Meine Borkum-Sehnsucht ist wieder erwacht ...

Autor: ehemaliges Mitglied

Foto 36 drei Grazien auf der Strandpromenaden-Mauerkrone.jpg
Als gerade Siebenjährige war ich das erste Mal auf Borkum. Für uns Kinder war es ein unglaubliches Glücksgefühl, mit der Fähre – bei stürmischem Wetter – von Emden-Außenhafen (so hieß das damals noch) abzulegen, übers aufgewühlte Meer nach Borkum zu fahren. Alle waren dabei, um vier Wochen Insel und See zu erleben: Oma, Vati, die Krankenschwester und wir drei Mädchen.

Damals dauerte die Überfahrt noch 3 Stunden. Der fast mit Windstärke 10 wütende Wind ließ das Schiff ganz schön schaukeln. Aber wir Kinder waren lieber auf dem Oberdeck und genossen dieses unglaubliche Erlebnis. Ein besonderer Spaß war es, als zwei alte Damen ebenfalls nach draußen kamen, weil ihnen unter Deck von der Schaukelei schlecht geworden war. Zum Glück standen sie nicht so nahe bei uns, denn ihre letzte Mahlzeit zuvor wurde teils Möwenfutter, teils Deko in ihren Gesichtern und zum Dank bekamen sie auch noch einen Vogelgruß von oben ...
003 Borkum 2004.jpg
Unser erstes Quartier auf Borkum war Haus Seestern. Wir hatten unsere Zimmer in einer oberen Etage und jeden Abend, wenn wir im Bett lagen, grüßte uns der Lichtfinger des Leuchtturms, bis uns die Augen zufielen.

ob ich die 315 Stufen bis oben wohl noch schaffe April 2014 030.jpg
In diesem ersten Jahr sind wir nicht die 315 Stufen bis zur Aussichtsplattform hochgeklettert. Unsere Jüngste war ja gerade erst vier. Aber irgendwann in späteren Jahren haben wir das erlebt. Heute sind die Wände des Leuchtturms auf allen Etagen-Plattformen mit Fotos und Erklärungen gespickt. Aber am interessantesten finde ich es immer noch, von ganz oben auf Borkum und das Meer zu blicken. 2014 habe ich es ein letztes Mal geschafft, doch heute käme ich nicht mehr nach ganz oben. Nächstes Jahr vielleicht doch wieder??

Ich weiß noch, wie ich in diesem ersten Jahr bei Sturm von der oberen Strandpromenade, die wir ja überqueren mussten, um zu unserem Quartier zu kommen, die steile Straße hinunter auf den Leuchtturm zu gerannt bin. Mit mehr Glück als Verstand habe ich diesen Spaß damals überstanden, mich darüber gefreut, so große Riesenschritte machen zu können – mehr als 2 Meter lang waren sie. Wäre ich hingefallen, es hätte sonst was für Verletzungen geben können. Aber der Sturmwind schob mächtig …

Ich lernte auch, am Ende der Strandpromenade, wo es zum Südstrand geht, bei solchem Sturm um diese Ecke herum zu kommen. Das hab ich noch vor 10 Jahren meinem Mann vorgemacht und es dauerte eine Weile, bis er mir folgen konnte.

Borkums weite Dünenlandschaft lernte ich erst als Erwachsene kennen. Es gibt viele Wege durch die Dünenwald-Landschaft, die man mit dem Fahrrad erkunden kann, egal ob in Richtung Hafen oder in Richtung Flughafen und weiter in die Einsamkeit der Dünen.
Foto 33 und die Mädels haben sich eine Sandbank gebaut.jpg
Für uns Kinder war es damals vor allem wichtig, so oft wie möglich am Weststrand, an unserem Strandkorb oder direkt am Wasser zu buddeln, in die Wellen zu springen.

Foto 57  lernt Uschi noch schwimmen.jpg
Nur schwimmen hab ich dort in der Brandung nicht gelernt – das Wasser war viel zu salzig und es durfte mir auch keine umkippende Welle meinen Kopf unter Wasser drücken. Dafür durften wir über Mittag am Strand bleiben, es gibt ja dort die Strandbuden, wo man täglich eine Portion Eintopf oder Milchreis mit Zucker und Zimt bekommen konnte.

Die Nordseeinseln sind für meine Familie und mich ein immer wiederkehrendes Ferienziel geblieben. Und Enkel Max fragt immer wieder mal danach, wann ich endlich mit ihm einmal nach Borkum fahre … Er kennt Baltrum, Sylt und Pellworm oder auch die Dänische Küste. Borkum habe ich noch nicht mit ihm besuchen können. Aber das kommt noch ...
 

