Was sonst noch so passierte


Verdammte Technik!

Im Jahr 1988 reiste ich nach Warschau, wo ich in einem Interhotel wohnte. Es war alles sehr modern und ich war bisher nur an das Zelten gewöhnt. Ich fand es toll, dass das Zimmer eine Nasszelle hatte und benutzte sie sofort. Mit der Toilette hatte ich keine Probleme, denn sie funktionierte wie unsere zu Hause. Als ich mir jedoch die Hände waschen wollte, stieß ich auf Schwierigkeiten, denn ich wusste nicht, wie ich diesem seltsamen Gebilde, das sich an der Stelle eines Wasserhahns befand, Wasser entlocken sollte. Ich drehte den Schwenkarm nach links und nach rechts, aber es kam zunächst kein Wasser. Nachdem ich dies einige Male gemacht hatte, strömte doch plötzlich kaltes Wasser in das Waschbecken. Leider war der Strahl so stark, dass ich befürchtete, das Waschbecken könnte überlaufen. Wieder drehte ich den Schwenkarm in beide Richtungen, ohne dass der Wasserstrahl dünner wurde. Da entdeckte ich hinter der eigenartigen Armatur einen Hebel und hoffte, mit seiner Hilfe den Wasserzufluss beenden zu können, was sich aber leider als Trugschluss erwies, denn damit versperrte ich nur den Abfluss und der Wasserstand im Becken nahm schnell zu. Also benutzte ich den Hebel erneut, um das Wasser wieder abfließen zu lassen und starrte auf diese eigenartige Mischbatterie bis ich endlich auf die Idee kam, dass dabei außer Bewegungen nach rechts und links auch solche nach oben und unten möglich waren. Damit gelang es mir nach bangen Minuten den Wasserstrahl abzustellen und eine Überschwemmung zu verhindern.

Bei meinem ersten Besuch der CBIT in Hannover war ich überwältigt von der gezeigten Technik, von der ich hinter der Mauer nur wenig mitbekommen hatte. Während ich auf einer Rolltreppe in eine obere Etage unterwegs war, hörte ich an meinem Ohr einen Mann sprechen, der sehr eigenartige Dinge sagte. So fragte er: „Kommst du heute Abend zu mir ins Hotel?“ Ich wagte nicht hinzusehen, da flüsterte er mir ins Ohr: „Ich freue mich schon auf dich und kann es kaum noch erwarten.“ Ich war sehr verwundert, denn ich hatte ja noch gar nicht zugesagt. Ungeachtet dessen flirtete er weiter: „Ich besorge eine gute Flasche Rotwein, die können wir dann zusammen trinken.“ Jetzt wurde es mir aber doch zu bunt und ich drehte mich verärgert um. Da sah ich einen Herrn im Anzug, der in einer Hand einen offensichtlich schweren Kasten trug, aus dem ein Kabel herauskam, welches am Ende einen Telefonhörer hatte, den der Mann mit der anderen Hand an sein Ohr hielt. Er benutzte, wie ich messerscharf schloss, ein damals sündhaft teures Funktelefon.

Jedoch kann uns nicht nur unbekannte Technik in Erstaunen versetzen, sondern auch die Menschen in anderen Klimazonen.

Einmal waren wir im Hochsommer in Helsinki. Am Tag reichte die Sonne für einen Sonnenbrand auf meinem Kopf, aber abends war es uns draußen trotz wärmender Kleidung viel zu kalt und so genossen wir unser Abendessen gemeinsam mit vielen anderen Touristen lieber im Hotelrestaurant. Als wir aus dem Fenster schauten, sahen wir einen Mann in kurzen Hosen und T-Shirt auf der Terrasse Platz nehmen und essen. Vermutlich war er wesentlich tiefere Temperaturen gewohnt und deshalb war es ihm drinnen zu warm.

Eine Hotelangestellte auf Lanzarote erzählte uns einmal bei einem Urlaub im November, dass sie jeden Abend nach der Arbeit erst mal ein heißes Bad nehme, um sich aufzuwärmen, wohingegen wir die herrschende Temperatur von 28 Grad im Schatten genossen und täglich im Meer badeten.

