Wer bringt die Ilse um die Ecke?
Manchmal finde ich, die schönsten Jahre meines Lebens waren die, in denen ich einem Kirchenchor angehörte.
Ich bin nicht mehr drin. Dafür gibt es gute Gründe. Mehrere Gründe, einer allein würde nicht ausreichen, dafür war es einfach zu schön im Chor.
Es war ein katholischer Kirchenchor, und - zumindest zu “meiner Zeit” galt: Katholiken feiern gern und oft und genüßlich!
Anfangs wurde ich im Chor ein bisschen “gemobbt”, wie man heute sagen würde. Mir war nämlich der Ruf vorausgeeilt, dass ich 1. musikalisch sei (ich würde also dem Chorleiter reinreden und mich selbst hervortun wollen), dass ich 2. mal Lehrerin war (also besserwisserisch und dominant), und den dritten Grund kann ich nicht nennen, weil ich damit jemanden diskriminieren würde. Sorry.
Nachdem man mir also demonstrativ die kalte Schulter gezeigt hatte - Einzelheiten lass ich jetzt weg - , und nachdem ich hauptsächlich durch kleine Gedichte über Chor und Chorleiter allen klargemacht hatte, dass ich mich weder für musikalisch hielt, noch dass es mir an Respekt vor dem Chorleiter gebrach, wurde ich endlich nicht nur akzeptiert, sondern sogar sowas wie populär - weniger durch meine Singerei als durch meine gereimten Beiträge zu allerlei Feten und zum Chorkarneval und auch zu gar keinen Anlässen!
Außerdem gehörte ich schon bald zum “Harten Kern” derjenigen, die nach jeder Chorprobe und nach jedem Chorevent die Pfarrheimtheke bevölkerten, standhaft bis zum Schluss, was oft nach Mitternacht war.
Mein ursprüngliches Motiv zum Chorbeitritt war: ich wollte meinem Bruder, der dem Chor angehörte, einen Gefallen tun.
Bald machte mir die Singerei auch Spaß, nachdem ich gelernt hatte, gleichzeitig auf die Noten, auf Mitsänger und Einsätze des Chorleiters zu achten, und ich endlich meine Probleme mit den lateinischen Texten überwunden hatte.
Meine Stimme - Alt - war zwar nicht übel, doch brauchte ich immer eine Zeit des “Einsingens”, bis ich richtig loslegen konnte.
Vor jeder Probe trafen sich einige vom Alt - manchmal auch andere - bei “Zillie” zum Einsingen und - naja - auch zum “Eintrinken”. Ein paar Schnäpschen, und die Singerei klappte wie geölt!
Darauf folgte im Pfarrheim vor der Probe eine weitere Vorbereitung an der Theke.
In der Pause während der Probe wurde die Stimme an der Theke “nachgeölt”.
Und wenn die Chorprobe um war, folgte die ausgiebige und ausgedehnte “letzte Ölung”, die sich, wie oben bereits angedeutet, oft bis weit nach Mitternacht ausdehnte. Manchmal hab ich mich dann so exzessiv eingeölt, dass jemand vom Chor glaubte, mich nach Hause bringen zu müssen - ich wohnte “um die Ecke”. Obwohl ich glaube, ich hätte es auch allein geschafft.
Aber war ja immerhin nett und sehr besorgt von den Mitsängern, nicht wahr?
Ja, und dann irgendwann bin ich ausgetreten aus dem Chor.
1. Ich hatte Freude am Chor, weil ich gern viel gesungen hab.
2. Dann habe ich gern viel gesungen und ein bisschen getrunken
3. Dann habe ich gern viel gesungen und viel getrunken
4. Dann habe ich gern ein bisschen gesungen, und sehr viel getrunken
....und vor 5. habe ich lieber Schluss gemacht!
Ein Grund war u.a. Zeitmangel; die anderen sind sehr privat.
Aber es war einfach eine schöne Zeit, mit der ich nur angenehme Erinnerungen verbinde.
Ich bin nicht mehr drin. Dafür gibt es gute Gründe. Mehrere Gründe, einer allein würde nicht ausreichen, dafür war es einfach zu schön im Chor.
Es war ein katholischer Kirchenchor, und - zumindest zu “meiner Zeit” galt: Katholiken feiern gern und oft und genüßlich!
