Loslassen
Gestern Morgen machte ich mit Sancho einen wunderbaren, langen Spaziergang. Wir gingen zuerst dem Rhein entlang -aufwärts-, erreichten das sog. «Birsköpfli», wo die Birs in den Rhein mündet. Die Quelle der Birs liegt im Berner Jura und fliesst ca. 75 km weit in Richtung Basel zum Rhein.
Diesen Weg wählte ich schon sehr lange nicht mehr. Gemütlich waren wir unterwegs und passierten eine Stelle, wo ich mich plötzlich an ein Ereignis erinnerte:
In einigen meiner Geschichten konnte man bereits erfahren, dass meine Kindheit etwas aussergewöhnlich war und all die unguten Erlebnisse mit dem Partner meiner Mutter hinterliessen bei mir schlechte Gedanken, die mich immer und immer wieder einholten.
Eines Tages, es war ein erster Mai und ich war noch mit meiner Labradorhündin, Gwen, unterwegs, beschloss ich, diese Gedanken endlich loszulassen. Auf ein noch übriggebliebenes Foto dieses Mannes und schrieb auf der Rückseite alle Punkte auf, die mich so verletzten.
Ich steckte dieses Foto in die Jackentasche, nahm eine Schachtel mit langen Streichhölzern mit, die Gwen an die Leine und unbedingt einen Schirm, denn es schüttete, was das Zeug hielt, was genau richtig war.
An der Birs angekommen, setzte ich die Gwen unter den abgestellten Regenschirm und packte meine Utensilien aus. Die Birs war vor lauter Regen ein reissender Fluss geworden. Ich hielt das Foto zwischen zwei Fingern, zündete es an und kurz bevor ich mir die Finger verbrannte, übergab ich das brennende Foto den Fluten der Birs. Was für ein Gefühl, als das brennende Foto in den Fluten verschwand – es hat richtig gutgetan und es hat auch genützt.
Gestern genoss ich das Rauschen der Birs bei schönstem Wetter ohne ungute Gedanken und eben in Begleitung von Sancho. Eigentlich liebe so sehr das Meerrauschen, aber mit genügend Wasser ist auch die Birs nicht zu verachten!
Ich hoffe, du erlebst auch das Flussrauschen:
Rauschende Grüssende schicke ich Euch
Jutta
Kommentare (11)
Toll, liebe Jutta, daß Dein Exorzismus geklappt hat!
Raffiniert mit dem "doppelt hält besser" - das rauschende Wasser spülte kräftig nach!
Auch für uns Lauscher ist das Rauschen schön
und der Blick in die Wellen zwischen saftigem Grün ist eine gute Umrandung!
Schön, daß Du uns das gezeigt hast, danke!
Liebe Grüße
Ursula
@U. Petri
Liebe Ursula,
Bereits gestern Abend schrieb ich dir, aber ich war wohl so müde, dass ich vergessen habe, auf den Button "veröffentlichen" zu drücken. Nun mein zweiter Versuch:
Ich liebe so sehr die Wassergeräusche, sei es ein rauschender Bach oder Fluss, sei es am Meeresstrand, wo die Wellen in voller Wucht ihre Geschichten erzählen. Das Rauschen lässt mich träumen und fantasieren und bilde mir manchmal ein, das Wasserrauschen "spricht" mit mir!!!
Vielleicht ein bisschen verrückt, aber warum nicht???
Liebe Grüsse
Jutta
Loslassen - es hört sich so leicht an, ist aber in Wahrheit sehr schwer. Den jahrzehntealten Ballast endlich aus den Gedanken zu verbannen, gelingt nicht jedem. Bravo, liebe Jutta!
Bei mir wäre es auch an der Zeit, endlich in meinem Dachstübchen auszumisten. Da ist auch ordentlich was zusammengekommen. Ich folge einfach deiner Anleitung, schreibe den alten Seelenmüll auf, gehe an den Strand und ertränke ihn in den Fluten des Meeres. Hoffentlich macht es nicht jeder nach, sonst laufe wir Gefahr, im Sommer in Problemen zu baden.
