Sommernacht
eigene Fotos


Sommernacht
 Keller Gottfried

Es wallt das Korn weit in die Runde
Und wie ein Meer dehnt es sich aus;
Doch liegt  auf seinem stillen Grunde
Nicht Seegewürm noch andrer Graus;
Da träumen Blumen nur von Kränzen
Und trinken der Gestirne Schein.
O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen
Saugt meine Seele gierig ein!

 
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In meiner Heimat grünen Talen,
Da herrscht ein alter schöner Brauch:
Wann hell die Sommersterne strahlen,
Der Glühwurm schimmert durch den Strauch,
Dann geht ein Flüstern und ein Winken,
Das sich dem Ährenfelde naht,
Da geht ein nächtlich Silberblinken
Von Sicheln durch die goldne Saat.
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Das sind die Burschen jung und wacker,
Die sammeln sich im Feld zuhauf
Und suchen den gereiften Acker
Der Witwe oder Waise auf,
Die keines Vaters, keiner Brüder
Und keines Knechtes Hilfe weiß -
Ihr schneiden sie den Segen nieder,
Die reinste Lust ziert ihren Fleiß.

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Schon sind die Garben fest gebunden
Und rasch in einen Ring gebracht;
Wie lieblich flohn die kurzen Stunden,
Es war ein Spiel in kühler Nacht!
Nun wird geschwärmt und hell gesungen
Im Garbenkreis, bis Morgenluft
Die nimmermüden braunen Jungen
Zur eignen schweren Arbeit ruft.

Gottfried Keller



auswendig lernen und aufsagen war Pflicht....
ich kann es heute noch und sofort erscheinen mir Bilder wie diese, die ich unterwegs mit dem Handy gemacht habe.
Ich hoffe, sie machen auch Euch etwas Freude,
 
Luzie



 

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Kommentare (9)

lillii

meinen neun 💓 ensspendern ein herzliches Danke

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sagt Luzie

Winterrose

Liebe Luzie,
wogende Kornfelder, an deren Ränder Margeriten, Kornblumen, Mohnblumen und Kamille blühen, sind immer auch mit Erinnerungen an die Kindheit verbunden.  Wie oft haben wir sie für die Mutter auf dem Nachhauseweg von der Schule gepflückt. Sie hat sich jedes Mal so sehr gefreut. Was waren das für schöne Zeiten ! Jedes Jahr durften wir Kinder unseren Großonkel auf seinem Bauernhof im malerischen Hessenland besuchen und die Schweine, Hühner, Gänse und Enten füttern. Was waren das für wunderbare Kindheitserlebnisse!
er Großonkel hat das Korn noch mit der Sense gemäht und wir durften bei der Ernte helfen. Strohhalme haben wir zum Seifenblasen benutzt. Ach, es war einfach nur schön !

Was den heutigen Kindern doch entgeht! Die meisten daddeln nur noch auf ihren Smartphones herum und nehmen ihre Umwelt gar nicht mehr. Ist das nicht einfach nur traurig ?!
Einen angenehmen Abend wünscht dir mit einem Dankeschön für das Wecken der Erinnerung mit diesem schönen Gedicht uns den Fotos, Laura, die dieses Foto vor ein paar Jahren in der Nähe des Rheins gemacht hat.



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lillii

@Winterrose  
liebe Laura,
ich freue mich, dass ich Dich an Deine schönen Aufenthalte beim Großonkel erinnern durfte,

woran erinnern  sich die heutigen Kinder später, sieht man sie spielen, können sie noch richtig spielen oder nur so lange, bis sie ein Handy in den Händen haben.

Dein Foto ähnelt der hiesigen Landschaft sehr, du hast nur einige Mohnblumen mehr,

Liebe Grüße und danke
Luzie

ehemaliges Mitglied

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VG Henryk

lillii

@henryk  
Danke lieber henryk
für das wunderschöne Geschenk

herzlichst Luzie

ladybird

Liebe Luzie,
 die Getreidefotos sind sehr, sehr schön, herzlichen Dank fürs Zeigen und kennst Du gar die "Roggenmuhme"?
Du hast mich inspiriert, das Gedicht von der Roggenmuhme einzustellen, es paßt gerade...
Wir lernten auch noch Gedichte in der Schule, aber dieses von Gottfried Keller leider nicht
Mit Dank und Freude
herzlichst
Renate

lillii

@ladybird  
liebe Renate,
Es freut mich,Dich an etwas aus der Kinderzeit  erinnern zu können.
Wir hatten zu der Zeit des Frontdurchzuges auch, so wie die Kinder heute wegen Corona, einige Monate keinen Schulunterricht,
Wir hatten nicht die Möglichkeit  digital über denn PC lernen zu können,
trotzdem haben wir unser Leben, so denke ich, in der Regel gut auf die Reihe bekommen.

Wenn ich dann aber an so einem Kornfeld vorüberfahre, kommen Erinnerungen auf,

sei lieb von Luzie gegrüßt.

Manfred36


Ich kenne das Gedicht auch noch beinahe ganz auswendig und auch deine Bilder vom wallenden Korn sind mir aus meiner kleinbäuerlichen Kindheits- und Jugendzeit noch ganz greifbare Erinnerung. Aber auch ein Wenig die Empathie, die Keller so lebhaft beschwört und die zu Brauchtum der Gegenseitigkeit geführt hat, um „durchzukommen“.
Meine Mutter war eine Quasi-Witwe (Vater erst 49 zurück) und wir hatten 3 Äcker in Fruchtwechsel sowie Ziegen und Schwein(e). Sie hatte eine Verwaltungs-Teil-Tätigkeit und leistete (unbezahlte) Tagelöhnerdienste beim Bauern, der uns dafür mit Gespann und Gerät unterstützte. Daneben gab es eine Reihe weiterer Gegenseitigkeiten, die fast Rituale waren.
Ich habe schon als Kind das Korn gemäht, mit Ruhepausen dazwischen, wenn es nicht mehr ging. Ich habe Wagen und Dreschmaschine beladen, bis ich die Garben mit der Gabel nicht mehr packte; und das nicht nur für uns selbst. Da war sicher auch Ausnutzung mit drin, aber wir hatten das Gefühl der Gerechtigkeit dabei.
Die Dorfgemeinschaften zerbrachen später, aber das Erntegefühl (auch bei Kartoffeln, Heu und Gemüse) ist mir noch in Fleisch und Blut.

 

lillii

@Manfred36  
wenn Erinnerungen erst man aufkommen, dann kommt was zusammen,
Ich sah gerade

"hart aber fair"

es ging auch um das Wohl und die Haltung von Nutztieren,
Fast jede Familie mästete,wenn es eben möglich war, für den eigenen Bedarf  ein Schwein, welchem auch die biologischen Abfälle ( Z.B. Kartoffelschalen? usw) als Nahrung diienten, meine Mutter kochte diese in einem besonderenTopf im Anbau. Mastfutter war weitgehends unbekannt und die Schweine durften noch Schweine sein.
da könnte man noch vieles erzählen.. wenn man einmal anfängt zu erzählen tickt es im Kopf immer mehr
Manfred hat es zusätzlich sehr gut geschildert..
Danke Manfred.. wir wissens noch..es hat sich viel geändert...

lieben Gruß
Luzie


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