Unser Garten oder Rosen, die ich mir gönnte
Dreißig Jahre lebte ich mit meiner Familie in dem Haus, das mein Mann
und ich nach unseren Wünschen 1980 erbauen ließen. Das Grundstück lag an einem der vielen Bäche, die sich aus dem Teutoburger Wald talwärts schlängelten, waren sogar – anfangs – von Forellen aus dem wenige hundert Meter höher gelegenen Forellenzucht-Teichen entkommenen Fischen bewohnt.
Irgendwann baute in der Nachbarschaft jemand sein neues Haus und war der Meinung, seine Eimer und Schüppen im Bach säubern zu dürfen. Doch die Forellen und anderes Wassergetier mochten den einfließenden Mörtel überhaupt nicht. Genausowenig vertrugen sie Tage später die Säuberung einer Garten-Giftspritze in der Nachbarschaft! Die Forellen zeigten uns ihre Bauchseite - es gab keine Forellen mehr im Bach, unser Rasen, der gerade an diesem heißen Sommerabend éine erfrischende Bachdusche erhielt, stank plötzlich heftig nach diesem Gift, verfärbte sich fast umgehend gelb ...
Unser Grundstück hatte ausreichend Fläche, um einen hübschen Garten anlegen zu können. Ein paar Obstbäume, einige Obststräucher, gerade so viele, dass es das Naschen und ein wenig Einkochen nicht überstieg, verdeckten die auf der anderen Bachseite stehende alte baufällige Tenne.
Einige Jahre später versuchte der Besitzer uns mit einem gefälschten Grundstücksplan den halben Bach zu nehmen und mitten im Bach seine Tenne durch den Neubau eines Wohnhauses zu ersetzen. Ist ihm mit Hlfe unseres Grundstückplanes nicht gelungen. Dafür ließ er das Bachufer dann total ver"ludern"!
Ein großes Terrassenbeet mit vielen Blumen, einem klitzekleinen Teich, aus dem uns ein am nahen Mühlenteich lebender Graureiher immer wieder die eingesetzten Fischlein stahl, ergänzte unseren Garten.
An unserer Hauswand im Garten gediehen vier verschiedene Weinsorten und
davor sowie im Terrassenbeet als auch dem gegenüber blühten den ganzen Sommer viele verschiedene Rosen. Auch im Vorgarten an der Straße grüßten uns sowie die Spaziergänger am Forstweg einige Rosen. Ich konnte oft den wunderschönen Rosen in diversen Garten-Werbeheften nicht widerstehen und mein Mann fand stets noch einen Standort, an dem eine neue Rose oder auch Arioniapflanzen oder eigener Knoblauch gedeihen konnten.
Gärtner war von vornherein mein Mann. Er hatte die Gartenarbeit als Kind zuhause lieben gelernt, sogar so sehr, dass ihm eine ganze Woche Urlaub, weg aus „seinem Garten“ zu viel war. Es kostete mich jedes Jahr viel Überredungskunst, ihn eine halbe Urlaubswoche in unser zweites Paradies – eine der ostfriesischen Inseln zu locken, obwohl auch er im Verlauf der Jahre diese Inselurlaube sehr schätzte.
Im Garten durfte ich weder mit den bloßen noch mit behandschuhten Händen ins Erdreich fassen oder diverse Pflanzen pflegen – meine Haut reagierte mit Entzündungen. Ein Verbot meines Hautarztes ließ mich brav gehorchen und – natürlich – war das meinem Göttergatten nicht immer recht. Aber im Herbst half ich schon das Laub zusammen zu harken oder im Verlauf des Winters überflüssiges Astholz der Bäume, das nach dem Zerkleinern entsorgt werden musste, in die entsprechenden Säcke einzusammeln. Es hätte den Komposthaufen am Garten eigenen Bach überfordert, musste zur örtlichen Gartenabfall-Sammelstelle gebracht werden.
Irgendwann durfte auch mein selbst gezogener Pampelmusenbaum seine endlich ganzjährig blühende und reifende Pracht im Garten oder Vorgarten zeigen. Seine reifen Früchte schmeckten sogar, auch wenn sie nur halb so groß waren, wie die Originale im Supermarkt ... Es war für uns eine Überraschung, als wir entdeckten, dass dieser Baum neben seinen langsam gereiften Früchten jedes Jahr schon wieder blühte.
Als wir ins Rentenalter kamen, fiel es ihm immer schwerer, allein den Garten zu bearbeiten. Doch jede Empfehlung, den Garten ein wenig pflegeleichter zu gestalten, lehnte er ab. In seinen letzten Jahren gönnte er sich dann doch die Hilfe unserer Mieterin, die sich gern um all die Notwendigkeiten kümmerte ...
Ich bedanke mich für all die lieben Zustimmungs-💕
Uschi