Mein Erleben mit Hunden II

Autor: ehemaliges Mitglied

Mein Erleben mit Hunden    II

Meinen Kindern den Umgang mit einem Hund zu erklären, kostete mich anfangs richtig Überwindung. Unserem Jungen musste ich natürlich erst beibringen, dass man Hunde nicht einfach von hinten anfasst, ihm erklären warum und dass er – als Zweijähriger – einem freundlich wirkenden Hund zuerst als Begrüßung seinen eigenen Handrücken vor die Schnauze halten sollte, damit das Tier daran schnuppern könne. Ich wollte vermeiden, dass er spürte, seine Mama hätte Angst vor einem Hund. Die sollte er nie – wie ich als Kind – fühlen. Und das gelang mir auch. Aber lange Zeit, nachdem er einen Hund begrüßen, kennenlernen konnte, war das kein Thema mehr für ihn.

Einige Jahre später – unsere zweijährige Tochter hatte unsere Nachbarn mit ihrem Kleinkindercharme regelrecht eingewickelt, so dass ich öfter von der Nachbarin, Mutter von drei recht stürmischen Jungs, die auch mit meinem gleichaltrigen Sohn gern spielten, eingeladen wurde, mit ihr ein paar Stunden im Familiengarten zu verbringen. Dort lernte ich die Colliehündin, die sie sich als Welpe eines Tages zugelegt hatten, kennen. Die kleine Hündin wuchs heran, wurde genauso undiszipliniert erzogen wie die Nachbarjungs, mit dem Erfolg, dass auch sie schnell lernte, denjenigen, der sie zu Spiel oder Gehorsam zwingen wollten, mit Zähne zeigen und irgendwohin kneifen, ihr „Nein“ verständlich zu machen! Sie vergriff sich auch immer öfter an unserer Nachbarin, ihren Söhnen, aber nie an meiner Tochter oder mir.

In diesen Monaten lernte ich so ein wenig meine fast panische Angst vor Hunden zu zügeln, denn ich sah in ihrem Haus ja nie, wie die Hündin die Familie zwickte. Eines Tages aber war die Colliehündin verschwunden. Die Familie hatte sie einschläfern lassen müssen, weil sie nicht mehr zu irgendwie geartetem Gehorsam zu bewegen war. Heute weiß ich natürlich, dass da rechtzeitig ein Hundeschulenbesuch Abhilfe hätte bringen können, sowohl für das Tier als auch für Mutter und Söhne. Aber in den 1970er Jahren wusste ich davon noch überhaupt nichts.

Einige Jahre später hatte meine Tochter ihre erste große Operation hinter sich, die anschließend eine sehr lange Rekonvaleszenz-Zeit nach sich zog, in der sie sich sehr oft allein und einsam fühlte. In der Familie ihrer Freundin gab es eine Schäferhündin, mit der sich die ganze Familie sehr gut verstand, die kleine Kunststückchen beherrschte und auch meiner Tochter freundlich gegenüber war.

Ihre Schulfreundinnen hatten keine Lust, mit ihr im Haus „herumzuliegen“, denn sitzen durfte sie fast ein Jahr nicht, auch deswegen nicht die Schule besuchen. Heimunterricht war angesagt. Als sie dann wieder in die Schule durfte, schlug ein Jahr später der Diabetes Typ 1 zu. Eigentlich "erwischt" diese Erkrankung nur über Vererbung einen Menschen. Doch meiner Tochter mussten während der OP mehrere Blutkonserven verabreicht werden. Wir vermuten stark, dass all die Merkmale, die danach in ihrem(?) nun mit fremden Blut vermischten eigenen Blut festgestellt wurden, ihr mit den Blutkonserven verabreicht wurden. Eine 13-Jährige kann unmöglich den Kellfaktor, ein Antikörper gegen den Rhesusfaktor, der sich im Blut der Mutter entwickelt, wenn ihr rhesusnegatives Blut durch eine erste Schwangerschaft mit dem Rhesusfaktor des Babys, geerbt von seinem Vater, in Kontakt kommt. Darauf wurden damals in den 1980er Jahren leider noch nicht die Blutspenden getestet. Auch nicht auf Befall von HIV! Wir waren seinerzeit einfach nur froh, dass ihr mit den Blutkonserven geholfen werden konnte, sie nicht auch noch mit der damals doch noch nur schwer zu behandelnden HIV-Erkrankung Bekanntschaft machte. Dass sie auch diesen Diabetestyp übertragen bekommen hatte, war uns klar, weil in unserer gesamten weitläufigen Verwandtschaft niemand diese Erkrankung hatte! Es dauerte halt fast zwei Jahre, bis die Insulinzellen (Langerhansschen Inseln) in ihrer Bauchspeicheldrüse so ziemlich zerstört waren, Grundbedingung eines Diabetes Typ 1.