Während
einer Wanderung in Frankreich war es uns gerade noch gelungen, uns unterzustellen, dann fing es gewaltig an zu regnen. Die aufgestellten Sonnenschirme boten nur teilweisen Schutz vor Nässe, aber es gelang mir trotzdem, dass meine Schuhe trocken blieben, denn wir hatten ja noch einen langen Fußweg vor uns, den ich ungern in nassen Schuhen absolvieren wollte, um mir keine Blasen zu laufen. Der Regen war heftig, hörte aber schnell wieder auf. Wir besichtigten die kleine Stadt, in der wir uns befanden ein wenig, um uns danach auf den Heimweg zu machen. Eine Toilette am Straßenrand kam uns gerade recht, denn wir wollten doch nicht das Naturschutzgebiet verunreinigen. Nach Einwurf von einem Franc öffnete sich die Tür und meine Frau betrat als Erste die Hightech- Toilette. Nach einer Weile öffnete sich die Tür und sie kam wieder heraus. In Ermangelung von weiteren Geldstücken nutzte ich die offene Tür, um kostenlos den relativ großen Raum zu betreten. Hinter mir schloss sich die Tür wieder. Nach der Erledigung meines Geschäfts wollte ich das Toilettenhaus verlassen, aber die Tür war zu und eine Türklinke gab es nicht. In meiner Verzweiflung drückte ich alle vorhandenen Knöpfe neben der Tür, ohne jedoch irgendeine Wirkung zu erzielen – die Tür blieb zu. Zu meinem größten Schrecken wurde aber plötzlich der Raum geflutet und ich stand schließlich bis zum Knöchel in Seifenwasser. Das automatische Reinigungsprogramm schien abzulaufen und ich hatte keine Chance, mich an einen trockenen Ort zu flüchten. Nachdem meine Schuhe vollgelaufen waren, öffnete sich endlich die Tür und ich konnte mit meinen klitschnassen Füßen auf die Straße gehen und so den Heimweg antreten. Es schmatzte bei jedem Schritt und das Gefühl war schrecklich.



Ja, und dann gibt es manchmal noch so eine Situationskomik, wie zum Beispiel diese hier.

Im Jahr 2008 erfüllte ich mir einen ganz alten Wunsch und flog zusammen mit meiner Frau nach Liverpool, um endlich die Heimat der Beatles kennenzulernen. Das Wetter war scheußlich und nachdem wir an der Magical Mystery Tour teilgenommen und außerdem die Stadtrund­fahrt mit dem Hop-On/Hop-Off Bus dreimal absolviert hatten, sahen wir nur noch die Möglichkeit, shoppen zu gehen, um die Zeit bis zum Rückflug warm und trocken zu verbringen. Deshalb betraten wir ein Marks & Spencer Warenhaus, wo sich meine Frau besonders für die angebotenen Bikinis interessierte, denn jedes Teil kostete nur ein bis zwei Pfund. Bald hatte sie einen Bikini ausgewählt, war sich aber nicht sicher, ob er ihr passte, weshalb sie mich bat, nach einer Umkleidekabine Ausschau zu halten. Während sie weitersuchte, nahm ich ihr den Bügel mit Höschen und BH ab und als eine Verkäuferin in der Nähe war, ging ich auf diese zu und fragte auf Englisch: „Entschuldigung, wo sind die Umkleidekabinen?“ Sie sah mich etwas seltsam an und antwortete dann: „Eine Treppe tiefer, aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, er wird Ihnen nicht passen.“ Ich begriff, dass sie dachte, ich wolle den Bikini anprobieren und beeilte mich, zu sagen: „Ist nicht für mich, ist für meine Frau!“ Dabei zeigte ich dahin, wo ich meine Frau zuletzt gesehen hatte, aber diese war inzwischen irgendwo zwischen den Regalen und Kleiderständern abgetaucht und damit unsichtbar. Die Verkäuferin schaute mich sehr merkwürdig an, bevor sie wegging.

Manche Vermieter haben eigenartige Marotten.

In einer kleinen Pension im Rheinland gesellte sich die Wirtin während des Frühstücks zu uns, um zu plaudern. Das wäre ja nichts Schlimmes gewesen, hätte sie uns nicht erzählt, dass sie einen großen Aufwand gehabt hätte, ihre drei Fremdenzimmer mit Dusche und WC zu versehen, da das Abflussrohr zu dünn gewesen sei. Um die Ausscheidungen der Gäste trotzdem abzutransportieren, musste ein Schredder für Fäkalien eingebaut werden, dessen Funktionsweise sie uns in allen Einzelheiten erläuterte. Als uns der Appetit vergangen war, fragte sie scheinheilig, ob es uns nicht schmecke.

Eine andere Vermieterin hatte von ihrem Mann, der Kriminalkommissar war, offensichtlich strenge Auflagen, was die Feriengäste betraf. So mussten wir zuerst die Kenntnisnahme der Hausordnung quittieren, dann mussten wir für alle Einrichtungsgegenstände, den Zimmerschlüssel und jede Mahlzeit unterschreiben, wobei es eine Liste mit den verwendeten Geschirr- und Besteckteilen gab. Ohne Unterschrift hätten wir nichts zu essen bekommen. In der Hausordnung waren für den Fall des Verlustes irgendwelcher Haushaltsgegenstände drastische Strafen angedroht. Am Ende waren wir froh, ohne Vorstrafe wieder nach Haus fahren zu dürfen.

Aus meinem Buch "Wer nicht fährt, der fliegt".


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