Mäuse
Wer einen schönen Garten hat, der hat auch viel Freude daran. Sei es ein Gemüse– oder Blumengarten - es macht einfach Spaß, zu sehen, wie alles wächst und gedeiht.
Ein solcher Garten macht allerdings auch viel Arbeit und manchmal hat man eben auch ....
....Probleme.
Mein Freund Zimmermann hat einen solchen schönen Garten. Wenn man es richtig besieht, hat er deren sogar zwei.
Einmal einen von Fachleuten angelegten, schon fast kleinen Park zu nennenden Ziergarten; des Weiteren einen, von ihm selbst angelegten, Gemüsegarten, in dem einfach alles wächst - außer Kokosnüssen.
Mein Freund hat viel Freude daran - trotz der Arbeit.
Neuerdings hat er allerdings auch ein Problem: Mäuse! Sie unterhöhlen den Boden – und somit sein Selbstwertgefühl.
Er ist ernstlich böse auf sie! Sie übertreiben, findet er. Anfangs störte es ihn nicht. Es waren zwei oder drei Mäuse – und was hätten die schon anstellen können? Doch nun .....
Er sitzt mir in meinem Wohnzimmer gegenüber und schüttet sein Herz aus. `Leben und leben lassen. ́ - Das sei seine Devise gewesen; - doch jetzt sei Schluss damit. Jetzt werde er ernstliche Konsequenzen ergreifen!
„Was soll ich tun ?“
Ich rate ihm, Fallen aufzustellen. Da ich ihn kenne, erkläre ich ihm, dass es auch Käfigfallen gibt, mit welchen die ganze Sache ein unblutiges Ende finden werde.
„Du kannst die Mäuse anschließend im Wald wieder freilassen.“
Dieser Gedanke sagt ihm zu. Er wird gleich morgen losgehen und diese Apparate erstehen....
Eine Woche später sitzt er mir wieder gegenüber und klagt:
„Es hat keinen Zweck. Lediglich drei der Mäuse sind in meine Fallen gegangen und die anderen vermehren sich anscheinend über Nacht. Was kann ich noch tun?“
„Leg Fische aus,“ rate ich ihm.
„Fische?“ Er staunt. „Werden die Fische die Mäuse vertreiben?“
„Nein; doch sie werden die Katzen der Nachbarschaft anlocken und diese werden die Mäuse fressen.“
Zimmermann legt tatsächlich Fische aus; doch es gibt lediglich zwei oder drei Katzen in der Umgegend, welche zwar von dem Fischgeruch angelockt werden, doch nur die ausgelegten Köder fressen und dann wieder verschwinden.
Diesmal sitzen wir gemeinsam in seinem Garten, während er von seinem neuerlichen Misserfolg berichtet. Überall sind um die Eingänge, welche die Mäuse benutzen, Erdhäufchen zu erblicken.
Zwei Mäuse sind zu sehen, welche eifrig ihrer ihnen scheinbar angeborenen Arbeit nachgehen.
„In dieser Jahreszeit werden sie all dein Saatgut auffressen,“ befürchte ich., „du solltest sie mit einem Luftgewehr erschießen.“
„Ich kann mit einem Gewehr nicht umgehen.“ Er blickt mich an. „Aber du könntest es doch für mich tun. – Doch nicht diese Beiden! Hier links, das ist Rudi; der Andere heißt Musva Kumar Gupta.“
„...??“
„Ich habe ihnen Namen gegeben, weil sie mich immer so treuherzig anschauen. Musva Kumar Gupta ähnelt einem indischen Schauspieler. Im Fernsehen haben sie im Nachspann den Namen erwähnt.“
Anscheinend ist bei Zimmermann die Grenze immer noch nicht erreicht. Er verblödet zusehends.
„Was sind das für Samen ?“ Ich deute auf einen kleinen Berg schwarzgrauer Samen, die unweit von uns zu erkennen sind.
„Das sind Sonnenblumensamen für die Vögel,“ erklärt er.
„Du fütterst um diese Jahreszeit?“
„Aber ja. Ich füttere das ganze Jahr über. Man muss doch auch an die Vögel denken. Sonst tut es ja doch Keiner.“
Was soll ich ihm sagen? Ich weiß, dass jeglicher Kommentar zwecklos wäre. So sage ich nur:
„Ich kann Mäuse nicht voneinander unterscheiden - bestimmt würde ich auch deinen beiden Freunden aus Versehen den Garaus machen.“
Womit dieses Thema erledigt ist.
