Wenn du jung bist, merkst Du's nicht, alles ist dir selbstverständlich.
alles ist dir selbstverständlich.
Leben scheint im Morgenlicht
unzerstörbar, ganz unendlich.
Lebst von Tag zu Tag und ahnst
manchmal auch des Schicksals Schwere,
doch du hoffst trotzdem und planst,
als ob‘s Leben ewig währe.
Und auf einmal merkst du schwer,
dass die Jahre rascher schwinden;
alles ändert sich umher,
lässt sich nicht mehr an dich binden.
Wenn das Alter dich befällt,
kommen andere Gedanken,
denn Gesundheit in der Welt
wird geschätzt erst von den Kranken.
Dann merkst du auf jeden Fall,
dass dein Ich wird nebensächlich
und im großen Weltenall
unbedeutend, klein und schwächlich.
Große Güte hält dich fest,
was gewesen, wird verständlich,
jeder Zweifel dich verlässt,
inn'res Leben wird unendlich.
Und du fühlst dich glücklich doch,
kannst ja hoffen, glauben, lieben.
Denn Du bist trotz Alter noch
in der Seele jung geblieben.
1975
Kommentare (10)
Ja Anja, meine Oma. Alle meine alten Verwandten lebten in ihren letzten Jahren bei mir...ich hatte 25 Jahre lang immer einen alten Menschen mit in der Familie. So wuchsen meine Kinder damit auf und auch mein älterer Enkel hat es noch miterlebt. Dankbarkeit für das, was sie mir in der Kindheit waren und gaben konnte ich so zurückgeben
LG Flo
alles ist dir selbstverständlich.
Leben scheint im Morgenlicht
unzerstörbar, ganz unendlich.
Liebe Flo, wie gut hat doch die urewige Schöpfung alles eingerichtet. Nur in der von Kümmernissen freien Unbeschwertheit der jungen Jahre können sich frohe Lebensziele herausbilden, die dann lange Zeit mit Kraft und Elan im Blickfeld bleiben. Hürden, Barrieren, Rückschläge, freilich auch Unüberwindbares stellt sich alsbald ein und es gilt, neue gangbare Wege zu finden, ebenso auch die Fähikeit, mit den sich ständig verändernden Lebenserscheinungen umgehen zu können, damit in hohen Jahren die sinnvollen Worte stimmig sind:
kannst ja hoffen, glauben, lieben.
Denn Du bist trotz Alter noch
in der Seele jung geblieben.
Dies nenne ich ein glückliches, erfülltes Leben.
Altersfrohe Grüße
Syrdal
Altersfroh...ja, das bin ich auch, trotz der Balken, die mir das Leben zwischen die Beine geworfen und mich fast gehunfähig gemacht hat
Danke für Deine immer so schönen Kommentare.
LG Flo
Sehr gut geschrieben, sowohl technisch als auch inhaltlich. Ich bin nun 75 und überlege, was noch alles bis zu meinem Tod, der ja irgendwann unausweichlich sein wird, passieren kann. Und nachdem ein Gesundheits-Check sehr günstig für mich ausfiel, was ich noch alles erleben will.
Viele denken nicht über dies alles nach, weil sie meinen, wie der Zauberlehrling, "die Geister die ich rief, die werd ich nun nicht los", was natürlich Unsinn ist. Man beschwört keine Unglücke herauf, wenn man über mögliche Folgen nachdenkt, und man ist noch lange nicht in Depressionen verfallen, wenn man darüber nachdenkt.
Ich hoffe, dass ich hier noch mehr von solch guten Gedichten zu lesen bekomme.
DF
Wenn du jung bist, merkst Du's nicht,
alles ist dir selbstverständlich.
Bis auf die, die schon in jungen Jahren krank sind. Die merken's halt früher.
VG, F.
Ja, das ist richtig. Dies war ja auch speziell für meine Großmutter geschrieben. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich so früh aus dem Berufsleben gerissen werde und nicht mehr laufen kann...es ergibt sich aber immer etwas Neues
lg Flo
Was für ein wunderbares Gedicht und was für ein zauberhaftes Foto, das Du zu dem Gedicht eingestellt hast.
Ich habe Deinen Blog sehr sehr gern besucht und gelesen.
Ganzdollwinkt
Brita mit einem t
Was für ein berührendes Gedicht
Und so wahr.
Man nimmt tatsächlich vieles als selbstverständlich
und hat seinen Blick ganz oft wenn man jung ist,
nur auf sich selbst gerichtet.
Ich schaue mir das Bild hier die ganze Zeit an und mein Herz wird ganz weit.
Da spricht auch so viel Liebe aus dem Bild.
Ein Miteinander in allen Generationen.
Jeder lässt sich auf den anderen ein.
So ähnlich sah meine Oma in ihrem Demenz-Endstadium auch aus.
Nur noch ein bisschen kleiner und zierlicher.
Ich habe sie bei mir zu Hause gepflegt und bin trotz viel Arbeit so dankbar
dass ich sie hatte. Dass ich sie pflegen konnte.
Ich habe sie auch ins Leben mit einbezogen
und sie hat es mir mit ihrer Liebe und ihr Aufblühen dabei gedankt.
So wie eure Oma ?? auf dem Bild.
So sollte es sein
Ein Blick auf das älter werden und ein Blick für andere.
Für unsere älter werdenden Eltern oder Großeltern
die schon ein langsames Lebenstempo haben.
aber immer noch da sind und ihr Herz noch blüht.
Mal das eigene Lebenstempo anhalten, indem man gerade
mit 180 auf der Überholspur ist und an viele vorbeirauscht.
Danke fürs zeigen dieses herrlichen wertvollen Bildes
LG Anja