Nur kein Stress
Nur kein Stress
Ich hatte mir vorgenommen, heute beim Einkaufen gelassener zu sein, als sonst. Aber was soll ich sagen?, es gelang wieder nicht. Ich glaube, dass Männer zum Einkaufen nicht wirklich geeignet sind.
Eigentlich bin ich ja nur der Chauffeur meiner Frau. Und ihr Träger von drei verschiedenen Stoffbeuteln. Diese sind genau abgestimmt für den Bauernmarkt und wehe wenn ich den Salat in den Kartoffelsack oder gar das Fleisch vom Bio-Metzger in den Brotsack gebe - das will ich mir gar nicht ausdenken. Hat sie mich dann aufgepackt wie einen nepalesischen Sherpa, darf ich in den Tiefen meiner Jacke den Geldbeutel suchen.
Er ist weg. Nicht mehr da. Vergessen? Liegen gelassen irgendwo? Wo waren wir vorher? Bei Tea & More hatten wir den Frühlingstraumtee gekauft, da hatte ich ihn noch …
Ich renne durch die Markthalle, der Teestand mit dem Teemann ist verwaist. Keiner da! Das gibt’s ja gar nicht, rufe ich verzweifelt.
Dann die Erlösung. Er steht vor der Tür und raucht eine Zigarette. Als er mich sieht, wedelt er vergnügt mit meiner Geldbörse. Großer Gott, bin ich erleichtert!
"Komm, vergiss den Stress", sagt er, „rauch eine mit mir."
Soll ich? Nein, tue ich nicht.
Ich wetze zurück zum Sauerteig-Bäcker, da steht meine Beste und plaudert in aller Ruhe mit der Bäckersfrau. Ich kann nicht verstehen, wie man so relaxed sein kann. Naja, vielleicht doch, denn für's gestresst sein hat sie ja mich.
Wenigstens nehme ich mir vor, die Einkäufe in aller Ruhe im Kofferraum zu verstauen, denn hier im Auto geschieht das, was ich sage.
Wenigstens glaube ich das.
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Kommentare (4)
Vor etwa 15 Jahren war eine große Vatertagstour angesagt. Mein Göttergatte sollte finanziell nicht zu knapp versorgt sein, schließlich waren ja 5 Väter in den jeweiligen Haltepunkten (nicht nur von ihm) zu versorgen.
Aber schon im ersten Lokal rutschte ihm das Portmonee aus der Backbord-Hosentasche. Die Rückkehr nach einem weiteren Streckenkilometer nutzte nichts - die Geldtasche blieb verschwunden. Auch der Kellner wollte nichts gefunden haben.
Auch so kanns kommen ...
Ja, ganz richtig......auch so kann's kommen.
Mein Mann und ich reisten vor Jahrzehnten - ehe wir nach Canada auswanderten, nach Sizilien und besuchten natuerlich auch Palermo.
Da mein Mann mit Fotografieren beschaeftigt war schlug ich ihm vor,
seine Brieftasche mit in meine Schultertasche zu tun, um evtl. Diebstahl
vorzubeugen, denn er hatte auch seine gesamten Ausweise in dieser
Brieftasche, und Sizilien ist zwar herrlich, aber nicht das sicherste Pflaster, besonders nicht in Palermo.
Ich ging auf der anderen Seite auf dem Buergerseig vor mich hin und
wurde ploetzlich von einem Leichtmotorrad von hinten in die Kniekehlen
gefahren und mit einem Ruck riss der Beifahrer mir die Schultertasche
herunter. Ich versuchte sie am Riemen festzuhalten, sie fuhren weiter
und schleppten mich auf der Strasse hinter sich her. Ich schrie nach
meinem Mann, der uns aber nicht einholen konnte.
Keiner der anderen Menschen scherte sich um uns. Sowas schien
Gang und Gaebe zu sein.
Nun, der Riemen riss, meine Beine waren eine einzige blutende Masse,
total aufgeschuerft und meine Tasche entschwand meinen Blicken.
In dieser Tasche war alles drin was wir brauchten, unser Geld, unsere
saemtlichen Papiere einschl. der Rueckflugtickets und der Schluessel
des Kleinwagens den wir angemietet hatten.
