Warum die Türe benützen, wenn man durchs Fenster steigen kann


Warum die Türe benützen, wenn man durchs Fenster steigen kann


Zufällig fiel heute die Aussage «durchs Fenster steigen»………und ich erinnerte mich gleich an zwei Geschichten, die ich Euch hier gerne erzähle:
 
Als Kind fand ich nichts aufregender, als durch ein Fenster zu klettern.
 
Eines Tages verbrachte ein Teil der kleinen Familie Schenkel gemeinsame Ferien in Schmitten in eine Ferienwohnung. Wie schon mal anderswo beschrieben, bestand die Familie aus meiner Mama, ihrem Bruder/meinem Patenonkel, Fritz, seiner Frau Martha und deren Kinder Wally und Ernst und ich natürlich. Wally war die Älteste, ich die Mittlere und den Jüngsten nannten wir «Ärnschtli».


Familie Schenkel Ernst Fritz Wally.jpgFamilie Schenkel Ernst Fritz Wally.jpg
 
In meiner Erinnerung war das Ferienhaus ideal ausserhalb des Dorfes und nicht weit weg vom Waldrand und einem Bach gelegen, den wir stauten und uns ein kleines «Bädli» formten, sodass wir Kinder uns ein Bad im Bach genehmigen konnten.
Als wir am Bach «arbeiteten», gab es immer wieder Gründe, mal schnell nach Hause zu rennen, um irgendetwas zu holen. Der Weg führte direkt zu den Fenstern der Küche und weil es sehr warm war, standen die Fenster offen. Diese offenen Fenster lösten bei mir einen besonderen Reiz aus, um nicht durch die seitliche Haustüre gehen zu müssen, wo einem die Erwachsenen sehen und auch noch blöd befragen konnten, direkt durch ein solches Fenster zu klettern – und ich tat es, war «saumässig» stolz. In der Küche gefunden, was ich suchte, machte ich mich wieder ans Fensterklettern, um das Haus  zu verlassen und was passiert plötzlich??? Eine laute, ernste und bekannte Männerstimme behauptete: « wenn Kinder durch Fenster klettern, bleiben sie ein Leben lang KLEIN».

Mich traf fast der Schlag, als ich erstens diese Stimme hörte, die mir sowieso stets Angst einflösste und zweitens, dass ich ein Leben lang klein bleiben sollte.
Beschämt ging ich durch die Haustüre raus und überlegte, was ich eben gerade zu hören bekam!
Mir kam dann der Gedanke, dass Fritz vermutlich als Kind auch mal durchs Fenster kroch, denn er war KLEIN, wie meine Mutter auch, 152 cm.
Und ich kletterte weiterhin durchs Fenster, wenn immer sich die Gelegenheit anbot.
 
So geschehen einige Jahre später, ich war bereits grossgewachsen erwachsen und befand mich schon einige Zeit in Lausanne.
grossgewachsen erwachsen.jpeg 
 
Dort meinte eines Tages mein Hausarzt, ich müsse dringend für ein paar Wochen nach Leysin zur Erholung. Dort lernte ich einige interessante Mitpatienten kennen, die zum Teil mehrere Wochen dort zu verbringen hatten – u.a. der damalige Turmwächter der Kathedrale Lausanne, der zwischen 22 – 02 Uhr stündlich die Zeit auszurufen hatte.
 
Aber seinetwegen bin ich nicht durchs Fenster geklettert, sondern wegen eines anderen, sehr charmanten Patienten, den ich an einem verl. Wochenende in Leysin besuchte, nachdem ich bereits wieder munter zurück in Lausanne war.
 
Damit der Aufenthalt nicht so teuer wurde, buchte ich ein Zimmer mit Vollpension bei der Heilsarmee – ich nehme an, dass die Heilsarmee allen ein Begriff ist. Für mich damals auch, aber ich hatte keine Ahnung über deren Gepflogenheiten: Pünktlichkeit zum Mittag- und Abendessen, abends keinen Ausgang und natürlich als junge Frau keinen Herrenbesuch.

Das Haus der Heilsarmee wurde gerade aussen renoviert, sodass es eingerüstet war. Dieser Zustand kam mir sehr entgegen, als ich eben realisierte, dass meine Verabredung eigentlich zum Scheitern verurteilt war! – So durfte/sollte/konnte ich wieder aus dem Fenster klettern. Und nicht nur das – dank dem Baugerüst, bin ich darüber abgehauen und den gleichen Weg wieder zurückgekommen!!!  Niemand merkte etwas und ich hatte meinen Spass – mit dem Fenster…………
 
Jutta

PS: Ich muss zugeben, dass ich heute sehr froh bin, stets die Türe benützen zu dürfen 😉

 


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Kommentare (4)

Claudine

Du warst ein echter kleiner Wildfang, liebe Jutta. 
Aus dem Fenster zu klettern, hat Deinem Wachstum jedenfalls nicht geschadet, scheint mir. Wie groß bist Du eigentlich?

Liebe Grüße
Irmina

Jutta

@Claudine  

Liebe Irmina,
Ein kleiner Wildfang vielleicht nur dann, wenn ich für mich eine Chance sah, etwas zu tun, was verboten war ohne erwischt zu werden. Mir war vieles verboten und "kommt gar nicht in Frage" oder "ich will mich deinetwegen nicht schämen müssen" usw.
Wie gross ich bin resp. war?? In den besten Jahren 174cm und inzwischen bin ich wohl in der Wäsche eingegangen und schaffe ausgestreckt gerade noch 165cm (oder ich kletterte doch zu oft durchs Fenster und wurde kleiner 😂)
Liebe Grüsse
Jutta

U. Petri

Tja, liebe Jutta, der passende Ausgang ist wichtig! 
Den hast Du in Deiner frühen und späteren Jugend ja offensichtlich jeweils gefunden.
Heute stehen Dir die Türen offen - Fenster sind oft nicht einmal zu öffnen. . .

Danke, daß Du uns auf Deine Erinnerungsreise mit einem Schmunzeln mitgenommen hast! 😉

Mit herzlichen Grüßen
Ursula

Jutta

@U. Petri  

Liebe Ursula,

Danke für deinen zutreffenden Kommentar - heute bin ich ja wirklich froh, dass ich nicht mehr "klettern" muss. Aber eben damals fand ich es toll und hat Spass gemacht.

Liebe Grüsse
Jutta


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