Weinlese am Kaiserstuhl
Jetzt hat sie begonnen, die Zeit der Lese.
Frühjahr und Sommer vergingen, mit dem immer wieder sorgenvollen Blick an den Himmel:
"Jetzt kein Unwetter, die Reben blühen" - "Habt Ihr gehört? Wenige Kilometer weiter von hier - schwerer Hagel. Alles ist hin" - so war es über den gesamten Sommer zu hören.
Unbeständiges Wetter - mitunter an einem Ort zu viel des Regens mit der Gefahr von Pilzbefall.
Doch all das liegt nun hinter den Winzern.
Bulldogs rattern durch die Gegend mit ihren Hängern und den leeren Bottichen - Schon in aller Frühe geht es los.
Männer, Frauen und Kinder, hier und da ein Hund im Schlepptau.
Alles ist genau festgelegt. Der Gehalt an Oechsle wird ständig überprüft und von diesem hängt alles Weitere ab.
In diesem Herbst finde ich in "meinen" Kaiserstuhlorten nur lachende Gesichter. In einer Strauße berichtet der Jungwinzer "wir lassen noch ein paar Tage hängen, fast 100 Oechsle - da gibt es ja in diesem Jahr vom Müller keinen Qualitätswein"!
In welchen Ortsteil des Kaiserstuhls man auch fährt - überall ist eine fröhliche und heitere Stimmung. Viele Touristen sind da - Wanderer, die das wundervolle Wetter genießend noch einmal über die Mondberge wandern, einkehren und in den behäbigen Gastwirtschaften die reichhaltige badische Küche genießen.
Es ist gleichzeitig Zeit für die Schlachtplatte, auch Wild und Pilze sind angesagt. Von den Forellen ganz zu schweigen.
An allen Straßenecken stehen Verkaufsstände mit kleinen Kassen.
Hier kann man sich bedienen: Trauben, Kürbis, Tomaten noch hier und da, Äpfel, Birnen und Zwetschgen. Wenn man Glück hat, findet sich auch noch eine Schale mit späten Erdbeeren oder Himbeeren.
Auf den Wiesen an den Hängen, die über der Anpflanzhöhe der Reben liegen, strecken sich die Herbstzeitlosen dem blauen Himmel entgegen, in dem einige Wolken spielen. Rote Beeren leuchten aus den Büschen.
In den engen Gassen oder auf dem freien Land in den Höfen findet sich immer wieder das Schild:
Hofmarkt:
Zu erwerben Bio-Eier (hier glaubt man es gern!), Bio-Brot aus Dinkel, Roggen und Weizen,
alle Sorten Salat und selbst hergestellte Marmeladen, Säfte und Kuchen.
Schnappes in schönen schlanken Flaschen der verschiedensten Größen und nicht zuletzt die alltäglichen Dinge wie Kartoffeln, Salat und alle Gartengemüse!
Auch ein Bio-Metzger kann hier seine Erzeugnisse verkaufen und sie werden gern gekauft.
Die Portionen in den Gaststätten oder Straußen nach langer Wanderung sättigen jeden noch so kräftigen und hungrigen Wanderer und Wanderin.
Der Wein schmeckt, die Römer - immer noch gern angenommen, trotz der schlanken schönen modernen Weingläser - kreisen.
Die meisten der Touristen können das Auto stehen lassen, das gemütliche Bett winkt 1 oder 2 Stockwerke höher.
Die Zweige mancher Apfelbäume - hier kommt es auf die Sorte an - werden schwer an nach unten gezogen, so reichlich ist die Ernte in diesem Jahr.
Überall gibt es Zwiebelkuchen und Neuen Süßen, der - je nachdem wie alt er wird - in den Kretzer übergeht.
Alles kann man gar nicht probieren - die Zeit ist zu kurz.
Über den Terrassen mit den Reben erhebt sich auf den Höhen der Wald - täglich kann man die Herbstfarben auch aus der Ferne deutlicher erkennen.
Bald werden hier die Blätter fliegen, denn der Wind hat dort oben ein leichtes Spiel. Aus den Vogesen oder dem Schwarzwald kommend, wird er alle hinweg fegen. Aber jetzt erfreuen sie noch das Auge mit der Vielfältigkeit ihrer Farben.
Den ganzen Tag über sind die Trecker mit ihren Hängern und vollen Bottichen zur Winzergenosschenschaft gefahren. Die Bottiche werden gewogen. Dann gehen die Trauben ihrer Bestimmung entgegen.
Die Männer stehen wartend, ein Glas Wein genießend, die Tagespolitik erörternd, der eine oder andere eine Zigarette rauchend.
Die Bottiche sind übervoll - zufriedene Gesichter rundum.
Lachen - ein gutes Jahr, eine gute Lese bei bestem Wetter. Fast alles ist eingebracht -
Ernte Dank!
(c) Meli Franzen
Herbst 2009
So war es 2009, wie es 2012 wird, kann man noch nicht sagen.
Es gab durch Hagelschaden schwere Ausfälle im Markgräfler Land. Heuer wird die Lese Anfang Oktober beginnen.
Meli
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