wenn's Sommer wurde oder war............


...die Akazien falteten ihr Blätter auf, die häubchenartigen Blüten verströmten einen süßen Duft und den Bienen gleich, lutschten wir sie aus. "Ihr werdet nochmal eine Biene verschlucken....." so war der Kommentar der Erwachsenen. Und heimlich wurde weiter gelutscht.
Und dann, dann waren die Maikäfer dran...........hurra, wo steht der beste Maikäferbaum? Jeder hatte so seinen "eigenen", der möglichst geheimgehalten wurde. Ich, als Bäckerskind, war schon sehr früh aus dem Bette raus. Klaute für die Hühner die begehrten Rübenblätter und streifte an meinem Maikäferbaum vorbei.
Eine Buche war es, noch mehr Strauch als Baum, doch er ließ sich ganz leicht schütteln oder die Äste runterbiegen.
Mein ganzer Stolz war eine echte Zigarrenkiste aus leichtem Holz.
Opa hatte sie spendiert, hatte auch noch Löcher reingebohrt und ein Band daran befestigt. So lief ich los, Rübenblätter unterm Arm und die Kiste um den Hals. In manchen Jahren gab so viele Maikäfer, daß jeder "Kleingärtner" stöhnte und der Boden nach Larven umgegraben wurde.
Meine Hühner bekamen ein Sonderfrühstück - Maikäfer und Rübenblätter.
Solange, bis der Bäckermeister "hilfe" schrie. Laß die Maikäfer weg, denn die Eier schmecken schon danach.
Dann war Käferruhezeit, doch jetzt waren die Frösche schon herangewachsen und Mutti schrie schon vorab,"laß ja die Frösche in Ruhe",
sonst schläfst du im Hühnerstall".
Ach nee, zwei so kleine fallen doch überhaupt nicht auf und schwupp, waren sie in der Hosentasche.
Schnell in mein Zimmer, das Terrarium aus dem Seitenspeicher geholt, klein bei klein eingerichtet - doch was fressen die?
Fliegen standen auf dem Speisezettel - ohje, die gab es genug, doch wie fange ich die unauffällig?
Ich weihte unser Dienstmädchen ein......iihhh, war die Resonanz.
Jetzt mußte meine Freundin her, in der großen Veranda an ihrem Haus, da war ein Tummelplatz. Von ihrer Mutter bekamen wir ein Einweckglas mit Deckel drauf und die Jagd begann.
Das war eine Hetz, eine kam rein und drei flogen raus.
Der einzige, der wirklich Spaß daran hatte, war der Hund Cora, denn uns ist er recht schnell vergangen.
Sie kamen wieder in ihren Wiesengrund und Ruhe war.
Die Sommerferien waren zu Ende und nun kam die staatlich angeordnete "Kartoffelkäfer"-Aktion.
Äääh, gäbe es doch viel besseres zu tun......
Dann wurden diese blöden Käfer auch noch gezählt und man konnte "Kartoffelkäfer-König oder Königin" werden. Igitt, die gelben Hände reichten schon.
Ich sammelte lieber die rosa Larven ab und ließ die anderen fliegen.
Die begleitenden Lehrer hatten auch keine Lust, taten auch nur so, und somit fiel meine Faulheit überhaupt nicht auf.
Doch als ich mit einer Blindschleiche nach Hause kam, da rastete meine Mutter aus. Meine Mutter sah meinem Spiel zu und fing zu schreien an.
Schnell steckte ich das Tier in meinem Halsausschnitt rein...sie war weg und ich vor der Tür.
Also wieder runter in den Wiesengrund...der Schlange noch ein Küsschen geben und sauber nach Hause kommen.
"Aber gleich in die Wanne rein!!!!" war der Kommando-Ton.
Naja, dann eben auch.....ein Bad kann nie schaden.
Und wie immer, wurden meine Klamotten und alle Taschen streng kontrolliert. Ich war sauber......doch jeden Tag die gleichen Kontrollen.
Irgendwann brachte ich keine Viecher mehr nach Hause, es war doch lästig mit der Durchsucherei.
Schon damals habe ich mir geschworen, wenn ich mal Kinder habe, dann dürfen sie alles mit nach Hause bringen.
Als es soweit war, wurde es mir auch bald zum Überdruß - doch ich hielt lange durch, so lange, bis sie selbst die Lust verloren hatten.
Und dann war gut.
es grüßt der Hamster, das Meerschwein und die Schlange....
mit tierischen Grüßen
Moni-Finchen


