Wozu braucht man einen Hund?


Wozu braucht man einen Hund?

Zum diesjährigen „Tag des Hundes“ erhielt ich den Auftrag, einen Bericht über das Kieler Tierheim zu schreiben. Scheinbar qualifizierten mich die für mich so typische männlich-markante Härte und Eiskaltigkeit besonders, ein üblicherweise „gefühlsbelegtes“ Thema rational zu erfassen und sachlich widerzugeben. Frauen können sowas ja nicht.
Mein erster Schritt diente mehr der allgemeinen Orientierung: Ich sah mir die Homepage des Tierheims an und blätterte durch die Bilder. Eines war dabei, das besonders nachdrücklich auf mich wirkte, aber diesen Eindruck schüttelte ich dann schnell ab.
Obwohl … Da „Hund“ das Thema war, könnte ich ja auch gleich diesen ins Zentrum meiner Überlegungen stellen. Und so blätterte ich zurück. „Mina“ war nicht nur eine Rüdin sondern auch ein reinrassiger Mischlingshund – überwiegend eigenwillig. Zumindest das klang interessant. Ich nahm mir vor, sie mir zu merken.
Komisch nur, dass ich nachts nicht schlafen konnte. Mein Unterbewusstsein schob mir immer wieder ihr Bild vor das innere Auge, um mich damit – spirituell gesehen – von der Auseinandersetzung mit einem meiner innersten Probleme abzulenken. Wenn ich nur wüsste, von welchem.
So passierte es auch in der zweiten und in der darauffolgenden Nacht. So machte ich mich denn schlaftrunken auf ins Tierheim, um einen Interviewtermin zu vereinbaren und informativ vielleicht auch einen Blick auf den Hund zu werfen.
Tatsächlich führte mich jemand zu ihrem Zwinger, im Auslauf konnte ich sie mir angucken und ich fand nichts Besonderes an ihr. So schnell war das Thema also erledigt. Dennoch willigte ich auf einen begleitenden Spaziergang ein, den ein Tierpfleger mir anbot, um eventuell Impulse für meinen Beitrag zu finden.
Wie schon erwartet war es total langweilig, Tierpfleger nebst Hund auf diesem Spaziergang zu beobachten – und das musste der arme Kerl jeden Tag machen. Zu seiner Entlastung willigte ich ein, am nächsten Tag diesen Spaziergang mit Mina selbst durchzuführen.
An meinen Schlafstörungen änderte das jedoch nichts.
Der erste Spaziergang allerdings überzeugte mich gründlich von Nutzen und Effektivität eines Hundes. Ich hatte es offensichtlich mit einem überaus talentierten Spürhund zu tun. Tatsächlich gab es nicht eine Wurstverpackung am Wegesrand, die der Hund nicht fand – so alt sie auch sein mochte. Das war enorm. Begegnete mir der Hund doch anfangs völlig unverbindlich (ich hatte erwartet, dass er sich freut), konnte ich die Konzentration auf seine wesentliche Aufgabe nun gut akzeptieren.
Abträglich empfand ich es allerdings, wieviel Schmutz ein solches Tier mit sich bringt. Schon nach dem vierten Hundespaziergang war mein guter, schwarzer Kapuzenpullover voller heller Hundehaare. Dennoch entschloss ich mich, das Wesen eines Hundes ergründen zu wollen und zu beginnen, bewusst und ernsthaft mit ihm umzugehen.
Zum Einstieg besorgte ich mir das „Handbuch für den pädagogisch interessierten Hundehalter“ und erstand für kleines Geld bei ebay eine Hundepeitsche. Ich wollte mehr erfahren über diesen „Dackelblick“, vor dem mich jedermann warnte. Und so war ich natürlich gewappnet, als der mir das erstemal begegnete. Allerdings war ich noch nicht erfahren genug, und als sie diesen Blick steigerte, indem sie sich hinsetzte und treu zu mir aufschaute, war ich tatsächlich zunächst ein wenig ratlos. Als sie dann aber noch den Kopf schief legte, verwarf ich jeden rationalen Gedanken an die Hundepeitsche.
Ich fühlte mich selbst hilflos und völlig aufgelöst in dem Moment und suchte das Gespräch mit meiner Freundin in aller Offenheit. „Mein Schatz, du bist verliebt“, war ihre lachende Antwort auf meine Schilderungen.
Frauen verstehen halt nichts von Hunden …


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Kommentare (14)

Jil


Nachdem ich ein paar Zeilen gelesen hatte, dachte ich... Wo hat der Verfasser die Geschichte untergebracht ? - Ja !!! unter Humor/Satire, passt !

