Mein Traum frei zu sein, Episode 2
Gedanken an Teneriffa!
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Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf und das Angstgefühl wurde zu einem Angstzustand. Durst und Hunger meldeten sich immer stärker, geschlafen hatte ich wohl ein paar Stunden, was mir gut tat. Ein blöder Spruch kam mir wieder in den Sinn: Durst ist schlimmer als Heimweh. Heimweh hatte ich keines, aber den Wunsch gesehen zu werden und einen enormen Durst. Auf der „Lakonia“ war so viel Proviant, der wohl mit ihr auf den Grund des Atlantiks sinken würde. Hätte ich mir doch auch etwas eingesteckt, so wie die Leute in der Küche, bevor sie nach draußen zu den Booten rannten. Die meisten würden inzwischen auf einem Schiff sein und die Retter würden ihnen ein leckeres Essen und Getränke serviert haben. Sie tranken Grog oder Whisky, Tee mit Rum oder heiße Schokolade und ganz bestimmt einen starken Kaffee. Ein Glas Wasser und ein trockenes Brötchen, auch vom Vortag, was normalerweise im Müllschlucker gelandet wäre, wäre nun für mich eine Delikatesse.
Auf Teneriffa, in meiner Stamm-Bar, wo der erste Sous-Chef und ich bei den letzten Reisen ein kleines Geschäft angekurbelt hatten, würden der Barmann und der Patron vergeblich auf uns warten. Auf jeder Reise gab es die berühmten Welcome Partys und auch die Farewell-Partys. Auf diesen speziellen Abendessen war Kaviar Pflicht. Eine 2kg-Dose feinsten Beluga Kaviar wurde pro Party vom Proviantmeister freigegeben. Ein aus Eis geschnitzter Vulkanberg, der den Teide auf Teneriffa darstellen sollte, war immer auf dem Buffet und in den Krater kamen dann diese 2 kg Kaviar. Niemand beschwerte sich, natürlich, weil es niemand wusste, dass im Krater nur ein Kilo dieser feinen Körner war. Zweimal ein Kilo macht zwei und diese zwei Kilo wurden dann von mir an Land geschmuggelt. Dem Küchenchef oder dem Proviantmeister wäre nie in den Sinn gekommen, dass das Personal so klaute. An Land, in unserer Bar gab es für diesen Kaviar Dollar oder Peseten und für Peseten gab es Senhoritas und reichlich Cuba Liber. Auf Rum-Cola und die Senhoritas musste ich erst einmal verzichten.
Tatsache war, ich hatte Hunger und Durst. Es war zwei Reisen her, da hatte ich wie immer die Aufgabe besagte zwei Kilo Dose an Land zu schmuggeln, was mir auch gelang. Doch hatten wir nicht gewusst, dass unsere Bar Betriebsferien hatte und geschlossen war. Den Kaviar zurückbringen war sinnlos, das Risiko entdeckt zu werden war zu groß. Also versuchten wir unsere Ware bei der Konkurrenz unterzubringen, was ohne Erfolg war. Also blieb nur noch der eigene Verzehr übrig. Wer schon einmal so dumm war und Kaviar aus Suppentassen und mit Suppenlöffeln gegessen hat, der weiß, von was ich spreche. Der weiß auch, mit welchen Bauchschmerzen ich zu kämpfen hatte.
In meinem Bauch brannte ein Feuer, das nicht einmal mit viel, sehr viel Cuba-Libre zu löschen war. Obwohl wir schon einige Damen zu unserer Kaviar Party eingeladen hatten, konnten wir unsere Schandtat nicht vernichten. Den Rest des „Fischeier Dinners“ gaben wir den noch Anwesenden im Lokal und begaben uns an Bord. Ich glaubte, die winzigen Störeier hatten sich zu Enteneiern entwickelt, so fühlte es sich in meinem Magen an. Auch die zehn Liter Wasser, die ich noch in der Nacht getrunken hatte, konnten den Brand nicht löschen. Bis Mittag brauchte ich, um den Kaviar ruhigzustellen. Ich schwor mir, dass ich nie wieder auch nur ein Gramm von diesem Zeug zu mir nehmen würde.
Keine schönen Gedanken, wenn man hunger hat, durstig und müde ist, und höllische Angst hat. Ich hämmerte mir immer wieder ein, dass ich doch noch am Leben sei. Doch in meinen Gedanken kamen immer mehr schwarze Löcher.
Die Realität holte mich aus meinen halb wachen Träumen. In meiner Fantasie sah ich ein Schiff auf mich zukommen. Doch die andere Hälfte versagte und gaukelte mir vor, ich sei im Himmel. Doch dort wollte man mich nicht haben und warf mich hinaus. Ich fiel vom Himmel in einen riesengroßen Trichter, der mich immerzu im Kreise herumwirbelte und mich dann mit gurgelnden sog Geräuschen in ein brodelndes Meer entließ. Es war meine Mutter, die mich aus diesem Hexenkessel herausholte und mir das Leben schenkte.
Ein Film lief an mir vorüber, der genau zu meiner Geburt anfing. Ich fand es komisch, dass ich meine Ankunft auf dieser Welt so sehen konnte, wie es wirklich war..
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