Textgeplänkel - Worüber man vor über 100 Jahren lachte


Textgeplänkel
Worüber man vor über 100 Jahren lachte

Im Folgenden sind drei Texte des Dresdner Salonhumoristen und Conferenciers Richard Heinemann wiedergegeben. Heinemann trat 1910 längere Zeit in Radeberg auf, so im Schützenhaus unter der Regie des Kabaretts „Bunte Bühne“. Wer die Texte nachgestalten will, muss sie in der Tradition der Zeit ziemlich langsam und mit gleichmäßiger Betonung, jeden Satz für sich, sprechen.

Heute war für mich der erste “Wiegetest”.

Mein Ziel ist es, von meinen 220 Pfund 20 abzunehmen. Meine Vorbereitung zum “Wiegetest”: Der Gang aufs Klo, in Radeberg sagt man wohl Schüssel, hatte Priorität. Dazu kam eine Bartrasur (Haarverkürzung erfolgte bereits). Und dann die Suche nach Mitessern an meinem Körper. Denen hätte man den “Bauch” ausdrücken können – Fehlanzeige. Während ich mich rasierte, kam es zu einer kleinen Schnittwunde am Kinn. Das Blut trat aus, jetzt aber schnell den Kopf über die Spüle halten und das Blut fließen lassen, denn jedes Gramm zählt! Danach ging‘s in die Wanne. Ich nahm noch schnell ein heißes Bad. Ich war aufgeregt und wusch mir auch‘n Kopp. Ich war doch viele Jahre nicht auf der Waage. Es war für mich ein fast unüberwindbarer Schritt! Meine Frau kam des Öfteren zu mir und fragte: “Wann bist du denn so weit”?
Ich möchte meine Frau nicht verletzen. Meinte ich doch, bei ihr eine ausgeprägte Schadenfreude festzustellen. Ich hatte geglaubt sie stünde hinter mir. Das tat sie plötzlich auch – sie sagte nur: „Fettsack bleibt Fettsack!“
In Pommern sagt man: Der Mensch weiß nicht wovon er fett wird! Ich werde nach Pommern ziehen.
Ich bin untauglich für die Landwirtschaft sagte mein Vater.

Dabei mache ich mir genügend Gedanken über unsere Arbeit. Ich sollte die Kuh melken, was ich tat. Den vollen Eimer gab ich der Kuh zum Saufen. Dafür bekam ich eine Ohrfeige und eine lange Predigt. Am Schluss seiner lauten Worte, kam ich zu Wort.
Du hast mich gar nicht gefragt warum ich das getan habe. Nun, dann sag es!
Weißt Du Papa, in den Eimer war Dreck gefallen. Da habe ich mir gedacht, lässt Du die Milch eben nochmal durchlaufen.

Die Geschichte vom einfältigen Dieb

Ein junger Mann, so etwa fünfundzwanzig Jahre alt, ging zur Sparkasse. Dem Kassierer erklärte er, dass er jetzt das Geld haben wolle. Dabei zog er die Pistole. „Da muss ich erst meinen Chef holen!“. Der Kassierer drehte sich um und ging in den hinteren Raum. Nichts geschah. Es kamen zwei Polizisten und boten mir an, das Geld zu holen. Der Ausflug endete in der Untersuchungshaft. Schon am Morgen hatte ich ein ähnliches Problem. In dem Geschäft „Kolonialwaren“ an der Röderstraße wollte ich die Kasse haben. Dort sagte man mir, ich solle erst einmal frühstücken gehen. Was ich tat. Eines habe ich gelernt. Einem fremden Menschen sollte man nichts glauben. Sonst kommt man nicht zum Ziel.

haweger


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