Türen, die die Seele nicht....... mehr öffnen läßt.....


... mit dem Fahrrad bin ich durch meinen Heimatort gefahren, alle Wege, die ich einmal ging.........................
Ständig blieb ich stehen und betrachtete das Neuerstandene.
Aber hier war doch...was? Doch, das erkenne ich noch, aber hier war der Krämerladen, wo ist der denn geblieben?
Fragen über Fragen - doch ich fuhr weiter.
Bis ich in der Straße war, in der mein Geburtshaus lag. Hausnummer 16, Am Hang.
Nanu, es war weg - wo ist der große Nußbaum, wo der Vorgarten?
Ein Parkplatz vor dem Haus?
Ich kehrte nochmal um, doch ich war richtig - nur das Haus war fremd.
Ein fremder Name stand auf der Klingelleiste, keiner den ich kannte, mein Finger zitterte - nein ich konnte dort nicht läuten.
Ich fuhr zurück zur Karlstraße 27, das war das Haus, in dem Opa und Omi einst wohnten.
Das große Durchfahrtstor war neu - ein Klingelschild war angebracht. Ich drückte ungewollt auf die Klinke drauf, doch es war abgeschlossen.
Wie gequält stand ich davor, doch ich konnte nicht.
Meine Kindheit lag hinter diesem Tor, das ich nicht überwinden konnte.
Ich fuhr weiter zu dem geliebten Schrebergarten, betrat die Gartenanlage und alles war so fremd - kein Clubhaus mehr, in dem die Gartenfeste gefeiert wurden.
Ich bin eine Fremde geworden ... was mich zum Weinen brachte.
Ich fuhr zurück zu meiner Cousine auf's Land.
Mein zweites Zuhause - warst Du denn schonmal in der Bäckerei, die euch mal gehörte?
Nein, ich konnte sie auch nur umkreisen, ich ging nie rein.
Ich sah mein Zimmerfenster, sah mich auch innen stehen, doch reingehen konnte ich nicht. Für mich hatte sich eine Welt verschlossen - die Türen blieben alle zu.
Du bist verückt, geh doch rein, nein, es ging einfach nicht.
Jahrzehnte später fuhr ich mit meiner Schwester in meine Heimatstadt zurück und wir standen wieder vor dem Haus unserer Großeltern.
Komm, ich klingele, dann gehen wir rein - nein, es ging wieder nicht.
Ein Wollen und "nicht Können" standen zwischen mir und der Tür.
So behalte ich alles nur in Erinnerung, so, wie es einstmals war.
Vielleicht habe ich eines Tages Mut dazu.

Euer Moni-Finchen







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Kommentare (11)

floravonbistram in dem ich als Kind 7 Jahre lebte, es wurde abgerissen. Aber die winzige Wohnung meiner Patin, bei der ich so schöne Zeiten in Bad Berleburg verbrachte, diese Wohnung habe ich besucht.
Ich habe geklingelt und schon stand ich drin. Die Besitzer und Bewohner waren die Enkel der damaligen Besitzer. Wir haben uns sehr schön unterhalten, ich bekam einen Kaffee und eine Einladung, wieder zu klingeln, wenn ich da bin.

Das ander Haus, an dem ich hänge, ist das Haus meines Großonkels, auch einer meiner schönsten Ferienorte an der Eder. Dort bin ich immer wieder, denn meine Kusine lebt noch dort, mittlerweile allein. Es hat sich fast nichts geändert. Der Blick auf die Eder ist noch so, nur der Stall ist ohne Ziegen und Hühner.

Gib Dir einen Ruck, klingel einfach und schau Dich um.
Herzlichst Flo
velo79 Ich lebe auch oft in Erinnerungen. Auch wenn alles
noch so schön erscheint, tut es eigentlich immer wieder weh,
weil die Zeit sich so verändert hat.
Besser ist es Freude am J E T Z T zu finden und
sich andere neue Erlebnisse zu schaffen.
Ich bin überzeugt es wird dir gelingen.
Deine Geschichten sind aber immer wieder sehr gut geschrieben und regen zum Nachdenken an.
Ich danke Dir dafür.
Liebe Grüße velo

sonja47 auch mein Elternhaus (Bauernhaus) wurde total ausgehöhlt und zwei teure Wohnungen neu eingebaut!

