Mein Münsterland - wie es ißt und trinkt (Teil 2)
Es freut mich, daß der 1. Teil für Euch so interessant ist, daß Ihr auch den 2. Teil kennenlernen möchtet. Hier geht´s also weiter......
Für uns Münsterländer ist das Schwein ein ganz wichtiges Tier.
Jeder Hof und viele Haushalte hielten sich zum Eigenbedarf 1 - 2 Schweine. Um Allerheiligen wurde meistens das erste Schwein geschlachtet, das letzte kurz vor Ostern. Das Schlachten übernahm ein Hausschlachter, der nebenberuflich tätig war. Er begann seine Arbeit morgens in aller Frühe. Ein Schlachttag war trotz der enormen Arbeit immer ein Festtag. Nachbarn halfen beim Zerlegen, Verwursten und Einkochen. Am Abend nach der Arbeit wurde mit allen Helfern gefeiert, dabei flossen reichlich Bier und Korn. Natürlich wurde dabei auch von den frisch zubereiteten Wurstsorten und dem Mett (Gehacktes) probiert. Als Dank für die Mithilfe gab es dann auch noch einen Mettwurstringel sowie Wurste- oder Leberbrot.
Auf größeren Höfen schlachtete man im November noch ein Rind, damit auch andere Wurstwaren hergestellt werden konnten. Hier gab es zum Abschluß ein "Töttchen"-Essen. Früher wurde Töttchen aus Rindfleisch oder Kalbskopf, Lunge und Herz zubereitet. Heute kocht man Kalbsschulter oder Brust mit Zwiebeln und Gewürzen gar. Das Fleisch schneidet man dann in grobe Würfel. Es wird eine Mehlschwitze gemacht, die mit dem Kalbfleischfond aufgefüllt wird. Das in Würfel geschnittene Fleisch wird hinzugegeben und mit Senf oder anderen Gewürzen abgeschmeckt.....dazu ein frisches Brötchen und ein Glas Bier!
Pfefferpotthast ist hier ebenso bekannt. Dieses Gericht gehört seit Jahrhunderten in diese Region. Doch was verbirgt sich hinter diesem Namen? Pfeffer steht für Würze und Schärfe.....der Pott ist hier ein Topf......und Hast ist Ragout oder Gulasch. Pfefferpotthast ist demnach ein kräftig gewürztes Ragout. Man reicht dazu Salzkartoffeln, Gewürzgurken und ein leckeres Bier.
Schinken und Korn gehören ins Münsterland.
Deshalb kann man hier in fast jedem Gasthaus eine deftige Schinkenplatte bestellen. Diese besteht aus Stuten, Pumpernickel, Butter sowie hauchdünn geschnittenem Schinken. Dazu einen "Klaren"...so heißt hier nämlich der Korn und ein kühles Bier.....lecker!
Wegen seines vorzüglichen Geschmacks ist der Münsterländer Schinken schon seit dem Mittelalter berühmt. Er wurde im Rauchfang des Herdfeuers "Wiemen" mit Buchenholz und Wacholderbeeren geräuchert und getrocknet. Später wurde er zum Schutz vor Fliegen und Ungeziefer in einem Leinensack aufgehängt. Zur Spargelzeit wurde er endlich angeschnitten, jedoch musste er immer wieder gut verpackt in den Kamin zurückgehängt werden. Ein voller "Wiemen" war der ganze Stolz eines Bauern.
Wer im Münsterland kennt nicht Wurstebrot oder "Möpkenbrot"? Im Winter schmeckt es besonders gut, wenn es mit Schmalz in der Pfanne gebraten wird. Dazu werden Äpfel in Form von Scheiben oder Stücken mitgebraten. Wurstebrot wird hergestellt aus Blut, Brühe, evtl. Schrot, Speckwürfel und Gewürzen.
Der Nachtisch oder das Dessert blieb im Münsterland oftmals auf der Strecke. Denn die viele Arbeit ließen dazu keine Zeit.........Feierlichkeiten bildeten dabei eine Ausnahme.
Dann wurden gleich mehrere Desserts angeboten. Ein Muß war dabei immer der "dicke Reis". Er wurde unterschiedlich mal mit Zucker und Zimt und mal mit Backobst gegessen. Heute ist der dicke Reis zu einer Hauptmahlzeit geworden. Quark mit Milch verrührt und etwas Zucker....dazu Obst je nach Jahreszeit......das ist die "Stippmilch". Heute ersetzt die Stippmilch an heißen Sommertagen durchaus ein Mittagessen.
Brot wurde immer selbst gebacken
Brot und Backwaren
Was heute fast eine Spezialität ist, war früher Alltag. Das Brot wurde stets selbst gebacken. Da das Backen viel Zeit erforderte, wurde früher nur alle 14 Tage gebacken. Dann backte man die für diese Zeit erforderlichen Brote.
Bevorzugt wurde hier ein mit Sauerteig angesetztes Roggenbrot. Der Teig mit dem Sauerteig wurde am Abend vor dem Backen angesetzt.
