Vom Begriff und vom Erleben der Z e i t
Theorie und Praxis:
Oder: Einsehen und Nacherleben
Text- und Video-Beispiele zum Reinziehen
Folge 1:
Vom Begriff und dem Erleben der Zeit
Das heutige Stück:
ein kleines, fein durchdachtes Gedicht:
Hermann Kasack:
Treppe
Ich gehe die Schritte
Und zähle die Zeit.
Der Reim ist verloren.
Ich zähle die Schritte
Und gehe die Zeit.
Der Reim ist verloren
Ich zähle die Zeit.
(H.K.: Wasserzeichen. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1964.)
*
Der Schriftsteller Hermann Kasack (* 24. Juli 1896 in Potsdam; † 10.Januar 1966 in Stuttgart) ist dem literarischen Bewusstsein entschwunden; er schrieb auch heimlich während der totalitären Zeit bis 1945; und ist noch als Verfasser der existenzialistischen Romans "Die Stadt hinter dem Strom" bekannt, der Vision einer Hadeswanderung, die als versteckte Kritik totalitärer Herrschaft gelesen werden wurde. Er konnte als Buch erst 1947 erscheinen; und verschaffte dem Autor eine Zeit der post-moralischen Beachtung.
Dass Kasack seinem poetischen und stilistischen Hauptgefühl nach Lyriker war, der bis 1966 zehn Gedichtbände publizierte, ist vollkommen vergessen und unerheblich geworden.
Nach frühen, expressionistischen Anfängen verlegte er sich in seiner erwachsenen Dichterzeit bald auf lyrische Denkbilder und gedankenliche, lyrisierte Sentenzen.
Kasack, nachclickbar:
Vom Dichter Kasak
Gegenstück zur Zeit:
Was es real und aktiv und verantwortungsvoll heißt, Zeit zu erfassen und zu vermitteln, sei hier angezeigt:
Hans Wader: Es ist an der Zeit
Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
da wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blühn,
da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
im Wind der sanft über das Gräberfeld streicht.
Auf deinem Kreuz finde ich, toter Soldat,
deinen Namen nicht, nur Ziffern, und jemand hat
die Zahl neunzehnhundertundsechzehn gemalt,
und du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.
REFRAIN:
Ja auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben:
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
... weiterzulesen:
Textangebot zu Z e i t:
Aber hier der Vortrag, die Möglichkeit des Miterlebens:
Zum Nachhören:
Oder: Einsehen und Nacherleben
Text- und Video-Beispiele zum Reinziehen
Folge 1:
Vom Begriff und dem Erleben der Zeit
Das heutige Stück:
ein kleines, fein durchdachtes Gedicht:
Hermann Kasack:
Treppe
Ich gehe die Schritte
Und zähle die Zeit.
Der Reim ist verloren.
Ich zähle die Schritte
Und gehe die Zeit.
Der Reim ist verloren
Ich zähle die Zeit.
(H.K.: Wasserzeichen. Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1964.)
*
Der Schriftsteller Hermann Kasack (* 24. Juli 1896 in Potsdam; † 10.Januar 1966 in Stuttgart) ist dem literarischen Bewusstsein entschwunden; er schrieb auch heimlich während der totalitären Zeit bis 1945; und ist noch als Verfasser der existenzialistischen Romans "Die Stadt hinter dem Strom" bekannt, der Vision einer Hadeswanderung, die als versteckte Kritik totalitärer Herrschaft gelesen werden wurde. Er konnte als Buch erst 1947 erscheinen; und verschaffte dem Autor eine Zeit der post-moralischen Beachtung.
Dass Kasack seinem poetischen und stilistischen Hauptgefühl nach Lyriker war, der bis 1966 zehn Gedichtbände publizierte, ist vollkommen vergessen und unerheblich geworden.
Nach frühen, expressionistischen Anfängen verlegte er sich in seiner erwachsenen Dichterzeit bald auf lyrische Denkbilder und gedankenliche, lyrisierte Sentenzen.
Kasack, nachclickbar:
Vom Dichter Kasak
Gegenstück zur Zeit:
Was es real und aktiv und verantwortungsvoll heißt, Zeit zu erfassen und zu vermitteln, sei hier angezeigt:
Hans Wader: Es ist an der Zeit
Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
da wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blühn,
da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
im Wind der sanft über das Gräberfeld streicht.
Auf deinem Kreuz finde ich, toter Soldat,
deinen Namen nicht, nur Ziffern, und jemand hat
die Zahl neunzehnhundertundsechzehn gemalt,
und du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.
REFRAIN:
Ja auch dich haben sie schon genauso belogen,
so wie sie es mit uns heute immer noch tun.
Und du hast ihnen alles gegeben:
deine Kraft, deine Jugend, dein Leben.
... weiterzulesen:
Textangebot zu Z e i t:
Aber hier der Vortrag, die Möglichkeit des Miterlebens:
Zum Nachhören:
Kommentare (0)