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Kommentare (5)

finchen ich wußte doch, daß ich eine Bildungslücke behalten habe. Werde sofort Protest einlegen und das Schulgeld zurückfordern. Leider sind die Herrschaften von damals schon unter der Erde und weit weg liegen ihre Gräber.....
Heutzutage fange ich auch keine Maikäfer mehr, ich benehme mich altersgerecht!!!!
Liebe Grüße
Moni-Finchen
Syrdal

...diese Biolehrerin möchte ich gerne mal in die Finger bekommen, von wegen, Maikäfer hätten keine Nerven! - Was machen sie dann mit ihren buschigen gelben Fühlern? Diese sind hochsensibel und prall voller Nerven, die weit empfindsamer sind, als alles, was der Mensch an Nerven besitzt. Immerhin hat ein Maikäfermännchen in jedem Fühler 50.000 Geruchsnerven! Die Weibchen allerdings haben nur 9000, sicher deshalb, dass sie ungeduschte Männchen nicht so deutlich riechen...
Aber, finchen, erinnere Dich doch mal an den traurigen Maikäfer in "Peterchens Mondfahrt". Ach hat der gelitten... Und da sollen Maikäfer keine Nerven haben? - Na, Deiner Biolehrerein würde ich es aber erzählen...
Dich grüße ich hier mit dem Maikäfergruß des Jahres 2014: "Summbrummsumm"

Syrdal

finchen aber wehe, du sagst nochmal, daß ich rabiat im Umgang mit den Viechern war !!! Nee, nee, das war eher meine Mutter, die täglich Taschenkontrolle machte und schwupp flogen sie raus. Ich brachte sie wenigstens unbeschadet an den Ursprungsort zurück. Naja, bis auf die Maikäfer, die wurden sowieso von den Krähen gefressen....und besitzen keine Nerven..................wie mir die Biolehrerin versicherte.
mit krötigen Grüßen
das Moni-Finchen
Syrdal

...nun finde ich mich bei Deiner schönen Erinnerung an die naturnahe Kindheit sogleich in meine eigene versetzt.
Ja, Maikäfer haben wir freilich auch gesammelt und in die schönen Zigarrenkisten eingesperrt, die es damals aus dünnem Holz und mit bunten Bildern aus Übersee auf dem Deckel gab. Wichtig waren die Luftlöcher und natürlich auch die Rübenblätter, damit die Käfer es weich und warm hatten. Und sie erhielten auch alle einen Name wie Peter, Martin, Johannes... oder sie wurden nach ihrem Aussehen ganz klar handwerklichen Berufen wie Schornsteinfeger, Bäcker, Tischler oder sogar auch Lehrer oder Pfarrer zugeordnet. - Aber! Liebes finchen... leiden musste bei uns nicht ein einziger Maikäfer. Und an die Hühner verfüttern, nein, finchen, das habe ich niemals gemacht. Alle durften wieder in die Freiheit fliegen.
Sogar eine Maus, die Mutter im Keller erwischt hat und die nun in einem hohen Steintopf gefangen war und verzweifelt versuchte, in die Freiheit zu gelangen, habe ich heimlich im Garten aus ihrem irdenen Gefängnis mit den ach so glatten Wänden entlassen. Und ich hatte dabei ein gutes, ein sehr gutes Gewissen, selbst als ich dann mit drohendem Finger zur Rede gestellt wurde ob meiner Befreiungstat. (Aber insgeheim wurde diese ja doch gewürdigt, nur das durfte man mir ja nicht sagen - bemerkt habe ich es dennoch.)
Liebes finchen, Deiner Erzählung zufolge warst Du wohl ein wenig rabiater im Umgang mit Käfer, Blindschleiche und Frosch. - Sei's drum, es war eine schöne Kindheit, selbst mit den verordneten Einsätzen im Kartoffelfeld. Immerhin war das Ablesen der gestreiften Käfer und glitschigen rostbraunen Larven besser, als das Besprühen der Kartoffelpflanzen mit chemischen Giften, die heute die Kartoffeln "würzen".
Lange könnte man nachsinnen über unsere schönen Erlebnisse in den jungen, unbeschwerten Jahren... Danke für Deine Erinnerung...
Syrdal
Tessie Danke für die schönen Erinnerungen, die Du mit uns teilst. An die Zigarrenkästchen von Opa kann ich mich auch noch gut erinnern ..... und die "armen" Maikäfer, die von uns Kindern dort eingesperrt wurden.
LG Tessie

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