Am nächsten Morgen wurde dann das Backhaus vorgeheizt. Je nach Region nahm man dazu verschiedenes Holz. Der Duft des Holzes beeinflusste nämlich den Geschmack des Brotes. Gelegentlich backte man früher rundes Brot, doch um Platz im Backhaus zu sparen, wurden meistens längliche "angeschobene" Brote gebacken.
Nach 2 Stunden war das Backhaus heiß genug. Es wurde sauber gefegt und die Brot wurden hineingeschoben. Zu den Festtagen wurde "Stuten" (Weißbrot) gebacken.
Hieraus entstanden auch die für das Münsterland bekannten "Knabbeln". Zubereitet werden sie aus frischem, warmem Weißbrot, das man in größere Stücke bricht und dann nochmals zum Trocknen und Rösten in den Backofen schiebt. Knabbeln werden wie folgt gegessen: Man füllt sie kleiner gebrochen in große Tassen, bestreut sie mit Zucker und gießt Milch darüber. Auch Milchkaffee (Malzkaffee und Milch zu gleichen Anteilen) kann dazu verwendet werden.
Jeder Münsterländer kennt "Pumpernickel", doch hier wird es Schwarzbrot oder in Plattdeutsch einfach "Braut" genannt. Der Name "Pumpernickel" erhielt dieses Brot von den Franzosen. Es wird aus Roggenmehl und Sauerteig gebacken und ist ein dunkles, schweres Brot, zwar nicht leicht verdaulich, dafür aber nahrhaft und gesund. Die Laibe werden kantig geformt.
Das war ein kleiner Einblick in die Eßkultur des Münsterlandes. Sicherlich wurde nicht alles erwähnt, was hier so Brauch war und ist. Doch einige Begriffe konnten erklärt werden, so daß nun jeder weiß, was z.B. "Töttchen" oder "Knabbeln" sind.
carla_federkiel
Für uns Münsterländer ist das Schwein ein ganz wichtiges Tier.
Jeder Hof und viele Haushalte hielten sich zum Eigenbedarf 1 - 2 Schweine. Um Allerheiligen wurde meistens das erste Schwein geschlachtet, das letzte kurz vor Ostern. Das Schlachten übernahm ein Hausschlachter, der nebenberuflich tätig war. Er begann seine Arbeit morgens in aller Frühe. Ein Schlachttag war trotz der enormen Arbeit immer ein Festtag. Nachbarn halfen beim Zerlegen, Verwursten und Einkochen. Am Abend nach der Arbeit wurde mit allen Helfern gefeiert, dabei flossen reichlich Bier und Korn. Natürlich wurde dabei auch von den frisch zubereiteten Wurstsorten und dem Mett (Gehacktes) probiert. Als Dank für die Mithilfe gab es dann auch noch einen Mettwurstringel sowie Wurste- oder Leberbrot.
Auf größeren Höfen schlachtete man im November noch ein Rind, damit auch andere Wurstwaren hergestellt werden konnten. Hier gab es zum Abschluß ein "Töttchen"-Essen. Früher wurde Töttchen aus Rindfleisch oder Kalbskopf, Lunge und Herz zubereitet. Heute kocht man Kalbsschulter oder Brust mit Zwiebeln und Gewürzen gar. Das Fleisch schneidet man dann in grobe Würfel. Es wird eine Mehlschwitze gemacht, die mit dem Kalbfleischfond aufgefüllt wird. Das in Würfel geschnittene Fleisch wird hinzugegeben und mit Senf oder anderen Gewürzen abgeschmeckt.....dazu ein frisches Brötchen und ein Glas Bier!
Pfefferpotthast ist hier ebenso bekannt. Dieses Gericht gehört seit Jahrhunderten in diese Region. Doch was verbirgt sich hinter diesem Namen? Pfeffer steht für Würze und Schärfe.....der Pott ist hier ein Topf......und Hast ist Ragout oder Gulasch. Pfefferpotthast ist demnach ein kräftig gewürztes Ragout. Man reicht dazu Salzkartoffeln, Gewürzgurken und ein leckeres Bier.
Schinken und Korn gehören ins Münsterland.
Deshalb kann man hier in fast jedem Gasthaus eine deftige Schinkenplatte bestellen. Diese besteht aus Stuten, Pumpernickel, Butter sowie hauchdünn geschnittenem Schinken. Dazu einen "Klaren"...so heißt hier nämlich der Korn und ein kühles Bier.....lecker!
Wegen seines vorzüglichen Geschmacks ist der Münsterländer Schinken schon seit dem Mittelalter berühmt. Er wurde im Rauchfang des Herdfeuers "Wiemen" mit Buchenholz und Wacholderbeeren geräuchert und getrocknet. Später wurde er zum Schutz vor Fliegen und Ungeziefer in einem Leinensack aufgehängt. Zur Spargelzeit wurde er endlich angeschnitten, jedoch musste er immer wieder gut verpackt in den Kamin zurückgehängt werden. Ein voller "Wiemen" war der ganze Stolz eines Bauern.
