Wie das Rotkehlchen zu seinem Namen kam
Wie das Rotkehlchen zu seinem Namen kam
Vor Sonnenaufgang höre ich es singen –
mit vorgestreckter, rot betonter Brust,
von hoher Warte aus, voll Lebenslust –
hör ich sein Lied die Morgenluft durchdringen.
Als zarte Weise klingt es durch den Morgen;
es singt, als wär die Welt ganz ohne Sorgen.
Sein Name stammt von seinem roten Kehlchen,
das es erwarb, als unser Herrgott litt,
als er am Kreuze mit dem Tode stritt.
Da weinte leis sein mitleidvolles Seelchen;
es sah den Herrn mit seiner Dornenkrone,
die aufgesetzt ihm wurde nur zum Hohne.
Das Blut sah es von seiner Stirne tropfen,
und nichts konnt halten es in seinem Nest;
es flog zum Kreuze, zog am Dorne fest;
dabei hört es sein Herzchen mächtig klopfen.
Ein Tropfen Blut verfärbte sein Gefieder –
seither trägt es das ehrenvoll und bieder.
So glüht dies Rot, das schöner noch als Rosen,
auf jeder Brust der Kehlchen immerfort.
Der Herr, der nie vergißt sein Ehrenwort,
das er vergab an einen Farbenlosen …
So lasst uns lauschen früh und auch am Abend;
uns an den Tönen roter Kehlchen labend.
© Luzie Rudde
Kommentare (2)
Tulpenbluete13
Liebe Luzie,
da werde ich in Zukunft noch viel freudiger auf das Rotkehlchen schauen und hören. So wie Du es beschrieben hast- trägt es seinen Namen zu Recht.
Danke für dieses hübsche Gedicht.Ich habe es gern gelesen.
Schöne Ostern wünscht Dir
Angelika
Wunderschön ist dein Gedicht, es berührt mich sehr, danke dafür. In meinem Garten sehe ich oft Rotkehlchen - jedesmal bleibe ich stehen, sie sind sooo schön. 💖
Viele Grüße
Jil