Ost-West-Verständigung?
Es ist schon seltsam, wie 30 Jahre nach dem Zusammenschluss der deutschen Staaten immer noch manche Menschen glauben, dass sie zu kurz gekommen wären. Die ihrer Meinung nach »Zu-kurz-Gekommenen« sollten einmal darüber nachdenken, wie die ganze Sachlage in umgekehrter Richtung ausschaut! Glaubt man denn, die »Alteingesessenen Westdeutschen« wären wie Frau Holles Hausangestellte Nr.1 nur als Goldmarie aufgewachsen?
Auch hier gab - und gibt es - Mitbürger, die nicht an den Fleischtöpfen sassen, die mit Ach und Krach ihr Leben in den Griff bekommen mussten! Und es gab die Anderen, denen alles in den Schoß fiel, die diese Sonnenseite des Lebens nie verlassen haben und sozusagen Sturm und Hagel nie erlebten.
Genau wie in den ostdeutschen Ländern auch! Gab es im Osten nicht auch die Bevorzugten, mit allerlei Vergünstigungen belohnten Mitbürger? Mir fällt da ein Ausspruch ein, den ich irgendwo las: »Der Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus ist ganz einfach zu erklären. Im Kapitalismus wird der Mensch durch den Menschen ausgebeutet! Im Sozialismus ist es genau umgekehrt!«
Warum hackt man eigentlich immer auf Westdeutschland herum? Was ist es, dass die Menschen so missgünstig macht? Wenn ich 70 oder 80 Jahre zurückdenke, war es nicht anders!
Die Menschen in Berlin und den Großstädten beispielsweise sprachen nur zynisch und abfällig von »der PROVINZ«, die zu allen Zeiten als rückständig angesehen wurde! Wobei genau dort beispielsweise die beste Qualität an Waren hergestellt wurde! Und genau das ist doch der Kernpunkt der Sache.
Wenn die DDR ihre hervorragenden Waren in die BRD exportierte - und die Menschen der DDR nichts davon kaufen konnten - war das dann die Schuld der westdeutschen Bevölkerung? (Ich habe es erlebt, dass mir dieses vorgeworfen wurde (1991), als jemand einen Kühlschrank bei mir sah, der DDR-Export war.)
Solange es den Leuten gut geht, finden sie immer ein Haar in der Suppe. Dass andere Menschen auch diese Suppe essen, begreifen sie nicht!
Erst wenn Not und Elend herrscht, finden sich (fast) alle wieder zusammen. Wobei ich keinem solche Zeiten wünsche, um Himmels willen nicht! Jedoch ein klein wenig Genügsamkeit wäre auch in unseren Tagen schon angebracht, denke ich.
Erleben wir es doch täglich, wie verächtlich in diesen Wahlkampfzeiten von den Gegnern gesprochen wird! Und da ist keine Partei draussen vor! Es wird draufgehauen, solange es in den Kram passt.
Ich habe den Weltkrieg II. hautnah erlebt. Es gab auch damals Wölfe und Schafe. Aber die Schafe hielten untereinander zusammen!
Heute gibt es zum Teil Koalitionen zwischen beiden Herden! Und das - ich bitte um Verzeihung - finde ich zum Kotzen!
©2021by hcglux
Kommentare (12)
Du sprichst mir voll aus dem Herzen.
Ich lese immer wieder in verschiedensten Ecken, wie geklagt wird ...Viele der jungen Menschen wissen nicht einmal, was der Unterschied zwischen alten und neuen Bundesländern ist.
Unsere Eltern mussten nach dem Krieg ranklotzen, um ein Bein auf die Erde zu bekommen. Ich bin Nachkriegskind, aber erinnere mich gut an die 50er Jahre, wo Vieles für uns unerreichbar war, was für Privilegierte schon sehr schnell normal war.
Mein Kusin im Osten des Landes war dort privilegiert, weil er als Ingenieur in wichtige Geschehnisse eingebunden war. Er hatte schnell ein eigenes Haus und durfte reisen etc.
Ich bin einfach nur froh und dankbar, dass ich danken kann
Was soll man noch weiter dazu sagen? Wer hören will, der höre - der andere begreift generell nicht, was gemeint ist.
Dann aber lohnt sich eine Diskussion überhaupt nicht!
Willkommen zurück, Flora, hab Dich vermisst ...
Horst
🌻
Hallo lieber Jürgen,
die Aussage, dass die Westwerbung eigentlich für die Ostdeutschen gedacht war, um die DDR durch den Unmut der Massen zu destabilisieren, stammt von Lothar Späth, dem damaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und ich habe sie aus seinem berufenem Munde gehört und lediglich wiedergegeben. Das ist Politik und so läuft es, wenn sich zwei unterschiedliche Systeme gegenüberstehen. Ebenfalls stammt sinngemäß folgende Anmerkung aus seinem Interview
Deutschland hatte nach der Wende plötzlich alles doppelt. Wir brauchten die ostdeutsche Wirtschaft überhaupt nicht, deshalb wurde sie abgewickelt. Das sind Aussagen von Kurt Biedenkopf. Nur soviel darüber.
