LEHMZIEGEL
Dieses Gedicht habe ich im Norden von Chile auf Spanisch geschrieben und für eine Ausstellung selber ins Deutsche übersetzt. Dazu habe ich ein Bild mit Ölfarben gemalt und mit Ton und andere Materialen ergänzt. Wenn ich in einem Spanisch sprechenden Land bin, kann ich Gedichte nur in Spanisch schreiben. Erklärung: Ich bin auf Gran Canaria aufgewachsen. Wer Spanisch kann und mein Gedicht in dieser Sprache lesen möchte, findet es in meiner Homepage.
LEHMZIEGEL (Übersetzung)
Ich bin Lehm, kräftig, hart und strohig,
ich habe die Farbe der Anden,
die Farbe dieser Erde,
kaffeebraun,
über Jahrhunderte hindurch.
Ich werde im Laufe der Jahre geboren,
so wie die Menschen auf dieser Erde,
und irgendwann werde ich wie sie sterben.
Dann lösen sich unsere Körper auf,
sehr langsam,
in unserer trockenen Luft,
die eine Mischung aus blauem Himmel
und brauner Erde ist,
und dann, nach vielen Jahren,
ich, Ziegel aus Lehm, kräftig, hart und strohig,
wenn der Mensch und die Tiere
mich nicht mehr brauchen,
entspanne ich mich,
werde sehr langsam zu Staub,
werde wieder Erde,
kaffeebraun,
um eines Tages,
Gott und die Sonne wissen wann,
wieder geboren zu werden,
und Gott und die Sonne werden auch wissen,
in welcher Form.
Werde ich ein Vogel sein,
und über die kaffeebraunen Berge fliegen?
Werde ich ein kleiner Esel mit langen Ohren,
in einem kaffeebraunen Stall sein?
Oder eine kaffeebraune vicuña
mit neugierigem Blick?
Vielleicht auch ein Strauch in kaffeebrauner Wüste?
Oder - Glückseligkeit - vielleicht ein kleines Kind
mit gebräunter Haut und kaffeebraunen Augen?
Oder werde ich ganz einfach wieder das sein,
was ich schon immer war -
ein kaffeebrauner Ziegelstein?
© Karin Steinberg-Berge 27.04.1992
Lyrische Bilder(vogelfrei)
LEHMZIEGEL (Übersetzung)
Ich bin Lehm, kräftig, hart und strohig,
ich habe die Farbe der Anden,
die Farbe dieser Erde,
kaffeebraun,
über Jahrhunderte hindurch.
Ich werde im Laufe der Jahre geboren,
so wie die Menschen auf dieser Erde,
und irgendwann werde ich wie sie sterben.
Dann lösen sich unsere Körper auf,
sehr langsam,
in unserer trockenen Luft,
die eine Mischung aus blauem Himmel
und brauner Erde ist,
und dann, nach vielen Jahren,
ich, Ziegel aus Lehm, kräftig, hart und strohig,
wenn der Mensch und die Tiere
mich nicht mehr brauchen,
entspanne ich mich,
werde sehr langsam zu Staub,
werde wieder Erde,
kaffeebraun,
um eines Tages,
Gott und die Sonne wissen wann,
wieder geboren zu werden,
und Gott und die Sonne werden auch wissen,
in welcher Form.
Werde ich ein Vogel sein,
und über die kaffeebraunen Berge fliegen?
Werde ich ein kleiner Esel mit langen Ohren,
in einem kaffeebraunen Stall sein?
Oder eine kaffeebraune vicuña
mit neugierigem Blick?
Vielleicht auch ein Strauch in kaffeebrauner Wüste?
Oder - Glückseligkeit - vielleicht ein kleines Kind
mit gebräunter Haut und kaffeebraunen Augen?
Oder werde ich ganz einfach wieder das sein,
was ich schon immer war -
ein kaffeebrauner Ziegelstein?
© Karin Steinberg-Berge 27.04.1992
Lyrische Bilder(vogelfrei)
Kommentare (5)
Traute
Eine ganz besondere Poesie, die Du benutzt um uns die tiefen Gedanken über Alltägliches nahe zu bringen.
Das hat mich angerührt. Alles was der Mensch formt und Umformt ist beachtenswert und vieles ist ein Kunstwerk geworden, wo es zuvor unbeachtet im Boden ruhte.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
Das hat mich angerührt. Alles was der Mensch formt und Umformt ist beachtenswert und vieles ist ein Kunstwerk geworden, wo es zuvor unbeachtet im Boden ruhte.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
indeed
ich möchte ergänzen. Er ist auch in uns, wenn wir es zulassen. Aber dies ist in der Tat eine umfassende Thematik und es würde hier den Rahmen sprengen.
Dem stimme ich voll zu.
Nicht wegzudiskutieren ist allerdings, dass alles in einem Kreislauf eingebunden ist. Aber auch da gehen wir beide konform.
Ganz liebe Grüße an dich zurück.
Ingrid
Dem stimme ich voll zu.
Nicht wegzudiskutieren ist allerdings, dass alles in einem Kreislauf eingebunden ist. Aber auch da gehen wir beide konform.
Ganz liebe Grüße an dich zurück.
Ingrid
ehemaliges Mitglied
du hast es erkannt. Für mich ist der Umgang mit "Erde" wichtig. Aus der Erde sprießt Leben, und alles Leben kehrt zur Erde zurück. Wir stellen uns Gott als männliches Lebewesen vor, weil wir etwas Greifbares benötigen. Ich empfinde den Glauben an Gott ganz anders als herkömmlich. Darüber zu schreiben ist hier der Raum zu klein. Aber mich drängt es immer mehr danach, meine Gedanken und Erfahrungen nieder zu schreiben. Ich habe das Gefühl, sie werden immer klarer. Aber eines kann ich schon hier sagen: Gott ist überall. Gott ist Luft und Erde.
Einen ganz lieben Gruß
Karin
Einen ganz lieben Gruß
Karin
indeed
hinter diesen Worten stecken eine Menge Fragen an das Werden und Gehen und Kommen. Sich für einen Lehmziegel als Beispiel zu entscheiden mag auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich wirken, aber nachgedacht ist es gar nicht weit her geholt. Wir kommen und gehen zurück zur Erde, werden wieder zu Staub, genau wie der Lehmziegel.
Glaube oder Unglaube über das Danach bleibt offen.
Mir gefällt es!
Mit lieben Gruß von
Ingrid
Glaube oder Unglaube über das Danach bleibt offen.
Mir gefällt es!
Mit lieben Gruß von
Ingrid
Ich werde, ich muss, dieses Thema vertiefen... für mich aber auch mit anderen Menschen zusammen... vielleicht in den kommenden Wintertagen...
Danke für eure wertvollen Kommentare
und lieben Gruß
Karin