Des wahren Teufels Gesicht
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Einstmals, - es war vor langen Jahren- ,
jung war ich und voller Tatendrang;
- da zog ich aus , den Teufel zu erfahren,
- was mir im Ende wahrhaftig auch gelang !
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Zuvor – war ein gar behütet’ Kind,
kannt’ ich das Böse nur vom Namen.
Sorglich hielt fern ich mich von jeglicher Sünd’
und statt Rachsucht kannte ich nur Erbarmen.
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Am Tag nun, da ich verließ mein Heim,
- in meinem so jugendlichen Wahn- ,
da stellt’ ich selbst meines Schicksal’s Weiche ein,
welch’ bringen mich sollte auf schreckliche Bahn !
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Ein Mädchen, welches am Wege stand
- es war gar nicht weit von uns’rem Haus - ,
das fragte ich, ob es den Teufel wohl kannt’;
- da lacht’ es und nahm mich mit zu sich nach Haus.
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Es wolle mir den Teufel zeigen,
versprach es fröhlich – und es begann
ein fremder und so wundersamer Reigen,
dass ich’s unmöglich in Worte fassen kann.
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Am ander’n Tag, als ich sie verließ,
da musste ich mir selbst gestehen :
Die neue Erfahrung , sie war zwar sehr süß,
doch den Teufel hatt’ ich noch nicht gesehen.
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So zog ich weiter, um zu schauen,
was ich zuvor noch nie hatt’ erlebt.
- Und jedem Menschen wollt’ ich gern vertrauen,
der mir sagen könne, wo der Teufel lebt.
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Der Mutter Worte fielen mir ein ;
die Worte, welch’ oftmals ich gehört:
„Hab’ Acht, mein Junge,der Teufel steckt im Wein !“
...Von diesen Worten war ich nun wie betört.
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Flugs eilte ich in eine Kneipe,
zu probieren diesen edlen Saft.
- Nun würd’ ich erfahren am eig’nen Leibe,
was der Teufel vermag mit all’ seiner Kraft.
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So betrank ich mich mit frohem Mut;
- voll’ Erwartung , was wohl kommen mag.
- Es schmeckte nicht , doch meiner Seele tat’s gut;
d’rum blieb ich und trank weiter am zweiten Tag.
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Am dritten Tage hatt’ ich genug;
- ich war nur halbweg’s noch bei Verstand.
Der Wein nun gut,doch wahrscheinlichauch Betrug;
denn auch hier hatt`ich den Teufel nicht erkannt ...
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Ein Zechgenosse gab mir den Rat,
zu kommen mit ihm zum Würfelspiel.
Den Teufel würd’ finden ich dort in der Tat;
- dann wär’ ich endlich an meines Weges Ziel..!
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Ich folgte ihm durch enge Gassen,
bis er die richtige Türe fand.
Er müsse mich nun ganz kurz nur verlassen,
so sagte er , nickte mir zu und verschwand.
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Ich wartete voller Ungeduld
auf das, was würde nun geschehen.
Ich würde stehen tief in des Freundes Schuld,
wenn ich hier könnt’ wirklich den Teufel sehen.
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Nach kurzer Zeit schon kam er zurück
und sagte lächelnd dieses zu mir :
„Mein Freund, Sie haben wirklich ein selt’nes Glück.
Heute findet hier statt ein großes Turnier !“
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Alles schien ganz wie für mich bestellt;
ich warf die Würfel die ganze Nacht.
Es schien mir das Schönste fast auf dieser Welt;
- doch auch hier hat derTeufel nicht mit gemacht !
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So setzte ich fort denn meinen Weg,
um endlich mein Ziel zu erreichen.
Fast hätt’ ich begangen nun jed’s Sakrileg
und wär’ gegangen dafür über Leichen.
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Ich hatt’ erlebt eine neue Welt;
eine Welt, wie ich sie nie gekannt.
- Ich hatte getrunken und gespielt um Geld
und das erste Mädchen geliebt, das ich fand.
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Doch war’s nicht genug; ich wollt’ noch mehr;
die ganze Welt wollt’ ich erfühlen.
- Und mehr als zuvor mußt’ der Teufel nun her,
um mit ihm um meine Seele zu spielen !
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In einer Herberge traf ich dann
- ich saß dort bei einer Flasche Wein -,
wie es mir damals schien, den richtigen Mann;
- allsogleich lud ich ihn zum Mittrinken ein.
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Auf die Frag’, ob er den Teufel kannt’,
konnt’ er ein Lächeln nicht verwinden.
Er sprach : „Werd’ Mitglied bei unserer Band’;
- bei uns wirst du sicher den Teufel finden.“
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So ließ ich es mich nicht verdrießen
und folgte ihm bis tief in den Wald.
- Nun könnt’ ich mein Leben wirklich genießen;
würde doch kennenlernen den Teufel bald !
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Mitten im Wald, gar einsam und schön
und wie einladend zum Verweilen,
sah ich die Behausung der Kumpane steh’n.
- Ihr Leben würd’ ich nun mit ihnen teilen.
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- So blieb ich denn dort für lange Zeit
und führte ein bequemes Leben.
Es gab viele Feste und manchmal auch Streit,
wollt’ Einer den Anteil der Beut’nicht geben.
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Wir lebten von Diebstahl und vom Raub;
- bat wer um Gnad’ wurd’ er ausgelacht.
So mancher reiche Mann wurde – mit Verlaub –
wenn er sich wehrte, von uns niedergemacht.