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Kommentare (11)

ehemaliges Mitglied

Für all Eure 💗 💗 💗 💗 💗 💗 meinen lieben Dank, einen schönen 🌟 🌟 🌟 🌟 Advent und ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht

Uschi

ahle-koelsche-jung

Eine herrliche Erzählung die auch in mir wieder Erinnerungen an diese tolle Insel erweckte.
Habe diese Insel auch kennen und lieben gelernt. Mein Sohn hat da seinen Zivildienst absolviert und in der Zeit habe ich ihn dort 4 mal besucht. Es waren jedes Mal tolle Aufenthalte dort.
Ich würd mich auch freuen mal wieder dorthin zukommen.

VG Wolfgang

ehemaliges Mitglied

@ahle-koelsche-jung  
Hallo Wolfgang! Schön, dass Du aus solchen fast familiären Gründen Borkum kennen und sogar lieben gelernt hast. Diese Insel hat so viele Seiten zu bieten, ist eben nicht nur eine größere Sanddüne mit einem Dorf an der breitesten Stelle.

Aber Militär gibt es dort schon länger nicht mehr. Die Jahre damals waren für mich ohne Borkumbesuche. Mein Mann weigerte sich, eine der ostfriesischen Inseln zu besuchen, die nicht von Norddeich oder einem der anderen kleinen Häfen zu erreichen waren. Den "langatmigen" Weg dorthin hasste er.

Erst als der "Ostfriesenspieß" fertig war, konnte ich ihn dazu bewegen, nach Emden zu fahren und von dort nach Borkum. Dann aber konnte er nicht oft genug dort hinkommen. Auch ihn hat Borkum eingefangen ...

Viele Male fuhren wir mittwochmorgens (wegen Fronleichnam oder Christi Himmelfahrt)  für vier Tage morgens um halb sechs los, ich raste die fast leere A31 entlang und er schlief als Beifahrer weiter, ließ ihn mit den Koffern im Hafen warten, während ich die Garagen anfuhr und dann im Schweinsgalopp zum Hafen rannte. Einmal wartete der Kapitän der Acht-Uhr-Fähre sogar noch auf mich, damit ich dem Schiff nicht hinterherwinken musste - und dann gab's Frühstück auf der Fähre.

Schön ist ja, dass man das Städtische Borkums auch schnell verlassen kann. Am Strand oder in den Dünen oder auf den vielen Fahrradwegen ist man schnell in der stillen Natur.

Fahr mal wieder hin ...!!

Uschi

ahle-koelsche-jung

@nnamttor44  

Den Zivildienst hat mein Sohn in einem Mutter/Kind Heim absolviert, er war dort in der Küche und es hat ihm auch sehr gut gefallen.
Allerdings bin ich nie von Emden aus mit der Fähre rüber sondern immer von Emshaven in NL, da beträgt die Fährzeit ja nur ne Stunde und die Parksituation am Hafen dort ist super geregelt.
Irgendwann schaff ich auch wieder mal dorthin zukommen.

Gruss Wolfgang

ehemaliges Mitglied

@ahle-koelsche-jung  
Ja über Eemshaven sind wir auch mal gefahren, aber nie wieder. Uns gefiel das nicht so gut und die längere Überfahrt vom Emden aus war gewollt.

Borkum Besuch Björn 2004 007.jpg
Mein Sohn ist dann 2004 auf einem Tagesausflug von Norddeich aus, wo er seinen Campingwagen stehen hatte, mit den Hunden von Knock aus nach Borkum uns besuchen gekommen. Zu der Zeit konnte man auch von dort aus Borkum besuchen, allerdings nur ohne Gepäck. Eine Einschränkung, damit die günstigeren Fahrten nicht auch diese Strecke überlastete, vielleicht eben für die Erforscher einer kleinen Tagestour ...

Ich weiß gar nicht, ob das heute noch möglich ist.
Uschi
 

ladybird

Liebe Uschi,
dann drücke ich  Dir unbedingt die Daumen, dass Du ganz bald Deinem Max auch Borkum zeigen kannst, diese Insel fehlt ja noch in seiner "Insel-Sammlung"
und Du könntest uns wieder einen neuen Bericht "Ferien mit Max aud Borkum" lesen lassen
das wärs doch??
Danke für das nostalgische Erlebnis
mit Gruß von
Renate

ehemaliges Mitglied

@ladybird  
Ja, liebe Renate, Max wird acht Jahre alt. In diesem Alter kann ich den Jungen auch mal alleine mitnehmen, wenn er Ferien hat. Es ist für seine Eltern immer wieder mal schwierig, in Urlaub zu fahren. Als Selbstständige hat man nicht immer die Möglichkeit, die Firma einfach für ein oder zwei Wochen zu schließen.

