Saida
Südlich von Tepelene machten wir uns heute morgen bereits um kurz nach sieben Uhr auf den Weg nach Norden.
Wir fuhren die Hauptverbindungsstraße Nr. S04 immer Richtung Tirana. Doch die Hauptstadt wollten wir diesmal nicht durchfahren, sondern wechselten später auf die S02 Richtung Durres.
Die Landschaft zog wie in einem Film an uns vorbei. Durres direkt am Meer, das Landesinnere wieder eine andere Vegetation der Süden unterschiedlicher wie der Norden. Albanien ein Land im Aufbruch, so kommt es mir vor. Es wird viel gebaut. Immer wieder sieht man Menschen, die alles mögliche sammeln. Von Schrott über Plastik, alles was man verwenden oder recyceln kann. Lastwagen mit total abgefahrenen Reifen - ein Himmelfahrtskommando! Reifenhändler, Zement- und Betonwerke, Autohäuser und Schrottplätze, es gibt nichts, was es nicht gibt. Holzhandel en masse. Und immer wieder die Kärcherplätze die für saubere Fahrzeuge sorgen.
In Fier eine Einkaufsstraße wie sie auch in Köln, Düsseldorf oder München sein könnte. Einziger Unterschied: die Läden sind kleiner, alles ist bunter und abwechslungsreich. Man sieht Häuser, grossartig und Villen-ähnlich. Hier leben Menschen die viel Geld haben und gleich daneben der Gegensatz - ärmliche Hütten. Wenn etwas entsorgt werden muss wird es verbrannt. Niemand stört sich an dem Qualm und den Rauchschwaden. Mittelschicht - wo lebt sie frage ich mich - die Unterschiede sind gravierend.
Albaner als Autofahrer sind Selbstmordkandidaten. Ob auf den Grabsteinen später zu lesen sein wird, dass er unbedingt der Schnellste oder Erste ein wollte? Es gibt einige wenige, die auch langsam die Standspur zur Fortbewegung nutzen. Kuh oder Esel, Dreirad, dreirädrige kleine Lastwägelchen, kleine Busse - alles findet auf der Strasse Platz. Und wenn ein Motorrad oder Fahrrad auf der falschen Autobahnseite fährt, macht es auch nichts. Eine Kuh neben der Schnellstraße, die sich ihr Futter sucht, bringt niemanden aus der Ruhe.
Für Camper ist Albanien fast ein weisser Fleck auf der Landkarte. Da wir auf der Anreise nach Griechenland bereits einige Plätze kennenlernten, wo man für eine Nacht halten kann wurde es auf unserer Rückreise nicht so schwer etwas zu finden.
Und dann gibt es ja noch Saida. Wir kamen in die Nähe von Shkoder und suchten uns einen Halteplatz um die Adresse herauszusuchen. Den Prospekt von Gardenland Resort hatte ich bei den Strassenkarten verwahrt. Ein guter Platz- kostenlos, weil Winter - und obendrein bewacht, also sehr sicher für die Nacht. Ich schrieb Saida über Messenger an und bekam sofort eine Antwort: sie freut sich sehr uns wieder zu sehen.
Wir kamen durch das Tor gefahren stellten den Wagen ab und sahen Saida die freudestrahlend auf uns zu kam. Die Begrüßung war herzlich als ob wir uns schon ewig kennen. Sie zeigte uns das jetzt fertig umgebaute Restaurant und wir genehmigten uns Kaffee und Kuchen, während Saida die Landkarten und die vielen Fotos mit grossem Interesse betrachtete.Sie stellte viele interessierte Fragen zu den einzelnen Fotos. Auch ihrem Mann geht es gut und sein Geschäft, die Pizzeria läuft. Saidas Boss kam dazu, wir hatten wie schon beim letzten Mal ein interessantes Gespräch und erfuhren, dass er mit einem Bandscheibenvorfall zu kämpfen hat.
Am Abend sassen wir lange mit Saida zusammen und erfuhren einiges über Land und Leute. Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten. Einfach ist es nicht, wenn man studiert einen Praktikaplatz ergattert und dann noch obendrein für den Ausbildungsplatz bezahlen muss. Junge Leute wandern ab, weil sie für sich kaum eine Perspektive sehen…..auf diese Art kann ein Land ausbluten.
Das war ein interessanter Reisebericht über ein Land was die meisten bestimmt noch nie besucht haben. Ich bewundere dich, dass du die Abenteuerlust aufgebracht hast um auch mal nach Albanien zu fahren und nicht nur die bekannten Länder zu bereisen. Traurig zwar zu lesen, dass jungen Leuten dort die Perspektive fehlt aber Land und Leute kennen zu lernen muss trotzdem ein tolles Erlebnis gewesen sein. Ich persönlich versuche mir zur Zeit in meinem fortgeschrittenen Alter noch eine neue Sprache beizubringen und zwar Spanisch, damit ich mich im nächsten Urlaub auch mal mit den Einheimischen unterhalten kann. Über den Testbericht auf https://www.echteerfahrungen.de/test/babbel/ bin ich zu Babbel gekommen und bin erstaunt wie viel Spaß es damit macht eine Sprache zu lernen, denn man kann dort Erfolgspunkte sammeln.