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Das war ein Leben, wie ich es liebt’,
- und immer war ich gar vorned’ran.
Man kannt’ mich als den , der niemals Gnade übt;
- der gar mit eiskaltem Lächeln morden kann !
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Doch irgendwann – zum Trotz dem Scheine,
dieses Leben sei für mich gemacht –
packte mich eines Tag’s die Langeweile
und ich schlich mich davon beim Dunkel der Nacht.
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Denn trotz der Feste; trotz der Sünden,
war ich doch noch nicht befriedigt voll.
- Ich wollte jetzt endlich den Teufel finden;
wolle es kosten auch, was es kosten soll!
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In `nem Gasthof, wo ich Quarter nahm
und stellt’ die altbekannte Frage,
da erkannte mich ein Polizeigendarm
und brachte mich in eine üble Lage.
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- Entwaffnet, mit gebund’nen Händen,
musst’ ich begleiten ihn zur Wache.
„Wie du, so sollte jed’s Gesindel enden !“
- So sprach er zu mir mit hämischer Lache.
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Ich sagt’, ich sei doch frei von Sünden
und mir auch keinerlei Schuld bewusst.
Ich wollt’ doch immer nur den Teufel finden;
- dass dies Unrecht sei, hätte ich nicht gewusst.
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Er blickt’ mich an – entgeistert und blaß
und suchte die richtigen Worte:
„Ich sehe, du machst auch noch jetzt deinen Spaß,
auf dem Weg zum wirklich teuflischen Orte.“
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Im Zuchthaus, wohin man mich verbracht
und geworfen in eine Zelle,
verbrachte ich eine gar schlaflose Nacht;
- konnt’ nun gewiss nicht mehr finden die Hölle !
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Am ander’n Tag , als die Sonn’ erwacht’,
da wurde geöffnet die Türe.
Ein älterer Priester in wallender Tracht
trat ein, bewappnet mt seinem Breviere.
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„Mein Sohn,“ so sagte der alte Mann
und kam noch etwas näher zu mir,
„sag’ mir, ob ich irgendwie helfen dir kann.
Eigens zu diesem Zwecke kam ich zu dir .“
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„Nur eine Sache möcht’ ich gerne ;
es ist nicht Gut und es ist nicht Geld;
- dass einmal den Teufel ich kennenlerne,
das wünsch ich mir über alles in der Welt !“
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Darauf sah der Mönch mich traurig an
und er schüttelte sein greises Haupt:
„Der Gedanke, ob man dich retten noch kann,
hat des Nacht’s tatsächlich den Schlaf mir geraubt.
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Doch du willst nur, statt zu bereuen
die Sünden, die du hast begangen,
mir Sand in meine alten Augen streuen
und vielleicht gar noch meine Seel’ einfangen !
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-Den wahren Teufel sollst du nun seh’n,
wenn du es wirklich so haben magst.
Doch glaube mir nur, sein Anblick ist nicht schön;
- er ist so arg, daß du dein Leben beklagst !“
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Er griff mit seiner zitternden Hand
nach einem silbernen Medaillon,
das zuvor verborgen in seinem Gewand
und sprach:„Öffne den Deckel und sieh,mein Sohn.“
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- Als wär’s des Teufel’s eig’nes Siegel,
nahm ich das Döschen, hielt es in’s Licht;
... und in des Medaillon’s silbernem Spiegel
sah ich .... mein eigenes, ... verlebtes Gesicht...!!
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BMG
( Aus dem Verse-Band ‚Gott ist ein Kind ...und es übet noch !‘ Von B. Mich. Grosch)
Kommentare (5)
Liebe Angelika. Danke für das Interesse und den Kommentar. Die Ich-Form verwende ich, da es Probleme im Leben gibt, von welchen wir Alle mehr oder weniger betroffen sind und ein Ich mir ehrlicher erscheint, als mit einem 'er' oder 'sie' alles auf Fremde abzuwälzen (haha). Ich denke auch, dass es dies doch 'authentischer' macht.
Was die Länge betrifft, so stammt es aus einem meiner Bände mit Vers-Erzählungen und ist noch eines der kürzeren, sonst hätte ich es gar nicht hier eingestellt.
Liebe Grüße,
Bernd
Hallo lieber BMG
Dein Gedicht erinnert mich etwas an die Geschichte des Dorian Gray
und an das Märchen..wo einer auszog das Fürchten zu lernen (o.s.ä)
ja und auch ein wenig an meinen kleinen Verse mit dem Blick in den Spiegel.
Da Du in der "Ich-"Form schreibt stellt sich (immer) die Frage ob Du das so - oder ähnlich- erlebt hast...vielleicht auch nur phasenweise....???? Vieles passt ja auf den einen oder andern von uns..
Ich für meine Person werde den Teufel nicht suchen...er kommt - wenn es sein muss- von selber...lach...
Gutes Gedicht (vielleicht ein wenig zu lang??) aber sehr aussagekräftig..
meint grüßend
Angelika
Nun wurde ich neugierig
.....ist er zu finden oder nicht,dieser Teufel👹.
Ich ging mit auf die Reise,nicht wirklich ,keinen Mut.Aber Deine Verse haben es mir möglich gemacht.
Zu Hause wieder angekommen,stellte ich mir die Frage:"Erschrecke ich über mein Spiegelbild oder erfreut es mich?"
Geheimnis....dann sollte man auch nicht plaudern.
Einen Gruß an Dich Bernd