Später hat man selbst das, was noch konkurrenzfähig überlebte vom Markt verdrängt. Wie? Man hat teilweise aufgekaufte Ostfirmen von Handelsmessen ausgeschlossen. Wo keine Verträge zustande kommen folgt auch kein Absatz. Das sind mittlerweile ein-eindeutig belegbare Fakten.
Langsam erreichen wir mit genügend Verstand eine Ost-West- Normalität und nur das sollte unser Herz berühren. Wir sind schließlich ein Deutschland.
Aber genug darüber
veko
Hallo Pan dein Bericht ist von A-Z gut geschrieben, so fühlt mein Herz und Verstand.lieben Gruß Mona
Hallo und Moin lieber Pan,
ich habe mit Interesse Deinen Artikel gelesen und gebe Dir in der Ansicht Recht, auch im Westen sind die wenigsten Menschen mit dem goldenen Löffel im Mund geboren.
Sie haben Aufbauarbeit nach dem Krieg geleistet, sich ihr Leben eingerichtet und um ihr Auskommen gekämpft. Das war anfänglich in beiden deutschen Staaten deckungsgleich. Dann kam es im Osten zur extremen politischen Indoktrination mit den Folgen der Massenverblendung, aus der sich die Menschen ja bekanntlich selber 1989 befreiten.
Aber darum geht es nicht, wenn sich Ostdeutsche zu Wort melden und über ihre Erfahrungen nach dem Anschluss der DDR an die Bundesrepublik Deutschland berichten.
Anstatt einmal mit Aufmerksamkeit hinzuhören und nachzufragen heißt es oft Jammerossi. Ich habe auch schon den Ausspruch gehört: "Seid doch froh, dass wir euch "Zonis" überhaupt genommen haben!" Es sind nicht diese Nadelstiche, die sich tief einbohren, sondern die Tatsache, dass der Osten erst einmal wirtschaftlich plattgemacht wurde, die Menschen keine Chance bekamen, sich mit ihrem Fleiß, ihrem Arbeitswillen im vereinten Deutschland zu beweisen. Wer in den "Westen" ging, wurde von den Firmen gern genommen. Zum Zeitpunkt der Wende hatten fast alle "Zonis" eine solide Berufsausbildung, ein Fach- oder Hochschulstudium. Mittlerweile sind Ostdeutsche ebenfalls im Bildungsnotstand Deutschlands angekommen. Dazu kommt, dass massenhaft DDR-Unternehmen sofort nach der "Wende" von der Bundestreuhand verscherbelt wurden. Zum Nulltarif, besser gesagt für eine symbolische 1 Deutsche Mark. In diesen Betrieben fand keine Produktion mehr statt. Der Verkauf erfolgte an westliche Unternehmen nur zum Zweck der Marktbereinigung. Das führte über Nacht zu Massenarbeitslosigkeit, ohne dass es Proteste von Seiten der westlichen Gewerkschaften gab. Ein weiterer Grund an Ostdeutsche Unternehmen zu gelangen war die Tatsache, dass der Grund und Boden, der in keiner Bilanz der Ostbetriebe auftauchte, ein Zusatzgeschenk zu der symbolischen 1 DM wurde. Da ja bekanntlich im sogenannten Sozialismus alles Volkseigentum war, wurde somit das DDR-Volk ratz, batz enteignet. Landwirtschaft (LPGen) wurden aufgelöst. Wiedereinrichter, die ihr enteignetes Land zurückbekamen waren nie ein Problem der Ossis, sondern Neueinrichter, die ausschließlich aus dem Westen Deutschlands kamen, weil auch hier die Treuhand entschied, dass die Ostdeutschen Interessenten außen vorgehalten wurden. Wenn also der Ossi motzt, dann nicht aus Neid und Missgunst, sondern weil ihm nach der Wende alle Chancen verbaut wurden. Das ist der eigentliche Stachel der tief im Fleisch der Ostdeutschen sitzt und immer wieder Befindlichkeiten verursacht.
Dass Waren in den Westen geliefert wurden, hat mit Handelsabkommen zu tun und war dem Devisenmangel geschuldet. Der Frust über die Engpässe an Konsumgütern war schließlich ein Aspekt, der das Fass zum Überlaufen brachte. Export in den Westen stand aber nie zur Debatte. Das war notwendig und wurde akzeptiert. Dein Kühlschrank sei Dir somit gegönnt.
Solltest Du auf diesem von Dir geschilderten Niveau Anfeindungen bekommen, dann setz diese Leute doch einfach vor die Tür. Um die ist es wirklich nicht schade.
Und noch eins! Dass ein falsches Bild über das Leben im Westen in den ostdeutschen Köpfen geisterte, ist nicht zuletzt mancher Aufschneiderei und Angeberei der Westverwandtschaften anzurechnen. Bei Besuchen in der DDR wurde ein falscher Eindruck hinterlassen, weil man ja den nicht selten bettelnden Ostdeutschen mit Kaffee, Kakao, Toilettenpapier und ähnliches großzügig versorgte. Die Fernsehwerbung war nicht für den Westdeutschen gemacht, sondern auf die Bedürfnisse der Ossis zugeschnitten. Das hat dann auch die entsprechenden Begehrlichkeiten geweckt und die Unzufriedenheit über die Zustände in der DDR verstärkt. Alles geschah mit der Absicht die Unruhen im Osten zu verstärken. Du siehst also, wenn man genauer hinschaut, dann gibt es immer eine Ursache und eine Wirkung.