Und wieder musste sie zusehen, wie ihre Freundinnen in die Stadt, ins Kino, zum Tanzen oder zu sonstigen Events fuhren. Sie bettelte förmlich um einen eigenen Hund, den sie wenigstens dann stets bei sich haben könne. So langsam verschwand meine Hundeangst durch die Einsamkeit meiner Tochter durch ihre Erkrankungen, ausgerechnet in einem Lebensalter, in dem die jungen Menschen sich ausprobieren wollen und müssen!

Wir fuhren alle Tierheime in unserer Umgebung ab. Aber nirgends konnten wir so einen Hund finden, den sie einerseits haben wollte und ich andererseits aufgrund seiner Größe akzeptieren mochte. Meine Bedingung war ein kleiner Hund, dem ich bei „Bedarf“ auch mal etwas, das er nicht schlucken sollte, aus der Schnauze nehmen konnte! Ich hatte immer noch Angst vor großen Hunden und traute auch den kleinen nicht so recht über den Weg. Mein Misstrauen Hunden gegenüber war noch groß.

Ich hatte unseren damals 10-jährigen Sohn zum Reiten lernen zu einem Reiterhof gebracht, der von einem klitzekleinen Rehpinscher „bewacht“ wurde. Dieser niedliche Kleine ließ jeden auf den Hof, aber er sauste hinter jedem her, der den Hof wieder verlassen wollte und kniff ihn in die Waden, bevor er das Hoftor auch nur erreichen konnte!! Das machte mir auch solch kleine Hundchen nicht gerade sympathischer.

Eines Tages fuhren wir mit unserer inzwischen 16-Jährigen nach Duderstadt zu Verwandten meines Mannes. In dessen Nachbarschaft hatte gerade eine Rauhaardackelhündin sechs Junge bekommen. Der Papa der Welpen war ein großer schwarzer Königspudel! Wir wunderten uns lange, dass dieser Rüde sich für die kleine Dackelhündin entschieden hatte und sie ihn hatte gewähren lassen – aber die Natur findet halt ihre Wege.

Natürlich sahen die Welpen unterschiedlich aus – einige „Mädchen“ war offensichtlich Rauhaardackeljunge, zwei Rüden hatten schwarze Locken vom Papa!! Und einer dieser süßen Mini-Pudel-Dackel-Jungs musste es dann sein. Weil er so ein lockiges Fell hatte, nannten wir ihn Wuschel. Unser Dadel oder Puckel (Dackel-Pudel) lebte 17 Jahre bei uns.

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Vor allem Katja liebte ihren Wuschel heiß und innig. Sie nahm ihn mit zu ihrer Freundin nach Hause, wo die Schäferhündin ihn sofort „an Kindes statt“ annahm. Diese Familie kannte schon die Möglichkeit, Hunde nach Hundeschulart zu erziehen, ihnen Kunststückchen beizubringen. Und das übte meine Tochter auch zuhause mit unserem Neuzugang Wuschel ausgiebig. Der Kleine war sehr gelehrig und parierte bald aufs Wort. Selbst wenn ich später mit ihm bei Regenwetter oder im Winter seinen Gang absolvierte, er mit heftig schmutzigem Bäuchlein nach Hause kam, ihm sagte, er müsse nun erst in die Wanne, um seinen Bauch wieder sauber und trocken zu bekommen, blieb der kleine Kerl brav an der Badezimmertür hocken, wartete, bis ich ihm die Wanne frei gemacht hatte und dann – ein Satz – und er stand in der Wanne drin, voller Erwartung der nun warmen Dusche für seinen Bauch und seine Beine. Das genoss er richtig. Dann das Felltrocknen mit einem Handtuch, raus aus der Wanne und ab ins Wohnzimmer auf den Teppich, wo er ganz selbstverständlich auf das weitere Abtrocknen und das Handtuchzerren um die Wette wartete. Auch das anschließende Trockenföhnen ließ er nicht nur geduldig über sich ergehen, Nach dem nasskalten Spaziergang war ihm das ebenfalls offensichtlich ein Genuss.