Wir hatten nichts mehr ausser uns selbst.
Ein Kutscher kam und fragte was passiert sei , lud uns auf seinen Wagen und fuhr uns zur naechsten Polizeistation. Dort gab man uns
einen Ausweis mit dem wir bei einer sizilianischen Bank darum bitten
sollten, sich mit unserer deutschen Bank in Verbindung zu setzen damit
wir von dort Geld bekamen und ausserem zum Reisebuero zu gehen re.neuer Tickets. Alles entwickelte sich als sehr schwierig und langwierig und sehr kompliziert und haette mein Mann nicht die Sprache gesprochen, wir waeren vermutlich niemals mehr in Deutchland gelandet.
Dann schlug die Polizei eine Scheibe unseres Kleinwagens ein , fand
einen passenden Schluessel und gab ihn uns, damit wir wenigstens
wieder zu unserem Hotel kamen. Wir hatten kein Geld mehr, keine
Ausweise - absolut garnichts.
Der Hotelier liess sich von der Polizei alles bestaetigen, liess uns in
seinem Hotel eine weitere Woche leben, bekoestigte uns und wartete
geduldig, bis wir von Deutschland endlich wieder ueber Geld verfuegten um ihn bezahlen zu koennen.
Das Reisebuero stellte uns dann endlich 2 profisorische Tickets aus
und wir bestiegen die Maschine nachhause. Diese machte aber in
Muenchen eine Zwischenlandung und da wir keine echten IDs hatten,
wurden wir von 2 Zollbeamten in einen kleinen Raum gefuehrt und
durchgescheckt. Sie liessen rein garnichts aus. Es war entwuerdigend.
Im letzten Augenblick erwischten wir die Anschlussmaschine nach
Duesseldorf und zuhause angekommen, hat es Wochen gedauert,
ehe wir alle Papiere wieder zusammen hatten. Es war eine Rennerei
von Behoerde zu Behoerde; wir hatten ja auch keine Originalfuehrerscheine mehr und mussten mit dem Bus ueberall hinfahren oder waren auf meinen Vater angewiesen.
Es war ein einmaliges Erlebnis und so schoen wie Sizilien ist, keine
10 Pferde wuerden mich mehr dorthin bekommen.
So - das war eine lange Geschichte aber ich dachte, sie waere mal
ganz interessant besonders fuer Diejenigen, die mal dorthin moechten.Wir erfuhren spaeter, dass die Mafia hinter diesem kriminellen Akt stand und niemand hat den Mut, sich mit dieser
Organisation anzulegen, da dies an Selbsmord grenzt.
Danke, dass Ihr Euch bis hierher durchgegraben habt.
Ruth
Ach ja, lieber Ferdi,
diesen Stress kann ich Dir nachfühlen, passierte mir doch Ähnliches am vorigen Sonntag.
An Sonntagabenden kommt es nämlich manchmal vor, dass ich keine Lust habe, irgendwas zum Essen zu machen. Also heißt es dann:
Schatz, wir gehen heute Abend aus essen. Und dann ist es so, dass ICH bezahle.
Es war noch warm an diesem Sonntagabend, sodass wir draußen unter Bäumen sitzen konnten. Es schmeckte wunderbar.
Als ich dann bezahlt hatte, standen wir auf, bedankten uns beim Chef und stiegen ins Auto.
Unterwegs kramte ich in meiner Handtasche und ----- vermisste mein Portemonnaie.
"Hilfe!!!" rief ich, "ich habe das Portemonnaie auf dem Tisch liegen lassen."
Stress hoch drei. Nichts wie zurück.
Und da stand bereits der Kellner, lachte und hielt mein Portemonnaie hoch.
Und - ich fiel ihm dankbar um den Hals.
Andrea
Ich werde jetzt den Frühlingstraumtee in der Schmunzelecke genießen. Vielleicht gelingt ja meinem Sprachzentrum ein weiterer Flirt mit dem Schreibzentrum und ein gnädiges Schmunzeln vertreibt für ein paar Minuten das Stirnrunzeln.
Meine Beste nickt - soll wahrscheinlich heißen:
Dann kann er wenigstens sonst nichts anstellen … ;-)