Versuche sie doch einfach mal zu verstehen, die Leute aus "Dunkeldeutschland"!
Neid und Missgunst sind kein Ost- Phänomen, sondern ein mieser Charakterzug und da gebe ich Dir wieder Recht. Ich bin zuversichtlich, was die Zukunft anbelangt. Es wird andere Probleme geben, die wir bzw. unsere Nachfolgegenerationen meistern müssen. Sie werden zusammenhalten, die Ossis und Wessis und werden es wuppen. Da bin ich ebenfalls ganz sicher. Ich grüße Dich sehr herzlich,
veko
@Veko
Ja, bei den Westverwandtschaften reisst Du ein Thema an, das immer ein Minuspunkt war. Ich habe genug Bettelbriefe aus Brandenburg erhalten - und auch befolgt. Jedes Mal wurden sie ein bisschen gewichtiger!
Nach 1990 habe ich dann nichts mehr von den Empfängern gehört.
Das nur nebenbei.
Dass dies an der Werbung lag, ist unwahrscheinlich - denn dann brauchte man diese ja heute nicht mehr.
Im Übrigen: die Werderanerin hat schon Recht:
.lassen wir es doch endlich einfach mal...was bitteschön bringt uns
das heute noch ...die nachfolgenden Generationen interessiert das
alles zum Glück so garnicht mehr.
Grüße von Pan
Ja, lieber Horst, da hat eben jeder so seine, ganz eigenen Erfahrungen.
...aber, wie geschrieben...das alles ist lange, lange vorbei...schauen wir alle nach vorne oder auch ins JETZT - da gibt es so viele Probleme, die bewältigt werden müssen.
Das DAMALS ist einfach nur noch müßig !
Kristine
Lieber Horst - zu diesem Thema wurde schon soviel geschrieben..., alles natürlich aus den entspr. Sichtweisen ....lassen wir es doch endlich einfach mal...was bitteschön bringt und das heute noch ...die nachfolgenden Generationen interessiert das alles zum Glück so garnicht mehr.
Nach vorne schauen !
Kristine
@werderanerin
"Die Fernsehwerbung war nicht für den Westdeutschen gemacht, sondern auf die Bedürfnisse der Ossis zugeschnitten. Das hat dann auch die entsprechenden Begehrlichkeiten geweckt und die Unzufriedenheit über die Zustände in der DDR verstärkt."
Dieser Satz fiel mir auf, das disqualifiziert Vekos Text, aber jeder wie er meint.
Sehr richtig! Solch einen Unsinn habe ich lange nicht gehört!
Aber in manchen lebenslagen greift man halt zu jedem Mittel, um Recht zu haben! Von mir aus ...
grüßt
Pan
Ich kann dazu nur eine subjektive, vielleicht themenfremde Überlegung von mir geben.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie es in mir aussehen würde, wenn ich in meinem Leben in zwei oder gar drei verschiedene Staatsformen hätte mein Leben leben müssen:
*Eine verbrecherische Diktatur
*Ein durch dieses verursachte geteiltes Land, das zwei völlig verschiedene Staatsformen hatte, ohne diese jetzt zu qualifizieren
*Ein demokratisches System mit Kapitalismus-touch und vielen notwendigen Veränderungen
hmmmm
Hallo Pan, du schreibst mir aus der Seele, ich bin auch eines der letzten Kriegskinder. Die Erlebnisse sind entsprechend, Vater zu hundert Prozent Schwerverwundet und Mutter hatte zu tun uns über die Runden zu bringen. Die Trümmerberge in Berlin und besonders in Dresden an der Frauenkirche samt Leichengestank (verbrannt).
Aber ich möchte eine Anekdote erzählen, ein wahres Gespräch, welches wir in Lochau/Bregenz im Oktober 1990 mit unseren Gasgeber führten. Sie waren es, die uns "Löcher in den Bauch" fragten, wie es uns im in der DDR gegangen ist, wie wir gearbeitet und gelebt, erlebt haben...... und das ging bis früh morgens! Am selbigen Tage schaute ich vom Berg auf den wunderbaren und schönen Bodensee und freute mich das gesehen zu haben..... denn unser Erdkundelehrer hat uns viel vom Bodensee erzählt!
Nun, das war ein echtes Erlebnis, da gegen im "westdeutschen Bereich" besonders auch in meiner Berliner Heimat, die ich ja auch bis 1961 selbst erleben konnte, erklärte man bis heute uns das Leben!
Ich habe aber auch tolle Menschen kennen gelernt im ehm. Westdeutschland, aber wie man in Berlin sagt, sie kann man an zwei Hände abzählen.