Die Geschichte ist für mich reine Satire, ganz toll geschrieben. Wie Mann sich in Hund verliebt. Den i-Punkt bildet der letzte Satz, der rundet das Ganze so ab, dass ich laut lachen musste.

Ich glaube, der Schreiber hat den Hund behalten. Oder wer ist der pfiffig lächelnde Mann auf dem Profilbild, den der Hund abschnuffelt ?
Danke - gefällt mir seeehr.
Viele Grüße von meiner Katze und mir -
Jil

lachende-smileys-016.gif

Ernu

@Jil  Ja, das sind Mina und ich.
Ich musste mir für das Profilfoto extra Leberwurst auf die Wange schmieren.

Jil

@Ernu  
Du bist nicht zu toppen 🎵

Klaus-Peter2

Ob man einen Hund braucht stellt man fest, wenn man ihn hat. 
Hat man ihn dann, fragt man sich,3F56D049-F11D-42F3-9BD5-6126A5425344.jpeg wie man ohne ihn auskommen konnte und die Ausgangsfrage ist rhetorischer Natur. 

ehemaliges Mitglied

Danke für die lieben Grüße ,Susi grüßt  nach Deutschland, komme ende März zurück.20190222_221003.jpgBis dahin hüte ich mit Frauchen die Papageien im Tropenhaus 

Sara B

Da grüßt doch der Percy seine entfernte Verwandte. Pors Even (6).JPG

Ernu

@Sara B  Aha, ein Sehhund.
Meine auch ;-)

Sehhund.jpg

Sara B

@Ernu  - Genau - sehen kann er prima. Vor allem wie gesagt Hunde auf dem Meeresboden unten.

Dieter42

@Sara B 

Grüße vorweg, auch wenn du mich gar nicht kennst. 

Ich denke mich rein in den größeren Hund, weiß nicht einmal, wie du ihn nennst. 

Blicke gespannt weit über ein größeres Gewässer, spüre den Wind, schon geht es mir besser. 

Gerne verweilte ich hier, auch als Hund kann ich meditieren:
Möchte mein Frauchen, mein Herrchen, niemals verlieren.


​​​​

Sara B

@Dieter42  - er schaut den Austernfischern unten vor den Klippen auf dem Meeresboden zu - wo auch Hunde herumhüpfen und mithelfen. Das Foto ist dort, wo das Buch "Die Islandfischer" von Pierre Loti spielt, unterhalb der Kirche, wo die beiden Hauptpersonen geheiratet haben.

ehemaliges Mitglied

Wozu ein Hund .? Ich hatte früher Papageien habe sie alle zu meinen Cousin nach Lanzarote ausgeflogen man wird nicht jünger.
So allein,damals noch mit meinen Lebensgefährten ,haben wir uns einen Hund an IMG-20201030-WA0007.jpggeschafft, erstens weil ich Hunde mag und zweitens um Langeweile vorzubeugen.  ICH muß  immer was zu tun haben ,so kam eine 10 Wochen alte Bolonka zweta Hündin ins Haus, das war 2013. Susanna von...... kurz Susi genannt hat uns auf Trapp gehalten. 
Ich liebe meine kleine Maus und es war schön sie bei mir zu haben als ich plötzlich  alleine war 2015. Wir zwei sind sind ein prima Team  machen alles zusammen und fliegen zusammen zu den Papageien nach Lanzarote.

Dieter42

"Frauen verstehen halt nichts von Hunden" 

Mag sein, mag nicht sein. Wer kann das wirklich wissen? 
Sehe täglich an meiner Wohnung, dass auch Frauen "Gassi" gehen müssen. 

Gern schaue ich Ihnen dabei zu. Einige ziehen die Leine, einige gönnen ihrem Hund Ruh. 

Kommt ein Herrchen vorbei, ist's genauso. 
Der eine zieht straff an der Leine, Ruh gönnt er seinem Liebling keine.
Der andere wartet, zeigt viel Geduld...! 



Wen trifft also mehr an Schuld? 
Ist es das Herrchen, ist's seine Frau? 
Mal ehrlich- ich weiß es nicht genau. 

Ba Su

den letzten Satz bitte streichen☝️

😃

Sommerzauber

Köstlich.......und soooo schön zu lesen😁😊. Von Anfang an schimmerte die Verliebtheit durch und für den Leser sehr gut zu erkennen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Mina dich um die Pfoten gewickelt hat. Ich kann dich soo gut verstehen.
Hieß nicht die Hündin von dem Martin Rütter auch Mina? War ein Golden Retriever. 
Knuddel Mina mal ordentlich von mir, diesem Blick könnte auch ich nicht (oder schlecht) widerstehen. 
Liebe Grüße, Katharina 😊🌺


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