Schlaf weiter, mein Kind,
Ich werd für dich beten.
Man fährt auf den Strassen Atomraketen
Unter den Fenstern durch die Nacht.
Du bist von diesem Dröhnen erwacht,
Das die Menschheit seit tausenden Jahren bedroht,
Seit es Krieg gibt und Not
Und Angst
Vor dem Töten, dem Morden und Brennen,
Das sie, nicht zu glauben, Verteidigung nennen.
Wir dulden der Waffen drohendes Wort.
Schieben es fort.
Wollen nicht sehen, wollen nichts hören,
Können guten Gewissens beschwören
So wie die Affen, die Heiligen drei,
Wir war`n nicht dabei!
Keiner wird wagen, Lunte zu zünden,
Denn sie verkünden:
Frieden der Welt wird durch Waffen gewahrt.
Und warum, frage ich, diese nächtliche Fahrt?

Schlaf weiter, mein Kind!
Man muss es laut sagen,
Dass wir zu feige sind, nachzufragen
Was diese Waffen am Leben erhält.
Nicht nur das Geld.
Auch unser Stumpfsinn, das Nichtwissenwollen
st daran schuld. Was nützt alles Grollen?
Wir müssen lernen, die Zeichen zu sehn.
Und wenn du mich fragst: Warum lasst ihr geschehn?
Dann kann ich nur sagen, ich hab es versucht,
Hab meine Ohnmacht gehasst und verflucht.
Zu schwach meine Kraft, bleibt sie allein.
Doch Viele könnten unschlagbar sein.

©by immergruen

Diese Gedanken habe ich aufgeschrieben, als in einer Nacht die sowjetischen Truppen ihre Raketen mit Atomsprengköpfen bestückt durch unsere engen Straßen manövrierten.
Ich werde dieses beklemmende Gefühl nie vergessen und habe mich beim Lesen eurer Betrachtungen wieder daran erinnert.
immergruen

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Kommentare (5)

immergruen Waren wir schuld? Ich glaube es nicht. Wir waren nicht hilflos, aber wir waren machtlos bis zu dem Augenblick als sich alle zusammenschlossen.
Deshalb brauchen wir uns, so glaube ich, keine Schuld einzugestehen.
Dafür gibt es viel zu viele, die besser mit ihrer Schuld leben können als wir.
Ich danke Dir jedenfalls sehr für Dein Mitempfinden. Wer die Situation nicht erlebt hat, kann sich nicht oder nur sehr schwer hineinversetzen. Mein Beispiel ist es immer zu sagen: "Wer keinen Kopfschmerz kennt , kann nicht darüber reden."
Liebe Grüße vom immergrün
ehemaliges Mitglied vor allem von euch, denjenigen die im Osten für die Wiedervereinigung gekämpft haben. Es hat sich für alle gelohnt. Wir im Westen waren überrascht von eurer Kraft. Hättet ihr nicht in euren Montagsdemos, in euren Kirchen und überall sonstwo für Frieden und Freiheit gekämpft. Glückliche Konstellationen Glasnost und Perestroika, der Zerfall der Sowjetunion und dass auch in Russland Leute am Ruder waren bzw. ans Ruder kamen, die sich von den bisherigen hässlichen Unterdrückungen abgewandt hatten. Leider entwickelt sich im Augenblick dort wieder etwas zurück. Hoffentlich wird es nicht wieder so wie früher. Leider liest man oder hört man, dass im Nahen Osten Krieg im Anmarsch ist: Israel kontra Iran. Ich verstehe das überhaupt nicht.

Aber man hat gesehen: Gott sei Dank sind nicht mehr die großen Militärblöcke, die gegeneinander stehen. Das ist schon ein richtiger Fortschritt.

Danke für deine Anregung.
Gruß
traumvergessen
ladybird ein wunderbares Gedicht über eine große Tragik,
ich gestehe: so bewegt zu sein, ich kriege keinen Kommentar hin, ich möchte Dich meine Bewunderung wissen lassen.
Herzlichst Ladybird,

Liebe Traute, dasselbe gilt Dir für Dein
Schuldeingeständnis,
bitte sag mir, was kannst Du gegen einen Krieg machen, ich würde sofort helfen.
Wir sind doch immer das "Werkzeug"?
Lieben Gruß ladybird
Traute Das Gedicht ist umwerfend gut geraten und aufrüttelnd mit Tiefgang!

Damals ging es bei uns steil bergab. Die Russen verlangten per sofort die doppelte Warenliefermenge für das Erdöl und sogar die Reifen wurde knapp. Die Warenströme gingen gen Ost. dort war so ein Jammer, das sie unsere Probleme in kauf nahmen um ihre zu beseitigen.
Es war der Anfang vom Ende. Alles ging raus die Regale waren leer und nur der Grundbedarf wurde noch abgesichert. Um Devisen zu bekommen schaffte man die speziellen Läden für die mit Westverwandtschaft.Das Geld (Devisen) musste sofort in Forumschecks getauscht werde.
Ja und die bei uns stationierten Raketen mussten von uns gesicherte Stellplätze bekommen.
Ich hatte damals schon ein bisschen Einblick in die Ökonomie und in den Stadthaushalt und mich grauste es.
Aber das hat niemanden aus der Ruhe gebracht.
Mit freundlichen Grüßen und dem überreichen der von mir erfundenen theoretischen Tapferkeitsmedaille,
wünsche ich Dir inneren Frieden,
mit freundlichen Grüßen,
Traute
Traute Ach so sprichts mir aus dem Herzen
denn auch DAS sind meine Schmerzen
ich kam aus dem verspielten Land
das nahmen die Sieger als ewiges Pfand

Nun sitz ich so alt und so hilflos im Haus
und draußen sieht's wieder nach Kriegshandlung aus
ich lese es, ich weiß es, und tu wieder nichts
als aufrüttelnd schreiben an einem Gedicht

Ach Traute, du Wolfskind, du bist krumm und lahm
und hast wieder nichts für den Frieden getan
raff auf deine Glieder und tu deine Pflicht
DU weißt es, du siehst es, die ANDEREN, nicht!
Traute 16.August 2012

Liebe Immergruen, das ist mein Schuldeingeständnis.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute

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