Es hätte für meinen alleinstehenden Bruder genügt nur den unteren Boden zu sanieren.

Doch durch meine Schwester und ihren Mann wurde er gezwungen
unser ganzes Haus von Keller bis Dachstoch auszuhöhlen!
Aussenfassaden und Stützmauern musste er erhalten, sonst wäre das Grundstück ausgezont worden und als Grünzone eingeschrieben.

Ich als Älteste wurde erst in Kenntnis gsetzt als der Umbau bereits am laufen war!

Nichts, gar nichts, kein Foto oder Lieblingsspielsachen konnte ich für mich noch abholen!

Nun, es ist geschehen und damit wurde auch meine ganze Beziehung zur Kindheit in diesem Dorf weggeworfen!

In meiner Seele lebt sie noch, doch Gegenständlich sind alle Erinnerungen, auch die an Mamma und Papa einfach weg, tot!

Neun ich gehe nicht mehr in dieses Haus, es ist mir fremd,
von der Verschuldung meines Bruders abgesehen, hab ich dort null Erinnerungen mehr!

Schade, was Geschwister und Schwager so alles anrichten können!
Das Eine tröstet mich, ich hab ein gutes Gewissen, mit der Verschuldung durch den Umbau habe ich null und nichts zu tun!

Ja Moni Finchen, der Schmerz ist zu Beginn sehr gross doch
wen man ihn zugelassen hat, dann hat man wieder etwas gelernt
nämlich das Loslassen!

Alles Gute Dir und einen lieben Grusss von
Sonja




tilli Ja Moni, du hast ein Thema beschrieben, das viele von uns
Jahrzehnte lang mit sich tragen.
Schön, wenn wir uns an solche Situationen erinnern.
Manchmal sage ich mir, das hat doch keinen Sinn, was Vergangen ist ist doch schon nicht mehr da.
Aber Vergessen nein das können wir nicht. Das Haus wo ich geboren bin existiert nicht mehr, so werde ich die Tür nicht mehr öffnen können,

Danke und grüße Tilli
Pan solche Erlebnisse hat wohl jeder schon gehabt, traurige, aber auch fröhliche Erinnerungen.
Wir sind meist traurig darüber, weil wir nichts zurückholen können von dem, was einst unser ganzes Glück war. Und weil die Zeit immer fortschreitet.
Das wussten auch schon die alten Dichter auszudrücken:

Die Heimat
An meinen Bruder

Denkst du des Schlosses noch auf stiller Höh?
Das Horn lockt nächtlich dort, als obs dich riefe,
Am Abgrund grast das Reh,
Es rauscht der Wald verwirrend aus der Tiefe –
O stille, wecke nicht, es war als schliefe
Da drunten ein unnennbar Weh.

Kennst du den Garten? – Wenn sich Lenz erneut,
Geht dort ein Mädchen auf den kühlen Gängen
Still durch die Einsamkeit,
Und weckt den leisen Strom von Zauberklängen,
Als ob die Blumen und die Bäume sängen
Rings von der alten schönen Zeit.

Ihr Wipfel und ihr Bronnen rauscht nur zu!
Wohin du auch in wilder Lust magst dringen,
Du findest nirgends Ruh,
Erreichen wird dich das geheime Singen, –
Ach, dieses Bannes zauberischen Ringen
Entfliehn wir nimmer, ich und du!

