstehen, doch ich mußte zu meiner Pension bzw. zum Bus. Schweren Fußes ging ich zum Autobus und fuhr die Strecke ab, die ich als Kind sooft gefahren bin. Jede Haltestelle war noch die gleiche, das hatte sich nicht geändert und als wir über die Muldbrücke fuhren, da sah ich den Radweg, der mich in mein Dorf führen konnte.
Ich hatte mich aber im Nachbardorf einquartiert, das Dorf, in dem einst meine Urgroßmutter wohnte und dort kannte mich keiner mehr.
Es war ein herrliches Gefühl frei wie ein Vogel zu sein, alles erkennen und mit genügend Hintergrundwissen durch die Straßen zu streifen.
Die kleine Pension, direkt am "Luisium", einem Park mit einem Sommerschloß, war ein Schmuckstück, ein Appartement.
Der Herr des Hauses lieh mir ein Fahrrad aus und so begann meine Erinnerungsreise - ganz alleine, ohne Verwandtschaft. Das war schön !
Alle verkramten Ecken, die ich so kannte, die wurden aufgesucht und ich staunte über Farbenfrische und Umgestaltung. Vieles ging mir regelrecht verloren, das Haus meiner Großeltern in der Stiftstraße gab es nun schon lange nicht mehr und die ganze Straße war umgestaltet und ich kannte sie nicht mehr. Es war mir fremd und ohne Bezug, mich erinnert nur ein Foto daran.
Der Stadtpark war mir noch wichtig, dort saß ich jeden Tag um 10 und fütterte die Tauben, denn bis um 11 Uhr mußte ich am Rathaus sein.
Und pünktlich spielte das Glockenspiel, die bekannte Melodie: "üb' immer Treu und Redlichkeit.." und dazu gab es eine Rostbratwurst. Der Mensch an der Würstchenbude, der kannte mich schon nach 3 Tagen und somit waren die "internatioalen Beziehungen" fest geknüpft. Er kam aus der Tschechei.
Die Tage waren einfach zu kurz. Eine Freundin von mir wohnte in diesem Dorf und ich suchte sie auf. Christa, bist Du's? Sie war es und am nächsten Tag kam noch eine andere Freundin dazu und wir erlebten einen herrlichen Nachmittag. Wir hatten uns tatsächlich seit 1953 nie mehr gesehen und so komisch wie das klingt, wir konnten uns an unsere Gemeinsamkeiten noch wunderbar erinnern.
Zu meiner Großcousine ins Nachbardorf bin ich dann doch noch gefahren - die quakte natürlich, warum ich mich nicht zuerst bei ihr gemeldet hätte, usw.............
Es hat niemand verstanden, daß ich mit meiner "Verganheit" einmal alleine sein wollte. Es hat mir gutgetan.
Und ich möchte nochmal.........
in diesem nostalgischem Sinne
die Großmama
Kommentare (4)
ehemaliges Mitglied
sind bei mir nicht aufgekommen, als ich vor zehn Jahren einmal das Dorf besucht habe, in dem ich bis zu meinem fünfzehnten Lebensjahr wohnte.Es liegt wohl daran, dass ich mich dort nie richtig wohlgefühlt habe.Wiedererkannt habe ich kaum etwas, es hat sich sehr verändert,nur das alte Haus in dem wir wohnten,sah noch genau so aus wie vor fünfzig Jahren.Ich bin danach auch nie wieder dorthin gefahren, obwohl wir ganz in der Nähe wohnen.
mullemaus
mullemaus
finchen
wenn Du das Enten- Gänse-Shampoo meinst, das war vor einigen Jahren bei meiner "Schwester" in NRW.
Die Geschichte mit dem Gänseanger, das war in meiner Kindheit und über diesen Anger bin ich auch wieder gefahren. Und was noch zu sagen wäre - ich war jedes Jahr in meiner alten Heimat, auch zu DDR-Zeiten, als ich nach 7 Jahren wieder einreisen durfte.
Und vor der Wende fast wöchentlich um an den Demonstrationen teilzunehmen.
Wie schon geschrieben, ich hatte/habe noch viel Verwandtschaft dort.
Für mich war wichtig - einmal alleine durchatmen zu können.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende und danke Dir, daß Du immer so nett kommentierst. Es freut mich.
das Moni-Finchen
Die Geschichte mit dem Gänseanger, das war in meiner Kindheit und über diesen Anger bin ich auch wieder gefahren. Und was noch zu sagen wäre - ich war jedes Jahr in meiner alten Heimat, auch zu DDR-Zeiten, als ich nach 7 Jahren wieder einreisen durfte.
Und vor der Wende fast wöchentlich um an den Demonstrationen teilzunehmen.
Wie schon geschrieben, ich hatte/habe noch viel Verwandtschaft dort.
Für mich war wichtig - einmal alleine durchatmen zu können.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende und danke Dir, daß Du immer so nett kommentierst. Es freut mich.
das Moni-Finchen
anjeli
das kann ich nachvollziehen, dass du zu deinen Wurzeln zurück gekehrt bist.
Auch, dass du diese Augeblicke alleine erleben wolltest.
Wast du auch an dem Gänse/Ententeich, den du mal in einer Geschichte beschrieben hast
oder war das eine spätere Ära?
anjeli
Auch, dass du diese Augeblicke alleine erleben wolltest.
Wast du auch an dem Gänse/Ententeich, den du mal in einer Geschichte beschrieben hast
oder war das eine spätere Ära?
anjeli
ich kann Deine Empfindungen gut nachvollziehen. Deinen heimatlichen Boden kenne ich
aus DDR-Zeiten, aus heutiger Sicht, nicht wieder zuerkennen.
Dessau, die drittgrößte Stadt S/A, ist eine schöne saubere Stadt geworden, viel wurde investiert.
Ach hätte es doch der "Alte Dessauer" noch erleben können, die Freude wäre auf seiner Seite.
Schön, Deine Erinnerungen aufzuschreiben, ich habe es gern gelesen.
Lieben Gruß
Monika