„Was kann ich nur tun; was soll ich machen?“
„Verkaufe dein Haus und ziehe in eine Gegend, in der es keine Vögel gibt. Dann bist du auch die Mäuse los.“
Diesen Zusammenhang versteht er nicht. Sei es drum! – Ich gebe ihm noch einen letzten guten Rat:
"Du musst die Mäuse nicht alle vertreiben. Es genügt, wenn du alle männlichen oder auch weiblichen Tiere loswirst. Dann können sie sich nämlich nicht mehr vermehren.“
Erstaunt schaut er mich an.
„Wie soll ich das erkennen?“
„Die männlichen Mäuse haben einen Schnurrbart und die weiblichen sind diejenigen, welche später die Jungen großziehen!“ - Damit verdrücke ich mich.
Ich sorge mich nicht. – Ich würde mich dann sorgen, sollte er einmal einen Monat lang mit k e i n e r neuen Spinnerei beschäftigt sein.
Aber so.....
Der Mäusepapa informiert mich täglich über seine neuen Misserfolge.
„Ich habe es mit einer Flöte versucht, doch die Mäuse reagieren nicht darauf. – Damals in Hameln hat es doch auch geklappt.“
„Das waren Ratten,“ kläre ich ihn auf; „es funktioniert nur bei Ratten.“
Enttäuscht unterbricht er die telefonische Verbindung. --
Am nächsten Tag:
„Fressen Hunde Mäuse?“
„Hunde fressen Dosenfutter. – Bring’ die Mäuse dazu, sich in Dosen zu setzen; - vielleicht hast du dann Glück! – Doch wird es dann auch um deine beiden Lieblinge geschehen sein. Hunde machen sich nichts aus indischen Schauspielern.“
Oder:
„Kann ich die Mäuse nicht dazu bringen, die Nachbargärten aufzusuchen und meinen Garten zu verlassen ?“
„Doch; - indem du dort Futter auslegst. – Aber die Nachbarn werden dir das Fell über die Ohren ziehen.“
Oder:
„Ich weiß nicht mehr weiter. Gib mir einen Rat !“
„Richte die Mäuse ab, betoniere deinen Garten zu und stelle ein Zirkuszelt auf. Mit dem Eintrittserlös kannst du dann dein Gemüse kaufen.“ - - Aufgelegt !
So geht es weiter, bis eines Tages:
„Ich habe die Lösung gefunden ! Komm vorbei!“
So schnell ich kann, suche ich den Mäusekönig auf. -- Ich bin gespannt, was er mir zu berichten haben wird. Er führt mich in seinen Garten und zeigt auf Etwas:
„Hier die Lösung !“
- - Er hat recht ! - Vermutlich werden die Mäuse jetzt sein Gemüse in Ruhe lassen. Das Etwas ist ein wahrer Berg von Brot, mit welchem er nun täglich die Mäuse füttert, um sie satt zu bekommen ! - Man darf gespannt sein, wie schnell sich dies in Mäusekreisen herumsprechen wird ........
BMG
(Aus dem Band ‚Mein Freund Zimmermann ...wie er leibt und lebt!‘ von B. Mich. Grosch)
Kommentare (4)
@ladybird Eine Fortsetzung gibt es leider nicht, doch auf meiner Homepage findest Du eine weitere Zimmermann-Geschichte. Für hier wäre sie etwas lang. Danke für das Lob und Grüße,
Bernd
Ach ist Deine Geschichte lustig, Bernd Wir haben einen großen Garten,viele Felder herum,somit auch Mäuse und viele Mäuseerlebnisse....
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Die Nachbar- und die eigene Katze sind sehr fleißig, eine Maus wurde in unser Bad freigelassen....
und nun?
Man darf wirklich gespannnt sein,wie schnell sich das alles in Mäusekreisen herumsprechen wird.
@iverson ..wird sich wohl sehr schnell herumsprechen, haha. Freut mich, wenn die Geschichte gefallen hat.
Grüße,
Bernd
Lieber Bernd,
das ist eine köstliche Geschichte und ich würde gerne die Fortsetzung lesen....sie erinnerte mich sofort an unsere Maulwurf-hügel im schönen Rasen....wir ärgerten uns und unternahmen auch verschiedene Möglichkeiten ihn möglichst unschädlich zu machen....
als wir diesen kleinen,putzigen Kerl mit seinen riesigen weißen Schaufeln abgekämpft dann auf der Terasse fanden, konnten wir ihn einfach nicht töten, sondern brachten ihn zu einem Feld in der Nähe.....
Vielleicht kannst Du das noch Deinem Freund Zimmermann empfehlen,
lacht mit Gruß
ladybird....