Wer im Münsterland kennt nicht Wurstebrot oder "Möpkenbrot"? Im Winter schmeckt es besonders gut, wenn es mit Schmalz in der Pfanne gebraten wird. Dazu werden Äpfel in Form von Scheiben oder Stücken mitgebraten. Wurstebrot wird hergestellt aus Blut, Brühe, evtl. Schrot, Speckwürfel und Gewürzen.
Der Nachtisch oder das Dessert blieb im Münsterland oftmals auf der Strecke. Denn die viele Arbeit ließen dazu keine Zeit.........Feierlichkeiten bildeten dabei eine Ausnahme.
Dann wurden gleich mehrere Desserts angeboten. Ein Muß war dabei immer der "dicke Reis". Er wurde unterschiedlich mal mit Zucker und Zimt und mal mit Backobst gegessen. Heute ist der dicke Reis zu einer Hauptmahlzeit geworden. Quark mit Milch verrührt und etwas Zucker....dazu Obst je nach Jahreszeit......das ist die "Stippmilch". Heute ersetzt die Stippmilch an heißen Sommertagen durchaus ein Mittagessen.
Brot wurde immer selbst gebacken
Brot und Backwaren
Was heute fast eine Spezialität ist, war früher Alltag. Das Brot wurde stets selbst gebacken. Da das Backen viel Zeit erforderte, wurde früher nur alle 14 Tage gebacken. Dann backte man die für diese Zeit erforderlichen Brote.
Bevorzugt wurde hier ein mit Sauerteig angesetztes Roggenbrot. Der Teig mit dem Sauerteig wurde am Abend vor dem Backen angesetzt.
Am nächsten Morgen wurde dann das Backhaus vorgeheizt. Je nach Region nahm man dazu verschiedenes Holz. Der Duft des Holzes beeinflusste nämlich den Geschmack des Brotes. Gelegentlich backte man früher rundes Brot, doch um Platz im Backhaus zu sparen, wurden meistens längliche "angeschobene" Brote gebacken.
Nach 2 Stunden war das Backhaus heiß genug. Es wurde sauber gefegt und die Brot wurden hineingeschoben. Zu den Festtagen wurde "Stuten" (Weißbrot) gebacken.
Hieraus entstanden auch die für das Münsterland bekannten "Knabbeln". Zubereitet werden sie aus frischem, warmem Weißbrot, das man in größere Stücke bricht und dann nochmals zum Trocknen und Rösten in den Backofen schiebt. Knabbeln werden wie folgt gegessen: Man füllt sie kleiner gebrochen in große Tassen, bestreut sie mit Zucker und gießt Milch darüber. Auch Milchkaffee (Malzkaffee und Milch zu gleichen Anteilen) kann dazu verwendet werden.
Jeder Münsterländer kennt "Pumpernickel", doch hier wird es Schwarzbrot oder in Plattdeutsch einfach "Braut" genannt. Der Name "Pumpernickel" erhielt dieses Brot von den Franzosen. Es wird aus Roggenmehl und Sauerteig gebacken und ist ein dunkles, schweres Brot, zwar nicht leicht verdaulich, dafür aber nahrhaft und gesund. Die Laibe werden kantig geformt.
Das war ein kleiner Einblick in die Eßkultur des Münsterlandes. Sicherlich wurde nicht alles erwähnt, was hier so Brauch war und ist. Doch einige Begriffe konnten erklärt werden, so daß nun jeder weiß, was z.B. "Töttchen" oder "Knabbeln" sind.
carla_federkiel
Kommentare (3)
selena
das war sehr interressant zu lesen,
liebe carla-
und einiges hat mich an meine kinderzeit erinnert.
bei den großeltern-es waren 8 kinder im haus-
wurde in jedem jahr ein schwein geschlachtet.
wird noch ein dritter teil folgen?
grüße von selena.10
liebe carla-
und einiges hat mich an meine kinderzeit erinnert.
bei den großeltern-es waren 8 kinder im haus-
wurde in jedem jahr ein schwein geschlachtet.
wird noch ein dritter teil folgen?
grüße von selena.10
selena
das war sehr interressant zu lesen,
liebe carla-
und einiges hat mich an meine kinderzeit erinnert.
bei den großeltern-es waren 8 kinder im haus-
wurde in jedem jahr ein schwein geschlahtet.
wird noch ein dritter teil folgen?
grüße von selena.10
liebe carla-
und einiges hat mich an meine kinderzeit erinnert.
bei den großeltern-es waren 8 kinder im haus-
wurde in jedem jahr ein schwein geschlahtet.
wird noch ein dritter teil folgen?
grüße von selena.10
Feine Leute wohnen in der Nachbarschaft. Wer kann mir behilflich sein, einen geruchfreien Schweinestall zu bauen?