...und obenauf kam Hühnermist.........


... die zu dieser Zeit die Amerikaner ablösten und sich benahmen, wie es nicht zu fassen war.
Sie stürmten mit Geschrei in die Häuser rein und was ihnen in die Finger kam, war auch schon weg.
Speziell der Muckefuck in der Tasse - besonders die Untertasse hatte es ihnen angetan.
Sie spazierten, stolz mit dem Gedeck in der Hand aus der Haustür wieder raus.
Der Panje-Wagen mit den Pferden stand vor der Gartentür bereit.
Es waren Offiziere - die Peitsche knallte und die Fahrt ging los.
Die Straße, die unsere Straße war, mit dicken Eichen und Akazien.
Die Jagd begann.....
Zuerst flog die Untertasse an die erste Eiche dran und war der Muckefuck ausgetrunken, flog auch die Tasse an die nächste Eiche dran.
Das war ein schönes Spiel - nur nicht für uns.
Mutti kramte aus einem alten Koffer, den wir immer bei unseren Ostsee-Ausflügen nach Prerow dabei hatten, Blechtassen aus.
Im Garten wurde bei Nacht eine große Grube ausgehoben und das "gute Geschirr" und auch Wäsche und Gardinen verschwanden gut verpackt, in diesem Loch.
Meine Puppen habe ich auch darin versteckt.
Und obenauf kam Hühnermist!
Und wenn sie wieder kamen, stand Blechgeschirr auf dem Tisch.
Irgendwann ließen diese Aktionen nach und man mußte sich nicht mehr fürchten.
Der Kommandant hatte ein Machtwort gesprochen und nun war Ruhe eingekehrt.
Es wurde 1947, ich wurde eingeschult, doch ich hatte ein zusammengebautes Fahrrad, welches recht ulkig aussah.
Das Vorderrad war größer als das hintere, mit Klötzen auf den Pedalen, der Rahmen stammte von Omama - doch ich konnte damit fahren.
Doch zur Schule fahren durfte ich damit nicht.
"das wird doch sofort geklaut"...doch nicht von den Russen.
Doch wenn wir auf der Straße fuhren, dann kamen sie angelaufen und wollten auch mal fahren.
Ganz "liebevoll" wurde uns das Rad unter dem Hintern weggerissen und sie versuchten zu fahren.
Das hat uns Spaß gemacht - wir lachten uns kaputt.
Diese künstlich tiefer gelegten Räder und die erwachsenen Personen drauf - ein Schauspiel, das man nie vergißt.
Einer nach dem anderen lag mit Hautabschürfungen auf dem Asphalt.
Irgenwann gaben sie auf und wir hatten unsere Räder wieder. Dieses Teufelsinstrument haben sie nicht geklaut.
Jetzt wurden die Rollschuhe interessant.
Ich hatte welche vom Opa geschenkt bekommen, die er über die Russen beschaffen konnte.
Ruski-Kabolski, wie wir sie nannten, kam an und wollte auch probieren.
Diesen Kameraden kannte ich nun schon und schnürte ihm freiwillig die Rollschuhe unter die viel zu großen Füße.
Im Inneren juchzte ich vor Vergnügen.
Das hatte sich gelohnt - schon beim Aufstehen flog er auf die Nase, doch probiert hat er es noch einige Male. Ohne Erfolg.
Er fluchte auf russisch, was ich damals noch nicht verstand, doch er gab mir die Rollschuhe brav zurück.
Meine Mutter war entsetzt, als sie davon erfuhr.
Aber so sind wir richtige Freunde geworden und keiner belästigte uns wieder.
Sie lachten, wenn sie mich auf dem komischen Fahrrad sahen und liefen mit mir um die Wette, wenn ich die Rollschuhe unter den Füßen hatte.
He Towarischi, rief es aus den Wagen und wir winkten uns zu.
Eine kurze Freundschaft - der Beginn einer neuen Epoche der Zeitgeschichte - sie wurden kaserniert.
Es war 1948.
Die DDR begann zu wirken....
mit Freundschafts-Grüßen
Euer Moni-Finchen





Anzeige

Kommentare (3)

ortwin Ich habe mich erst über den komischen Anfangssatz gewundert - nahm das Ganze aber so hin - vielleicht vom Manuskript abgetippt - man kann's lesen und so gut verstehen.

Unsere Vorderräder an den Fahrrädern hatten weder Schlauch noch Reifen - ich habe ganz stramm Wäscheleine in die Felge gewickelt, damit sich die Speichen-Nippel nicht so leicht lösten beim Fahren über Beton oder Hoppelpflaster.
An solchen Rädern hatten die Russkis kein Interesse.

Und was Traute schreibt von wegen Herrenrad: so bin ich noch lange geradelt mit dem Bein unter der Stange, das Rad schräg gehalten, bis ich ohne Absturz mich über die Stange schwingen konnte.
ortwin
finchen ... ich weiß nicht wie es geschah, doch die ersten zwei Zeilen der Geschichte sind weg ???
Verflixt und zugenäht - ein Compu-Dödel war wieder am Werk.
mit lieben Grüßen
das Moni-Finchen
Traute Das war so, es waren ihnen viele Sachen unbekannt und sie dachten, etwas was dazu nötig ist verheimlichten die Deutschen ihnen.
So konnten die Russen, die Muschiks(einfache Soldaten) es nicht fassen, wo all das Wasser ist, das bei den Deutschen aus der Wand kommt.
Aber als ich nach der Wende in den Westen auf Besuch war, habe ich auch die Schnur gesucht für die Spülung, bis ich feststellte, das eine Fliese aus Metall war und dafür zuständig war.
Da für konnten die aus allem Schnaps machen, da standen wir wie Ochs vor neuem Tor.
Schön von den Zeiten zu lesen. Ich hatte ein Herrenrad, da musste ich das eine Bein unten durch gesteckt fahren, ging auch. Die Reifen waren aus HartGummi ohne Schlauch und Mantel...
Danke für die Lichtblicke in die Zeit.
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute

Anzeige