Reisegepäck
Nicht ständig, aber immer wieder
lüpft fast ein jeder sein Gefieder,
um abseits von gewohnten Gleisen
in fremde Länder zu verreisen,
wohl überlegt und auch spontan
zu Fuß, per Auto oder Bahn,
im Flugzeug oder per Rakete,
damit er fremdes Land betrete,
ganz ausnahmsweise gar den Mond.
Doch an verschiedenes gewohnt,
was ihm sein Leben Tag und Nacht
erträglich und vergnüglich macht,
belastet er sich zu dem Zweck
zumeist mit reichlichem Gepäck:
Pass, Unterhosen, Briefpapier,
Zahnpasta, Handy, Brötchen, Bier,
Sandalen, Fernrohr, Schmuck, BH´s,
Besteck und Zentimetermaß
Die allerwichtigste Entscheidung
kreist häufig um das Thema Kleidung.
Wird´s kalt, wird´s warm, vielleicht gar heiß?
Dazu der übliche Verschleiß
durch die alltäglichen Geschäfte
und unerwünschte Körpersäfte,
die jedes Kleidungsstück beschmutzen,
sobald die Menschen es benutzen,
besonders, wenn sie sich besabbern,
sobald sie Eis und Rotwein schlabbern.
Auch will sich jeder vorbereiten
auf solcherlei Gelegenheiten
wie Freizeit, Sportbetätigungen,
Theater, Bad und Wanderungen.
Schnell häufen sich die Dinge dann
zu hohen, schweren Bergen an,
so dass die Koffer kaum genügen,
um all den Kram hineinzukriegen.
Deswegen sucht er zu erhaschen
noch weit´re Beutel oder Taschen,
um all die Dinge zu verstauchen,
die Reisende anscheinend brauchen:
Heftpflaster, Kriminalroman,
Parfüm, Reservewasserhahn;
Gebiss, Hörapparat und Brillen,
Abführtabletten Aufputschpillen;
Adressenliste von all denen,
die sich nach Kartengrüßen sehnen.
O Mensch, bist Du schon selbst gereist?
Dann weiß ich, dass auch Du jetzt weißt,
dass ich kein bisschen übertreibe
und haarscharf bei der Wahrheit bleibe:
Du packst im langen Lebenslauf
Dir viel zu schwere Lasten auf,
nicht mitgerechnet das Paket,
das auf des Schicksals Konto steht
und das du einfach tragen musst,
fehlt dir dazu auch jede Lust.
Ich wünsche Dir Erfolg und Glück,
komm heil und gut erholt zurück.
Belaste Dich nicht allzu sehr,
denn weniger ist manchmal mehr.
Kommentare (8)
@silesio
Ich kann ja nur aus meiner Erfahrung sprechen: Koffer packen war stets meine Aufgabe. Was ich mitnehmen wollte, wusste ich. Aber eh ich verkehrte Dinge für meinen Mann einpackte, musste ich ihn immer wieder nötigen: leg DAS heraus, was Du am Urlaubsort brauchst, nicht dass ich falsche Klamotten für Dich einpacke ...
Dann wäre von vornherein miese Stimmung mitgebracht worden ...
Ich kann mir vorstellen, dass es so einigen Herren gar nicht in den Kram passt, für sich ihren Koffer selbst zu packen??!
Uschi
Lieber Silesio,
Dein herrliches Gedicht erinnert mich an alte Zeiten.
Wenn ein Urlaub bevorstand, war von Urlaubsfreude zunächst nicht viel zu spüren.
Im Gegenteil, wegen der Einpackerei überfiel mich regelmäßig das Grausen. Vor allem mein Mann hätte am liebsten den kompletten Inhalt des Kleider- und Schuhschrankes mitgenommen.
😄
Da ich nun alleine bin und nur noch auf Kurzreisen gehe - wenn überhaupt -, hält sich die Menge an Reisegepäck sehr in Grenzen.
Mit Dank für den netten Schmunzler und herzlichem Gruß von
Andrea
Die Zeiten sind zum Glück vorbei,
heut ist es mir ganz einerlei,
was ich zum Reisen mitgenommen,
Hauptsache, ich bin angekommen!
Mein Koffer ist nicht riesengroß,
pack ein das Wichtigste mir bloß.
Sonst ist der Koffer dann zu klein,
fahr ich erholt dann wieder heim.
Müsst wegen zugekaufter Sachen
'nen größ'ren Koffer kaufen, packen!
Liegen lassen gibt es nicht,
dazu bin ich 'n zu geiz'ger Wicht,
und Ordnung muss bei mir schon sein,
das muss eben alles mit mir heim!
So geht's, lieber Christoph, wenn man sich endlich daran halten will, nicht zu viel Unnützes mitreisen zu lassen 🌴🌷🌴🌷🌴🌷
Herzlichen Gruß
Uschi
@nnamttor44
Wie die der anderen hier, finde ich auch Deine dichterische Fähigkeit beneidenswert.
Zwar bin auch ich immer versucht, in Reimform zu antworten, klappt aber nicht.
Es fällt mir einfach gar nichts ein,
drum lasse ich das Reimen sein.
😌
Andrea
@Muscari
Ich schrieb Dir ja schon, eigentlich gelingt es mir kaum noch zu reimen. Aber das hier drüber kam mir so spontan in den Kopf, dass ich es festgehalten habe. Hab mich richtig gefreut!
Uschi
Lieber Christoph
beim Reisegepäck drängt sich mir der Vergleich zum dem "Gepäck" auf das man im Leben um sich herum aufgehäuft auf.
Ich "miste" aus....man braucht eigentlich ganz wenig... und die Kinder haben mal nicht so viel zu entsorgen wenn man nicht mehr ist....
Aber ein tolles Gedicht und was Dir so alles eingefallen ist..... das dürfte ganz schön Übergewicht haben- dein Reisegepäck.
aber einen Schmunzler ist es schon wert...
lieben Gruß
A😉ngelika
@silesio
Die Zeiten sind zum Glück vorbei,
denn heute ist es einerlei,
wohin auf dieser Welt du fährst,
denn alles, was du so begehrst,
kannst du an jeder Ecke finden
und musst dich nicht mit Lasten schinden.
Aber danke für den Hinweis. Den "Reservewasserhahn" hatte ich bisher vergessen und mehrfach schon schmerzlich vermisst …
mit einem breiten Lächeln im Gesicht grüßt
Via - die Reisegepäckminimalistin
Verehrte Damen - es sind tatsächlich nur Damen, die mir geantwortet haben - sie haben recht. Eine Reise, wie ich sie dargestellt habe, ist abgrundtiefe Vergangenheit, sozusagen aus der Zeit "Es war einmal".
Heute reist man anders, wie ich es an meinen Kindern und Enkeln hier in Dubai zigfach erleben kann.
Dank, dass sie reagiert haben!
Silesio