"Nur einen Stein einkitten lassen"
„Nur einen Stein einkitten gelassen“
Von der Schwarzarbeit anno 1838
Interessante Alltagsgeschichten bergen die im Radeberger Ratsarchiv vorhandenen Generalprotokolle in sich. So eine, in der es darum ging, was denn nun eigentlich wirklich passiert war.
Vom 12. Juli bis zum 15. August 1838 wurde in Radeberg das Rathaus erneuert. Ein an sich normaler Vorgang und dass dann der zuständige Baumeister Schmutzler die Rechnung zum Abschluss stellt, dürfte ebenso niemand wundern. Das Ratsmitglied Carl C. Knobloch zeichnete die Rechnung als sachlich richtig und der Kämmerer Hartmann wies das Geld vom Prinzip her an. Sieben Tage nach dem Vorgang wollte der Revisor Donath wissen, wo denn der Maurer Zeidler am 18. Juli, am 26. Juli, am 2. bis 6. August und am 11. August war. Seiner Wahrnehmung nach habe Zeidler u. a. in der Wohnung des Kämmerers Hartmann, in der Wohnung des Kanoniers Hartmann junior und beim Nachbarn gearbeitet. J. C. Schmutzler habe aber diese Arbeiten so in Rechnung gestellt als „sei dies auf Kosten der Commune geschehen“.
Der Baumeister wurde zur Rede gestellt. „Bei Hartmann habe der Sturm die Dachrinne abgerissen. Das Regenwasser liefe ins Haus und mache Schaden, sei ihm mitgeteilt worden“. Das Ratsmitglied Knobloch hätte gebarmt „es ist kein guter Maurer zu bekommen“. „Da habe ich“, so Schmutzler, angeordnet „nur einen Stein einkitten zu lassen. So etwas geschehe in nicht mal einer Stunde und das sei ja nun nicht der Rede wert.“
Wegen einer kurzfristigen Handlangerarbeit müsse man nicht die ganze Rechnung korrigieren, war des Baumeisters Meinung. „Die Stadt kann ja Hartmann die Stunde in Rechnung stellen. Und im Übrigen soll die Stadt ihm den Bauherren zeigen, dem so etwas noch nicht passiert sei“. Fast war man geneigt die Sache auf sich beruhen zu lassen. Doch der Revisor war hartnäckiger als gedacht. Hinterher sagte man über ihn, der hat sich ja nur so gehabt, weil bei ihm die „geringe Arbeit im Treppenhause abgelehnt worden war“. Jedenfalls wollte Donath wissen, wo der Maurer Zeidler die anderen Tage war. Zeidler wurde im Beisein seines Arbeitsherrn zur Aussprache bestellt und druckste herum. Als er jedoch mit Kündigung bedroht wurde, gab er an, die Küche der Ehefrau des Kanoniers Hartmann junior geweißt zu haben. Die Ortsbesichtigung ergab, die Küche war tatsächlich geweißt worden. Nun war aber die Frage, warum eine Arbeit, die in einem halben Tag erledigt sein kann, weitere vier Tage in Anspruch nahm.
Unter Tränen beichtete nach einigem Hin und Her die Ehefrau was tatsächlich geschehen war. „Zeidler ist mir auch in anderen Sachen zur Hand gegangen“, offenbarte sie sich. So waren beide im Hüttertal Holz zur Feuerung holen und auch die Scheune und der dazugehörige Schuppen im Hofegrund musste repariert werden. Die Vermutung einer direkten Liebesbeziehung stand zwar im Raum, doch beide leugneten standhaft. Peinlich war die Sache nun schon genug.
Schmutzler stellte eine neue Rechnung. „In der andere Rechnung habe ich bloß Ausversehen die Tage in Rechnung gesetzt“, begründete der Baumeister seine neue Rechnungslegung für die Akten. Was alles tatsächlich passiert war, blieb weitestgehend im Dunkeln. Doch Radebergs Einwohner hatten bestimmt ihren Klatsch und Tratsch.
haweger
Von der Schwarzarbeit anno 1838
Interessante Alltagsgeschichten bergen die im Radeberger Ratsarchiv vorhandenen Generalprotokolle in sich. So eine, in der es darum ging, was denn nun eigentlich wirklich passiert war.