Anfangs wurde ich im Chor ein bisschen “gemobbt”, wie man heute sagen würde. Mir war nämlich der Ruf vorausgeeilt, dass ich 1. musikalisch sei (ich würde also dem Chorleiter reinreden und mich selbst hervortun wollen), dass ich 2. mal Lehrerin war (also besserwisserisch und dominant), und den dritten Grund kann ich nicht nennen, weil ich damit jemanden diskriminieren würde. Sorry.
Nachdem man mir also demonstrativ die kalte Schulter gezeigt hatte - Einzelheiten lass ich jetzt weg - , und nachdem ich hauptsächlich durch kleine Gedichte über Chor und Chorleiter allen klargemacht hatte, dass ich mich weder für musikalisch hielt, noch dass es mir an Respekt vor dem Chorleiter gebrach, wurde ich endlich nicht nur akzeptiert, sondern sogar sowas wie populär - weniger durch meine Singerei als durch meine gereimten Beiträge zu allerlei Feten und zum Chorkarneval und auch zu gar keinen Anlässen!
Außerdem gehörte ich schon bald zum “Harten Kern” derjenigen, die nach jeder Chorprobe und nach jedem Chorevent die Pfarrheimtheke bevölkerten, standhaft bis zum Schluss, was oft nach Mitternacht war.
Mein ursprüngliches Motiv zum Chorbeitritt war: ich wollte meinem Bruder, der dem Chor angehörte, einen Gefallen tun.
Bald machte mir die Singerei auch Spaß, nachdem ich gelernt hatte, gleichzeitig auf die Noten, auf Mitsänger und Einsätze des Chorleiters zu achten, und ich endlich meine Probleme mit den lateinischen Texten überwunden hatte.
Meine Stimme - Alt - war zwar nicht übel, doch brauchte ich immer eine Zeit des “Einsingens”, bis ich richtig loslegen konnte.
Vor jeder Probe trafen sich einige vom Alt - manchmal auch andere - bei “Zillie” zum Einsingen und - naja - auch zum “Eintrinken”. Ein paar Schnäpschen, und die Singerei klappte wie geölt!
Darauf folgte im Pfarrheim vor der Probe eine weitere Vorbereitung an der Theke.
In der Pause während der Probe wurde die Stimme an der Theke “nachgeölt”.
Und wenn die Chorprobe um war, folgte die ausgiebige und ausgedehnte “letzte Ölung”, die sich, wie oben bereits angedeutet, oft bis weit nach Mitternacht ausdehnte. Manchmal hab ich mich dann so exzessiv eingeölt, dass jemand vom Chor glaubte, mich nach Hause bringen zu müssen - ich wohnte “um die Ecke”. Obwohl ich glaube, ich hätte es auch allein geschafft.
Aber war ja immerhin nett und sehr besorgt von den Mitsängern, nicht wahr?
Ja, und dann irgendwann bin ich ausgetreten aus dem Chor.
1. Ich hatte Freude am Chor, weil ich gern viel gesungen hab.
2. Dann habe ich gern viel gesungen und ein bisschen getrunken
3. Dann habe ich gern viel gesungen und viel getrunken
4. Dann habe ich gern ein bisschen gesungen, und sehr viel getrunken
....und vor 5. habe ich lieber Schluss gemacht!
Ein Grund war u.a. Zeitmangel; die anderen sind sehr privat.
Aber es war einfach eine schöne Zeit, mit der ich nur angenehme Erinnerungen verbinde.
Kommentare (2)
ehemaliges Mitglied
Die "Ecke" ist also de facto existent gewesen, wenn Ilsekind raddeldaddelzu nach Hause geschafft werden musste nach exzessiver Singerei!
Köstlich! ---> Aaaber... ich neige auch zu der Annahme, dass Lehrer nicht aus ihrer gelehrten Haut schlüpfen können, es sei denn, sie haben genügend Selbstironie intus, die ihnen irgendwann signalisiert hat: "Vorsicht, Kindchen, Du fängst an, Dich wie ein(e) Lehrer(in) aufzuführen! Das scheint bei Dir der Fall zu sein. Bemerkenswert!
*Ramires*
Köstlich! ---> Aaaber... ich neige auch zu der Annahme, dass Lehrer nicht aus ihrer gelehrten Haut schlüpfen können, es sei denn, sie haben genügend Selbstironie intus, die ihnen irgendwann signalisiert hat: "Vorsicht, Kindchen, Du fängst an, Dich wie ein(e) Lehrer(in) aufzuführen! Das scheint bei Dir der Fall zu sein. Bemerkenswert!
*Ramires*
Lieben Gruß
Sigrun