Wo ist denn das Schwein?



Wo ist denn das Schwein?

Vor über 90 Jahren, im Mai 1922 trug sich in Großerkmannsdorf eine lustige Geschichte zu, bei der ein Schwein im Mittelpunkt stand. Wie es damals auch üblich war, gab es Schlachtklubs. Das waren vor allem Arbeiter, die gemeinsam für ein Schwein sorgten. Bei einem Bauern mit untergebracht, wurde es mit dem vorbei gebrachten Essensresten und kleinen und größeren Futterportionen heran gemästet. Endlich war es soweit. Für den 17. Mai war das „Aktienschlachten“ des Schlachtklubs angesetzt. „Aktienschlachten“ deshalb, weil nach den Futteranteilen nach dem Schlachten das Fleisch und die Wurst verteilt wurde. Zwei Klubmitglieder kümmerten sich um den Transport des Schweines, die anderen sollten ja erst am zeitigen Abend dazu stoßen, wenn die Arbeit beendet war. Schon am Vormittag holte man das vier Zentner schwere Borstentier ab und brachte es zum „Erbgericht“. Der Fleischer war noch nicht da und so entschied man, dem Schwein auf dem Hof noch einige Minuten Freiheit zu gönnen. Das Tor wurde geschlossen und mit dem Gastwirt ging man hinein. Es werden wohl einige Bier und Schnäpse gewesen sein, die man auf das kommende Ereignis trank. Als die beiden „Aufpasser“ nach etwa einer Stunde hinausgingen, war das Schwein weg. Schnell geriet man in Panik. Was würden die Kollegen sagen?
Der Gastwirt konnte sich nicht vorstellen, was passiert ist. Was nun? „Auf jeden Fall müssen wir uns erst einmal im Dorf umsehen“, wurde entschieden. Und so zog man hoch und hinunter, wieder war fast eine halbe Stunde vergangen. Das Schwein war nicht aufzufinden, niemand hatte es gesehen. Sollte etwa der Gastwirt doch das gemästete Schwein beiseite geschafft haben? Man konnte es sich eigentlich nicht vorstellen. Aber nun kamen nach und nach weitere Klubmitglieder und so entschied man Radebergs Polizei samt Polizeihund zu holen. Nach eine weiteren Stunde waren die angeforderten Gesetzeshüter vor Ort. Erste Befragungen begannen und der Polizeihund sollte die Spur aufnehmen. Das Ereignis hatte sich im Ort herum gesprochen, immer mehr Zuschauer kamen samt Kind und Kegel. Die wildesten Verdächtigungen und Gerüchte kamen auf. Eines der Kinder hatte seinen Ball mitgebracht. Selbstvergessen und vom eigentlichen Anliegen nichts weiter wahrnehmend, spielte es mit dem Ball. Als er einem Zuschauer vor den Fuß sprang, trat dieser dagegen. Der Ball flog auf den am Kirschbaum großen, liegenden Reisighaufen. Der Junge kletterte hinauf und in diesem Moment bewegte sich der Haufen. Das Schwein kam hervor. Es hatte sich zu einem Schläfchen in den Haufen begeben. Allgemeines Gelächter und mancher dumme Spruch bestimmten nun das Geschehen. An diesem Tag wurde nicht mehr geschlachtet, man hatte genug bei Bier und Schnaps „auszuwerten“. Und Kosten obendrein, denn der Polizeieinsatz musste bezahlt werden.

haweger

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Kommentare (5)

omasigi Es war vor einigen Jahren in Bolivien Sonntags auf dem Indianermarkt in " Tarabuco "
Faziniert schauten wir uns die bunten selbstgemachten und handgewebten Dinge an, die zum Kauf angeboten wurden.
Ploetzlich lautes gequitsche und ein Schwein lief durch die Gassen des Marktes an uns vorbei.
Hinter ihm 3-4 Maenner.
Das Schwein lief am Ende durch eine Pendeltuere einer Gastwirtschaft. Die Maener hinterher. Doch ploetzlich war das Schwein durch die Hintertuer drausen.
Spaeter erfuhren wir, dass diese Treibjagd erfolgreich war,
Zur Freude des Besitzer, der dieses Schwein gegen Mehl.Mais und Kartoffeln eintauschen wollte,
Fuer die integene Bevoelkerung ist dieser Markt am Sonntag fuer Tauschgeschaefte da.
Ein Erlebnis, das ich auch nicht vergessen werde.

omasigi
ehemaliges Mitglied ..., @Ferdinand, und ich hatte auch nicht von den Nachkriegszeiten gesprochen, ich hatte den etwas übermütigen Erstkommentierer gemeint. Die Geschichte selber finde ich auch ergötzlich, und sie steht bestimmt auf dem Boden von Tatsachen.
Zur Kirmes gingen sie natürlich zum Tanze - und anschließend, wenn sie noch ledig waren, auch "ins Heu"!
Aber ihr Leben war karg, und ein Augenblick voller Humor zählte bei ihnen wirklich "doppelt".
Haben wir sie in guter Erinnerung!
elbwolf - senkt das Haupt ...
Dnanidref die ich gerne gelesen habe und für die ich mich herzlich bedanke!

Aber auch "Elbwolf" hat Recht, wenn er an schlechtere Zeiten erinnert, die viele von uns durchgemacht haben, viele Menschen auf der Welt täglich erleben und die wir unseren Folgegenerationen nicht wünschen. Darum kann man solche Ermahnung wohl nicht oft genug aussprechen, zumal sie auch reizvolle Anregungen sein können, von diesen Zeiten ein bisschen mehr durch erinnernde Erzählungen an die jungen Generationen weiter zu geben. Wobei sicherlich auch damals lustige Episoden erlebt wurden,

meint freundlich grüßend
Ferdinand
ehemaliges Mitglied ... vorausgesetzt, der Magen knurrte nicht!
Solche (ich sage mal mit einem Vorwende-Ausdruck) "Kollektiv-Schweine" war (neben den eigenen Karnikeln) oft der einzige, einmal reichliche Fleischkonsum des Arbeiters im ganzen Jahr.
Ich erinnere mich, dass es bei meinen Großeltern einmal in der Woche Blutwurst-Scheiben mit Essig und Öl gab (und sonst Brotsuppe!); und die Karnikel waren genau für die hohen christlichen Feiertage verplant.
Also nicht übermütig kommentieren!
Gruß - elbwolf
christl1953 Eine lustige Geschichte die du uns da erzählt hast:Es besagt auch noch folgendes,früher wurde mehr mit Humor aufgenommen.

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