Vom 12. Juli bis zum 15. August 1838 wurde in Radeberg das Rathaus erneuert. Ein an sich normaler Vorgang und dass dann der zuständige Baumeister Schmutzler die Rechnung zum Abschluss stellt, dürfte ebenso niemand wundern. Das Ratsmitglied Carl C. Knobloch zeichnete die Rechnung als sachlich richtig und der Kämmerer Hartmann wies das Geld vom Prinzip her an. Sieben Tage nach dem Vorgang wollte der Revisor Donath wissen, wo denn der Maurer Zeidler am 18. Juli, am 26. Juli, am 2. bis 6. August und am 11. August war. Seiner Wahrnehmung nach habe Zeidler u. a. in der Wohnung des Kämmerers Hartmann, in der Wohnung des Kanoniers Hartmann junior und beim Nachbarn gearbeitet. J. C. Schmutzler habe aber diese Arbeiten so in Rechnung gestellt als „sei dies auf Kosten der Commune geschehen“.
Der Baumeister wurde zur Rede gestellt. „Bei Hartmann habe der Sturm die Dachrinne abgerissen. Das Regenwasser liefe ins Haus und mache Schaden, sei ihm mitgeteilt worden“. Das Ratsmitglied Knobloch hätte gebarmt „es ist kein guter Maurer zu bekommen“. „Da habe ich“, so Schmutzler, angeordnet „nur einen Stein einkitten zu lassen. So etwas geschehe in nicht mal einer Stunde und das sei ja nun nicht der Rede wert.“
Wegen einer kurzfristigen Handlangerarbeit müsse man nicht die ganze Rechnung korrigieren, war des Baumeisters Meinung. „Die Stadt kann ja Hartmann die Stunde in Rechnung stellen. Und im Übrigen soll die Stadt ihm den Bauherren zeigen, dem so etwas noch nicht passiert sei“. Fast war man geneigt die Sache auf sich beruhen zu lassen. Doch der Revisor war hartnäckiger als gedacht. Hinterher sagte man über ihn, der hat sich ja nur so gehabt, weil bei ihm die „geringe Arbeit im Treppenhause abgelehnt worden war“. Jedenfalls wollte Donath wissen, wo der Maurer Zeidler die anderen Tage war. Zeidler wurde im Beisein seines Arbeitsherrn zur Aussprache bestellt und druckste herum. Als er jedoch mit Kündigung bedroht wurde, gab er an, die Küche der Ehefrau des Kanoniers Hartmann junior geweißt zu haben. Die Ortsbesichtigung ergab, die Küche war tatsächlich geweißt worden. Nun war aber die Frage, warum eine Arbeit, die in einem halben Tag erledigt sein kann, weitere vier Tage in Anspruch nahm.
Unter Tränen beichtete nach einigem Hin und Her die Ehefrau was tatsächlich geschehen war. „Zeidler ist mir auch in anderen Sachen zur Hand gegangen“, offenbarte sie sich. So waren beide im Hüttertal Holz zur Feuerung holen und auch die Scheune und der dazugehörige Schuppen im Hofegrund musste repariert werden. Die Vermutung einer direkten Liebesbeziehung stand zwar im Raum, doch beide leugneten standhaft. Peinlich war die Sache nun schon genug.
Schmutzler stellte eine neue Rechnung. „In der andere Rechnung habe ich bloß Ausversehen die Tage in Rechnung gesetzt“, begründete der Baumeister seine neue Rechnungslegung für die Akten. Was alles tatsächlich passiert war, blieb weitestgehend im Dunkeln. Doch Radebergs Einwohner hatten bestimmt ihren Klatsch und Tratsch.
haweger
zusehen wo man bleibt.
Wieviel mal es gut ging weis man nicht.
Eine gut nach voll zieh bare Geschichte
auch aus heutiger Sicht.
mt einem lachenden Gruss
omasigi