(Josph v.Eichendorff)


liebe Grüße, Horst
samti dein Gefühl sagt dir schon, dass dich wohl eine Enttäuschung erwartet. Ich habe nach fast 60 Jahren geklingelt. Es war ein Wechselbad von Erinnerungen und der neuen Wirklichkeit. Alles war verändert, innen wie außen. Selbst die Treppe, auf der ich trotz Verbot runter rutsche, gab es nicht mehr. Alles wirkte viel kleiner. Und doch zieht es mich immer noch hin. Die Suche nach dem "Damals" scheitert. Ich hätte nicht klingeln sollen. Aber ich würde es immer wieder wollen. Glaub einfach deinem Gefühl. Lieben Gruß. Samti
Traute es ist etwas in uns, das zieht und zieht bis wir da sind und dann, oftmals ist man nicht in der Lage die jahrelange Zeit die zwischen damals und Heute liegt zu verknüpfen. Ein Stein in der Brust und ein Knoten im Hals, stehen wir da und betrachten das, was an Äußerlichkeiten übrig geblieben ist, die Hülle.
Auch Du hast dort, Deine liebe Mutter gehen lassen müssen und danach auch noch die Heimat verlassen.
Das sind Kindheitserlebnisse die einem Menschen"etwas antun".
Mit ganz verständnisvollen Grüßen,
Traute
EHEMALIGESMITGLIED63 ein wenig wehmütig stimmt mich Deine
Geschichte doch ich glaube das Schreiben
hilft, Steine die wir in unserem Herzen
bewahren wegzuwerfen, loszulassen.

Ein Verwandter sang zum Abschied eines Freundes ein
Lied....

Nach der Heimat kam ich wieder,
Alles hab' ich mir besehn,
Als ein Fremder auf und nieder,
Als ein Fremder auf und nieder
Mußt ich in den Straßen gehn.

Refrain:
Die alten Straßen noch,
Die alten Häuser noch,
Die alten Freunde
Aber sind nicht mehr.
Die alten Straßen noch,
Die alten Häuser noch,
Die alten Freunde,
Die alten Freunde
Aber sind nicht mehr.
Auf dem Friedhof fern alleine
Hab' ich manchen Freund erkannt.
Und bei einem Leichensteine,
Und bei einem Leichensteine
Fühlt ich eine leise Hand.
Refrain:

Was mich fesselnd möcht umschlingen,
Liegt hier fern von Erdenpein.
Keine Sehnsucht kann es bringen,
Keine Sehnsucht kann es bringen,
Immer muß geschieden sein.





Danke für die Geschichte Lg Elisabeth
finchen ...ich danke Dir für Deinen Text der Klarheit und des Öffnens von Türen, ich nehme Dich mit.
Ich weiß nicht, warum das so ist....einfach Angst mich selbst zu "überholen" in Gefühlsduselei?
Es waren einprägsame Zeiten, die sich nie widerholen dürfen - vielleicht will ich an diese nicht mehr erinnert werden? Die Türen bleiben zu, hat heute meine Seele mit mir beschlossen.
Doch die Gedanken, hinter die Tür zu gucken---?
Auch der 17. Juni steht bevor......
Ein Gedenktag für mich und mein Leben unter Spitzbartszeiten.
Keine Sorge, ich bin ein clever Weibilein geworden und ohne Sorgen.....alles schon erledigt.
Ganz liebe Grüße aus Oberbayern
das Moni-Finchen
Komet wenn es Dir hilft - drück das nächste Mal auf die Klingel.
Wenn ich dort bin, drück ich leider auch nicht.
Es ist Vergangenheit und man soll diese Zeiten in guter Erinnerung behalten.
Auch das gibt es noch


Liebe Grüße Ruth
Maritt Liebe Moni,
die Tür, an die Du gestoßen bist, heißt Vergänglichkeit.

Der heutige 6. Juni ist für mich auch solch eine Tür, die vor genau 14 Jahren sich vor mir für immer verschlossen hat, deshalb ist mit dieser Titel Deiner Geschichte besonders ins Auge gefallen.

Freu Dich einfach daran, dass Dir auch an Deine Kindheit so viele Erinnerungen noch im Kopf sind. Ich habe leider Vieles vergessen, muss ich zu meiner Schande gestehen.

Die Seele ernährt sich von dem, worüber sie sich freut, sprach mal Augustinus. Und Recht hatte er.

Herzlichen Gruß
Maritt

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