Auch in unserem Garten liebte er es, nachts die Igel zu erschnüffeln und sie mit seiner recht sonoren Stimme (vom Papa Königspudel?) zu verbellen! Nur wenn einer von uns in den zum Garten gehörenden Bach hinabstieg, wurde er nervös! Er bellte wie nichts Gutes, weil er selber anfangs einmal hineingefallen war - und mit einem Satz auf das ein Meter höhere Ufer wieder hinaussprang. Sprungkräftig war der Süße. Auch der gepflasterte Weg zum Bach hinunter war für ihn anfangs eine gesperrte Zone, weil er gleich in den ersten Tagen am Rande des ganzen Gartens ein Fluchtmöglichkeit durch die begrenzenden Tannen entdeckt hatte. Die hatte er gleich genutzt, als wir mit der Nachbarschaft auf einer Hochzeit gefeiert hatten, wo eine große flache Wanne mit Papierschnippsel gefüllt ihm riesigen Spaß vermittelt hatte. Wieder zuhause war unser Wuschel plötzlich verschwunden - bis es an der Tür schellte und der Bräutigam uns den Hund wieder zurückbrachte, Und noch einmal huschte der Kleine rüber, nun aber gingen wir hinterher ...

Er ließ sich auch ein gefundenes Mäuschen vom Feldrand zwar widerwillig aber doch von mir aus dem Schnäuzchen nehmen. So draußen in der Natur eine Maus aufstöbern, die vielleicht Gift gefressen hatte und dann am Feldrand tot dalag, das wollte ich nicht zulassen, die sollte er nicht verschlucken. In einem Urlaub auf Juist konnten wir ihn fast überhaupt nicht von „seinem Mauseloch“, das er immer größer buddelte, um an eine Maus zu gelangen, wegholen! Und auch in den darauffolgenden Tagen flitzte er sofort wieder zu diesem spannenden Örtchen, um weiterzugraben. Eines Tages stellte wir fest, dass sich in der Garage eine Maus häuslich niedergelassen hatte. Der Nachbarshund, ein Jagdhund, hatte  gerade die Prüfung mit Auszeichnung bestanden, wollte das Mäuschen fangen. Aber Wuschel war schneller! 

Wuschel verstand, wenn ich die Korridortür öffnete und „rauf“ oder „runter“ sagte, wusste er gleich wohin er sprinten sollte. Auch rechts oder links konnte er immer unterscheiden. Und wenn es draußen gar zu heftig regnete, so dass es mir nicht so ganz in den Kram passte, mit ihm einen langen Spaziergang zu machen, verstand er durchaus, wenn ich ihm erzählte, ich könne mich gleich trocken anziehen, er nicht! Er könne ja nun ganz schnell sein Beinchen heben, sich erleichtern und dann ginge es wieder nach Hause. Ich weiß nicht, wie oft er dann umgehend das tat, was von ihm erwartet wurde, sich anschließend umdrehte und nach Hause flitzte. Wuschel war der erste Hund, den ich lieben konnte.

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In dieser Zeit zog unser Sohn mit seiner Freundin zusammen. Er hatte schon lange den Wunsch, auch Hundebesitzer zu werden. Den erfüllte er sich nun mit einem großen Mischling, den er als Welpe auf einem Bauernhof geschenkt bekam: ein Bernhardiner-Schäferhund. Sam, wie er dann genannt wurde, benahm sich sehr gemütlich. Ich wüsste nicht, wie ich sein Gebell beschreiben sollte, ich hörte ihn nie bellen. Er war die große Hundeliebe unseres Sohnes, wurde genauso alt, wie Wuschel, ebenfalls 17 Jahre. Unser Sohn durfte ihn mit zur Arbeit nehmen, wo er seinen Platz nahe dem Schreibtisch seines Herrchens nur verließ, wenn es einen Spaziergang für ihn gab. Nachdem sich unser Sohn mit einer Autowerkstatt selbstständig gemacht hatte, nahm er auch den Wuschel dort mit auf. Jeder Hund hatte seine Ecke im Büro und sie konnten tagsüber auf dem Werkstatthof gemeinsam herumschnüffeln. Die beiden vertrugen sich nach einer kurzen Gewöhnungszeit wie Pat und Patachon.

Beide Hunde mussten so ziemlich kurz nacheinander aus Gesundheitsgründen eingeschläfert werden. Wuschel konnte nichts mehr fressen, nur noch trinken. Er ließ alles auch in der Wohnung unter sich, war eben altersbedingt schwer krank. So weit kam es mit Sam nicht, aber den großen schweren Hund mehrfach täglich die Treppe in die 1. Etage hoch und runter zu tragen, wurde immer unmöglicher. Auch ihn hatte das Alter recht krank gemacht.