Liebe Grüße dir und Sancho, sein Bellen, deine Stimme zu hören und das zauberhafte Rauschen der Birs, super hast du das Video gemacht.
@Claudine
Liebe Irmina,
Der Ballast befindet sich weniger im Dachstübchen, als viel mehr im Herzen. Wenn du dann mal soweit bist und ebenfalls loslassen möchtest, dann zünde es wirklich erst an, damit die Vernichtung endgültig ist - und was übrig bleibt kannst du dann den Wellen übergeben. So läufst du nicht Gefahr, plötzlich in den losgelassenen Ereignissen baden zu müssen.
Erst als du es sagtest, realisierte ich, dass man meine Stimme hört. Finde ich eigentlich eine gute Idee, denn wir kennen uns ja tatsächlich nur vom Schreiben! Ich müsste dir mal eine Sprachnachricht senden und umgekehrt natürlich auch!!
Ich danke dir für deinen Kommentar und schicke herzliche Grüsse nach Korsika
Jutta
Doppelt hält bestimmt besser, liebe Jutta!
Zuerst verbrannt, und danach die Asche von der wilden Strömung der Birs für immer fortspülen lassen. Prima!
Ich hoffe, Du bist diesen emotionalen Ballast aus der Kinderzeit nun endlich los.
Herzliche Grüße
Rosi65
@Rosi65
Liebe Rosi,
Du hast recht, Doppelt hält besser! Ich meine, dass die Boshaftigkeiten, die auf diesem Foto geschrieben standen, MUSS man verbrennen, denn sie haben kein Recht mehr, irgendwie weiter auf dieser Erde zu existieren. Wenn dann die verbrannten Reste vom wilden Wasserstrom ins Nirwana mitgerissen werden, ist alles entsorgt - das Foto und die aufgezählten Punkte.
Eine solche Aktion wirkt tatsächlich, es tut nicht mehr weh!
Liebe Grüsse
Jutta
Liebe Jutta,
vielen Dank für das schöne Video. Wo wollte Sancho den hin?😊
Loslassen war in deinem Fall sicher die richtige Entscheidung.
Liebe Grüsse
Gisela
@Globetrotter
Liebe Gisela,
Sancho wollte nirgends hin, aber er sah einen anderen Hund und wollte ihm vielleicht klar machen, dass der andere hier nichts zu suchen habe....???
Ich setzte Sancho zuvor und befahl "bleib", was er sehr gut macht - normalerweise!
Ja, loslassen tut gut, man sollte es früher im Leben dazu den Mut haben. Aber hätte ich das gekonnt, hätte ich es wohl getan!
Liebe Grüsse
Jutta
Liebe Jutta,
Du hast nach einem genialem "Psychologen-Rat" gehandelt mit diesem
"Vernichtungs-ritual!....
Ich gratuliere Dir und ich ich habe es gerne gelesen....es wird zum Nachahmen geraten...
herzlichen Dank mit Gruß
Renate
@ladybird
Liebe Renate,
Um gewisse Dinge entsorgen zu können, muss man sich tatsächlich ein Ritual ausdenken - es tut unheimlich gut und kann ich jedem weiterempfehlen, falls ein solch grosser Ballast auf seiner Seele sitzt. Hinterher geht es einem wirklich viel besser resp. gut.
Danke für deine Nachricht und
liebe Grüsse
Jutta
Ich habe alle Bilder die ich nicht mehr wollte den jeweiligen Personen persönlich oder im Auftrag übergeben. Ich bin der Meinung man sollte schlechte Erlebnisse und schlechte Menschen mit Guten Erlebnissen und guten Menschen überschreiben respektive neu erfahren, erleben, den der Menschliche Geist vergisst altes schon allein aus Selbtschutz.
LG
Pedro