Sollte das demnächst Wirklichkeit werden, gibt es ganz sicher wieder einen kleinen (Quatsch, klein kann ich nicht! Wahrscheinlich langen Bericht) geben. Meine Sehnsucht wächst. Und Fahrrad fahren kann er auch, ich vielleicht auch wieder.

Pellworm war übrigens mein Reisegewinn, den ich mit meinen Beiden erleben konnte. Auch da möchte Max noch einmal hin ... Der Insel-Virus hat ihn schon infiziert.

❤️lichen Gruß

Uschi



 

Muscari


Ach wie schön, liebe Uschi.
Und dass Du sogar noch all diese Fotos dazu hast.
So ein Foto ergänzt auf wundervolle Weise Deine Erzählungen.
Ich muss unbedingt mal den PC meines verstorbenen Mannes durchforsten, denn ich weiß, dass er dort noch viele Fotos unserer Kinder auf der Insel Texel gespeichert hat.

Mit herzlichem Dank und liebem Weihnachtsgruß von
Andrea

ehemaliges Mitglied

@Muscari  
Liebe Andrea, unser Vater hatte seinen Fotoapparat sogar mit in den Krieg genommen. Ich weiß nicht, wie das möglich war. Aber er war bei den Sanis, hatte auch seine Geige mit wie ein paar Kameraden ihre Instrumente auch. Und dass er alles auch wieder mit nach Hause bekam - ich finde es immer noch unglaublich.

Doch das sorgte auch dafür, dass wir jedes Jahr nach dem Tod unserer Mutti viele Erinnerungsfotos für das vergangene Jahr jede in ihr Album geklebt bekam.

Foto 75 Vater Karl 1950 kl.jpgFoto 76 Mutti Hanna 1950 kl.jpg
Und jedes Jahr wurde abgeschlossen mit je einem Foto unserer Eltern, damit wir vor allem unsere Mutti nicht vergessen konnten.

Aber die Urlaubsbilder wurden auch ergänzt durch Fotos von Verwandtenbesuchen oder auch Familienereignissen.

Welchen Schatz ich dann 2010 einscannen konnte, als ich begann, meine Tochter öfter zu besuchen, ahnte ich damals noch nicht. Ich bin aber sehr glücklich darüber, dass ich viele von diesen Fotos besitze und sie sogar für meine Schwestern in der Zeit, in der wir nicht viel miteinander zu tun hatten, auf CD's und in einem neuen Album unserer Eltern festhalten konnte. So haben wir von den zwei Alben unserer Eltern jede ein "neues altes" Album.

Zu verdanken habe ich das der Selbstständigkeit im Designgewerbe meiner Tochter. Und ich wollte als junge Frau keine Tochter, lieber 4 Jungs. Heute sind wir zusammen glücklich, dass wir uns haben!

Viel Glück bei der Suche nach den Fotos, die Dein Mann gesichert haben wird.

Einen lieben Weihnachtsgruß für Dich

Uschi

ehemaliges Mitglied

danke für deine lebhafte Beschreibung, sie hat mich ganz ohne Fähre auf diese Insel versetzt ⚓️
liebe Grüße
WurzelFlügel

ehemaliges Mitglied

@WurzelFlügel  
Wenn ich in den vergangenen Jahren Borkum besuchte, habe ich immer wieder viele Fotos gemacht und es waren immer wieder tolle Motive dabei, die in mir viele schöne Erinnerungen wecken.

Momentan fühle ich mich einfach in diese Besuche zurückversetzt und vermisse meine Insel wegen der gerade bestehenden "Unbeweglichkeit" sehr. Aber das wird nicht so bleiben.

Mit Getöse und viel Wasserstaub ...Borkumurlaub April 2014 101.jpg
Der nächste Besuch wird garantiert mit einer Katamaran-Überfahrt beginnen. Das ist für mich immer wieder ein unglaubliches Empfinden!

Silvester 2000 konnte der Kat nicht mehr Borkum erreichen, musste umkehren, weil ein starker Sturm das Schiff kentern zu lassen drohte. Auch das gibt es.

2003 mussten wir auf Mallorca ebenfalls aus stürmischen Gründen eine Fahrt aufs Mittelmeer abbrechen. Aus der Bucht herausfahren ging nicht, weil der Kat ebenfalls fast zu kentern drohte. Selbst die Bootsmannschaft hatte eine grüne Gesichtsfarbe ... Wir haben uns lieber mittig auf das Boot gestellt, da hat uns der Seegang nicht krank gemacht. 

Lieben Gruß mit Dank für Dein Lesen

Uschi

 


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