Kein Blick zurück im Zorn
Nachdem die ersten armseligen Nachkriegsjahre vorbei waren, ging es in unserem
Land durch Fleiß, Ausdauer und gute Politiker rasant aufwärts,
In meinem, kleinen Vorort, dominiert von einer Zeche, gingen abends die Lichter
an. " Ich guck am Fenster " kannten alle. Das war wie Fernsehen.
Die Jungens knatterten mit ihren Mopeds mit Fuchsschwänzen hintendran,
je schneller, je lauter, umso besser ,
durch die Straßen. Den Mädchen wollte man imponieren.
Mädels gingen Arm, in Arm mit Glockenrock vielleicht auch
Petticut und Pferdeschwanz oder Fahra -Diba - Frisuren, den
Kopf stolz erhoben, heimlich nach den Jungen schielend,
spazieren.
Hatte es Taschengeld gegeben konnten sie sogar in eine Eisdiele
einkehren und sie hörten voller Begeisterung Elvis, Peter Kraus,
Ted Herold etc. und wippen dazu mit den Füßchen,.
Jungens setzten sich auf die Treppenstufen zum Kino-Eingang,
blockierten die Besucher, pfiffen, lachten, stritten, eben halbstark.
Boah war das böse. ( muss unwillkürlich an die Gruppen junger
Männer heutzutage denken )
Wenn mein Bruder mit Elvis-Frisur, Jeans und Moped mit Fuchsschwanz
an unserem Haus vorbei fuhr, sagte meine Großvater ironisch
" Jetzt geht er wieder auf Jagd ". Der aber lachte nur, erhoffe er sich
doch ein Mädel auf dem Rücksitz.
Da gibt es noch so vieles zu erzählen, wenn der Bericht nur zu lang wird,
wird der vielleicht zu "lang" weilig.
Nun sind die Jüngeren, die Halbstarken, Senioren geworden. Am Fenster
liegt keiner mehr und schaut. Es ist wahrhaft dunkel geworden in unsrem
kleinem Vorort und vielleicht auch anderswo.
Kommentare (2)
Schade eigentlich, liebe Distelfink. An diese Aufbruchstimmung und voller Erwartung auf das Leben zu sein, kann ich mich noch sehr gut erinnern. Nun liegen schon viele Jahre hinter uns und ja, man macht sich so seine Gedanken, nicht wahr? Machen wir doch einfach wieder das Licht an, damit es nicht so dunkel ist 😉.
Lieben Gruß
Brigitte
Oh ja, LIcht an !!!
LIebe Grüße an Brigitte