Steckbrief

Gesucht wird

der Anführer der terroristischen Bande, genannt „Die Protestanten“.

Nachdem dieser 1505 zunächst in einem Kloster untergetaucht war, macht er ab 1516 durch etliche Straftaten auf sich aufmerksam.

Seit 1517 nennt er sich Martin Luther, führt aber gelegentlich auch den Namen Junker Jörg.

Insbesondere wird ihm vorgeworfen, durch die Behinderung des Ablasshandels drastische Einnahmeverluste der Kirche verursacht zu haben.

Weiterhin soll er am 31. Oktober 1517 eine Sachbeschädigung begangen haben, indem er in das Hauptportal der Kirchentür der Schlosskirche zu Wittenberg einen Nagel eingeschlagen habe.

Er gilt überdies als Herausgeber zahlreicher aufrührerischer Flugblätter.

Außerdem wird ihm ein Verstoß gegen das Urheberrecht zur Last gelegt, da er die heilige Schrift unautorisiert übersetzt haben soll.

Hinzu kommt die mutmaßliche Aufwiegelung der Landbevölkerung, die nur durch die Tötung von 5000 Bauern durch die Obrigkeit von Gottes Gnaden eingedämmt werden konnte.

Der Verdächtige ist unterwegs in einer Kutsche mit dem Kennzeichen K E T Z E R.

Achtung, der Gesuchte ist bewaffnet mit schlagkräftigen Argumenten, von denen er rücksichtslos Gebrauch macht!

Sachdienliche Hinweise nimmt jedes katholische Pfarrbüro entgegen.

Für den, der zur Ergreifung des Martin Luther beiträgt, betet die nächstgelegene Kirchengemeinde zehn Rosenkränze sowie zwanzig Vaterunser.


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Kommentare (9)

ehemaliges Mitglied

Wilfried schrieb am 30.10. einen Steckbrief in der Rubrik Satire.
Er adaptierte die Verfolgung Luthers nach dem 31.10.1517 in die heutige Zeit. Das war gut gemacht!
Ingrid, ebenfalls eine sehr kluge Frau mit interessanten Blogbeiträgen, versteht wie Wilfrieds Einlassung gemeint ist, greift den Faden auf, konterte mit der „Bezichtigung der Ketzerei“ gegen Luther. Ich wagte mich, in die gleiche Kerbe zu schlagen und biete „versöhnlich“ das Vaterunser in der Kirchensprache genau dieser Zeit der Luther - Verfolgung an.
Dieser humoristische Schlagabtausch hatte durchweg einen historischen Aufhänger. Was war daran so schwer zu verstehen?
Veronika
 

indeed

Ich vermisse hier sehr gravierende Fakten! Okay, es ist ein Steckbrief, total subjektiv seitens der katholischen Kirche aufgesetzt und hat viel mit dem Ursprung und den Machenschaften der damaligen Kirche zu tun. 
Du hättest dir gestern Abend den Film auf 3SAT ansehen sollen. Dann wärest du vielleicht fairer mit der Geschichte umgegangen.
Es wäre fair gewesen, wenn du hier auch ein Gegenstück eingesetzt hättest. 
So alleine hingestellt, riecht es für mich ketzerisch gegen Luther.

indeed

ehemaliges Mitglied

@indeed  
vielleicht stimmt Dich das nach dieser Persiflage wieder etwas versöhnlich, liebe indeed!

Cantus in ordine missae occurentes
Pater noster, qui es in caelis :
sanctificetur nomen tuum :
adveniat regnum tuum :
fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra.

Matthäus Kapitel 06 Vers 09.10  Biblischer Kontext
cf. Lukas Kapitel 11 Vers 02  Biblischer Kontext



Panem nostrum quotidianum da nobis hodie :
et dimitte nobis debita nostra,
sicut et nos dimittimus debitoribus nostris
et ne nos inducas in tentationem.
Sed libera nos a malo

Lukas Kapitel 11 Vers 03.04  Biblischer Kontext
Matthäus Kapitel 06 Vers 11.12.13  Biblischer Kontext

Pan

@Veko  
Was soll der lateinische Text des Vaterunsers?
Möchtest Du eine Lehrstunde einrichten?
Wir haben - dank Luther- alle DEUTSCH  gelernt.
Die Zeit der auf den Klerus abgestimmten Texte
ist vorbei. 
Ich könnte ja auch noch auf Kishuaeli oder Japanisch
übersetzen.
Ich wüsste gern, wozu ? 

ehemaliges Mitglied

@Pan  
das war keinesfalls eine Lehrstunde in Latein. Etwas derartiges maße ich mir nicht an. Aber ich finde es interessant, auch das Gebet einmal so zu lesen und nachzuempfinden,  wie es den einfachen Menschen in der Zeit vor der Reformation dargeboten wurde. Das hätte ich wohl besser vorher erklären müssen.
Und wozu?
Gebete auf Latein sind an sich Bestandteil einer kulturgeschichtlichen Epoche. Ich setze sie gleich mit der sakralen Baukunst, mit der Kirchenmalerei und der Sakralmusik dieser Zeit. Das gehört einfach alles zusammen.
Auch wenn ich keiner Konfession angehöre, so halte ich doch von jeher den christlichen Glauben der katholischen und späteren reformierten Kirche für die wichtigsten Fundamente unserer abendländischen Kultur.
Wollte auch damit  aufzeigen, dass wir es Luther zu verdanken haben, dass  heute jeder in der Glaubensgemeinschaft das wohl bekannteste und  am häufigsten gesprochene Gebet endlich in seiner jeweiligen Muttersprache  sprechen, verstehen und verinnerlichen kann.   
Abgesehen davon wäre Kishuaheli rein phonetisch schon mal eine spannende Sache.
Ob wir aus der Zeit der mit dem Klerus abgestimmten Texte heraus sind, da habe ich leichte Zweifel. Im Wortlaut ja, aber in der Aussage wohl eher nicht. Die steht da, wie in Stein gemeißelt.
Ich hoffe, das reicht als Erklärung.

JuergenS

@indeed  
ich denke, in der jetzigen Zeit darf man dieses wanted nicht mehr so verbissen betrachten, eher mit Augenzwinkern.
😉

Wilfried

@indeed  ich bitte um Beachtung, dass es sich um einen Beitrag in der Abteilung Humor und Satire handelt.

JuergenS

welche Version des pater noster?

Wilfried

@JuergenS  Die wird nicht vorgeschrieben.


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