Schule in der (Corona-)Krise, und im Krieg


Schule in der (Corona-)Krise, und im Krieg

Viele Eltern und Großeltern machen sich zurecht große Sorgen dieses Jahr wegen corona wegen ihrer Kinder und Enkel, da wird auch bei ST heftig über die beklemmende Situation diskutiert.

Im Vergleich dazu sind die Probleme zwar schlimm, weil es möglicherweise um Verlustjahre in den Ausbildungen geht und die Folgen noch gar nicht abzusehen sind, weil corona ja kein Vorwarnsystem anbietet, im Vergleich zu den Schülern der Nazizeit-Kriegsjahre jedoch relativierbar, obwohl natürlich corona kriegsfolgen ähnliche Unwägbarkeiten bereit hält.

Nachfolgend die zufällige Auswahl eines Berichtes in einer Schule in der Kriegszeit:

"Eine Folge dieser veränderten Lage war auch, daß der Beauftragte für die Luftverteidigung die Wiedereröffnung der Schule nach den großen Ferien erst Anfang November gestattete. Schon zu Beginn der Ferien mußten sich Lehrer und Schüler zum Arbeitseinsatz meiden. Später wurden die Mädchen vom Arbeitsamt zum Teil in Industriebetrieben Donaueschingens, Neudingens, St. Georgens, teils im Heereszeugamt oder Feldpostamt eingesetzt; die Schüler wurden größtenteils zum Schanzen im Elsaß oder am Westwall abkommandiert. Auch drei Lehrer: Direktor Etzel, Professor Rieseberg und Professor Hall nahmen vom 13. September bis 7. Oktober am Schanzen im Elsaß teil, während von den Lehrerinnen Frl. Hausrath in der Gegend von Freiburg zur selben Tätigkeit abkommandiert wurde.
Währenddessen wurde die Schule am 2. Oktober durch ein Feldpostamt belegt, das aber am 31. Oktober die Räume wieder freigab. So konnte der Unterrichtsbetrieb am 6. November wieder aufgenommen werden; doch wurde eine Anzahl von Schülern der 6. und 7. Klasse vom 14. November an erneut in der Industrie eingesetzt. Da die Volksschule in ein Lazarett umgewandelt worden war, mußten auch noch deren 17 Klassen mit rund 700 Schülern in unser Haus übernommen werden. Wegen der vielen auswärtigen Schüler unterrichtete die Oberschule am Vormittag, die Volksschule im wesentlichen am Nachmittag; nur ein Klassenzimmer konnte ihr auch vormittags zur Verfügung gestellt werden. Wichtig war jetzt das richtige Verhalten bei Fliegeralarm. Die Schüler wurden in Luftschutzübungen theoretisch und praktisch unterwiesen. Der Unterricht in den Klassen 1-5 konnte mit geringen Kürzungen, der in den Klassen 6 und 7 nach dem Lehrplan für Luftwaffenhelfer, d. h. also mit wesentlichen Einschränkungen, durchgeführt werden. Vom 11. November an mußte die Schule noch den Unterricht bei der Luftwaffendienststelle (Donaueschingen,Pfohren) übernehmen."

Ich wurde 1947 eingeschult, in einer noch labilen Zeit, alle Lehrer und Lehrerinnen hatten ihre Ausbildung in der Nazizeit, wann sonst.


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Kommentare (6)

Syrdal


Was für ein Jammergeschrei ist doch heute allweil zu hören, weil der Schulunterricht Corona-bedingt mal ein wenig anders verläuft und ein Präsenzunterricht nicht immer möglich ist. Dabei geht es doch trotz allem immer weiter, oft online mit klarer Lehrstoffvermittlung und ganz normalen Aufgaben. Wo ist da heute der Verlust, wenn man nur mal die Jahre 1944 – 1947 zum Vergleich heranzieht? – Kein Kind, kein Lehrer, wird zum Arbeitseinsatz in die Industrie oder zum Schanzen an die Front abkommandiert. Auch gibt es keine Fliegeralarm-Übungen… Also was soll die weinerliche Verunsicherung? Die kleinen Holprigkeiten im gegenwärtigen Ablauf werden die Schulkinder mit Bravour kompensieren, so wie wir es ja auch geschafft haben...

...meint
Syrdal

JuergenS

@Syrdal  
das war meine Botschaft.
Jedoch im Forum legen sich in einem thread viele ins Zeug, weil es um ihre Enkel geht, versteh ich teilweise, aber wir sind doch auch keine Psychokrüppel geworden, obwohl der Unterricht am Ende des Krieges und danach holprig und von zufälliger Qualität war.
Diese Generation hat es dennoch nicht schlecht gemacht, oft waren in der 1.Klasse Kinder gelandet, die schon 3 oder 4 Jahre "zu alt" waren, weil die Umstände eben verschieden waren.

 

Syrdal

@JuergenS

Und genau wegen solchem Gezänk meide ich die Foren wie der Teufel das Weihwasser, weil ich besseres zu tun habe, als mich mit jemandem zu streiten… Dafür ist mir meine (Rest-)Lebenszeit zu schade!

JuergenS

@Syrdal
kann ich nachvollziehen, ich bin dennoch auch im Haifischbecken, derzeit.😌

JuergenS

@JuergenS  

noch

Manfred36

Mein Schulunterricht fiel auch während der Kriegszeit für eine geraume Spanne aus. Das Schulhaus wurde zum Zwangsarbeiterlager. Aber eine arbeitslose Lehrerin unterrichte mich mit ihren eigenen Kindern weiter, Als die Schule nach Kriegsende wieder "aufmachte", war der eingesetzte Schulleiter, ein Jude, von meinen Kenntnissen beeindruckt und "versetzte" mich zunächst eine Klasse nach oben und dann in die Oberrealschule der nahen Stadt. So hatte ich eigentlich einen Lebensvorsprung, habe ihn aber nicht ausgenutzt.


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