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Lange hielten unser Sohn und seine Partnerin es ohne Hund nicht aus und so kamen sie eines Tages auf die Idee, sich nun zwei Hundewelpen anzuschaffen, da beide berufstätig waren, ein Hund tagsüber nicht so viele Stunden alleine bleiben sollte. Es wurde ein Geschwisterpärchen, zwei Mischlingsrüden aus einem großen Wurf. Sie hatten von Bekannten erfahren, dass ein Hundebesitzer einen großen Wurf Welpen, ein Dutzend Kleine, von seiner Hündin hatte und Leute suchte, die sich von den Welpen ein oder zwei Geschwister aussuchten. Wir fuhren alle gemeinsam dort hin und waren von dem Gewusel so vieler Welpen ganz hingerissen. Es war schon eine reichlich seltsame Mischung: das Muttertier war eine Schäferhündin, der Vater ein Mischling von einem Rottweiler und einem Husky. Durchgesetzt hatte sich bei den Welpen aber das Rottweiler-Aussehen. Zwei Ausgesuchte wurden mit einem farblichen Halsbändchen gekennzeichnet und dann gab es eine Wartezeit, bis die Kleinen von ihrer Mutter und den Geschwistern getrennt werden durften.

Luke und Spike waren von Anfang an zwei Brüder, die täglich aufs Neue in kleinen Kämpfen austrugen, wer heute das Sagen hätte. Im Umgang mit ihrem Herrn oder Frauchen waren sie sehr umgänglich, nichts in ihrer Art deutete auf die ererbten Charaktere eines Huskys oder gar die, die man Rottweilern nachsagt, hin. Nur im Aussehen ergab sich natürlich in den Begegnungen mit anderen Menschen so manches Mal die Angst, gleich zwei Rottweilern gegenüber zu stehen, dazu noch  so großen schwarzen Tieren.

Ich war durch inzwischen so diverse Familienhunde doch etwas weniger ängstlich als noch in den Anfangsjahren mit meinen kleinen Kindern. Aber um fremde Hunde, vor allem, wenn sie größer waren, machte ich immer noch einen großen Bogen. Nur wie in meinen eigenen Kindertagen wechselte ich nicht mehr die Straßenseite oder nahm gar den Weg in eine andere Richtung, um einem Hund in weiter Ferne nicht begegnen zu müssen.

 


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Kommentare (2)

ehemaliges Mitglied

schön, deine Geschichte zu lesen
auch ich hatte und habe vor den ganz großen Hunden immer noch Unbehagen, obwohl mein Bruder, der ein wahrer Hundenarr ist, schon in Kindheitstagen mit uns "Hund" spielte, dh. einer war immer der Hundeherr/Hundefrau und die anderen spielten die Hunde, wir spielten das so, wie wenn andere Mutter-Vater-Kind spielten 😊, einen Hund durften wir lange Zeit nicht haben
Als mein Bruder dann in der Lehre war, kaufte er sich einen riesigen Boceron, der war mir immer ein wenig unheimlich, aber die erste große Liebe meines Bruders. 

liebe Grüße
WurzelFluegel
 

ehemaliges Mitglied

@WurzelFluegel  

Die Liebe zu großen Hunden erfasste unseren Sohn, als wir unserer Tochter einen großen Stoffhund zum Geburtstag kauften, der dem Hund in der Heidi-Geschichte nachempfunden war. Er wusste ja nicht, dass wir diesen schon für sie erworben hatten mangels echtem Hund, und wir wussten nicht, dass er sein Taschengeld bereits für genauso einen aber sehr viel kleineren Josef als der große ausgegeben hatte. Was war er unglücklich!!

Seitdem wünschte er sich große Tiere! Das führte dazu, dass er sich den Bernhardiner-Schäferhund-Mischling anschaffte und sogar später, sich eine trächtige Stute zuzulegen!! Es war für ihn eine sehr belastende Situation, aber er hat sie bis heute fachgerecht mit ihrem Hengstfohlen gut versorgt.

DSC07671.JPGHengstfohlen Rusty (hell)  mit seiner Mutter Angel (dunkel)

Nur das zweite hübsche Hengstfohlen Rusty, mit dem sich trächtig ging, musste nach drei Lebensjahren wegen einer nicht heilbaren Erkrankung eingeschläfert werden. Das fiel ihm sehr schwer, denn er hatte sich extra einen Campingwagen nahe ihrem Stall bereitgestellt, in dem er mit seinen Übernachtungen den Zeitungsboten, der jede Nacht dem Austräger der Zeitungen nahe Angels Stall lautstarke Palaver abhielt, ein Stopp abverlangen konnte. Endlich war es der Stute ruhig genug, dass sie ihr Fohlen zur Welt bringen mochte - und er durfte es miterleben. 

Hengstfohlen Rascal ist ihm bis heute sein treues Reitpferd, Angel hat eine leichtere Reiterin, die Tochter von Freunden pflegt sie.

Danke für Dein Lesen, Deinen Kommentar und lieben Gruß von

Uschi


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