Josefine ist anders
Josefine war ein Schreibaby. Man konnte sie am besten beruhigen, wenn man sie in den Arm nahm und ihr Wiegenlieder vorsang. Aber da war auch ihr Zwillingsbruder, der sein Recht einforderte. Wenn die Mutter müde und nervös war, sang sie bei der Hausarbeit. Sie war viele Jahre Chorsängerin gewesen und sie sang oft.
Irgendwann begann Josefine auch zu singen, nicht textsicher aber musikalisch und bald sangen Mutter und Tochter gemeinsam.
Die Mutter meldete die Zwillinge bei einer Musikgruppe für Kleinkinder an. Josef gefiel es, Josefine machte Terror.
Josefine bekam ein kleines Keyboard und lernte rasch einige Kinderlieder auswendig. Nun suchte die Mutter für ihre autistische Tochter eine geeignete Musiklehrerin. Durch einen Tipp erfuhr sie von einer Geigerin die auch an der Musikschule unterrichtete. Die Musikerin hatte zwar keine Erfahrung mit autistischen Kindern, wollte aber Josefine kennenlernen.
Mutter und Tochter wurden eingeladen. Josefine bekam ein Stück Kuchen, Josefine liebt Kuchen. Dann durfte Josefine auf ihrem Keyboard vorspielen. Der Musikerin gefiels. Es wurde für ein paar Wochen, als Test 20 Min. Unterricht vereinbart, wobei es mehr Musik und Spielen werden sollte. Absolutes Neuland für die Musikerin.
In der 1. Musikstunde hielt Josefine ängstlich ihre Mutter fest an der Hand. Bald verlor Josefine ihre Angst . Die Musikerin zeigte Josefine die Musikinstrumente, Josefine durfte alles anfassen und ausprobieren.
Es stellte sich heraus, dass Josefine das absolute Gehör hat und Noten Farben zuordnet. Lehrerin und Schülerin sind stolz auf das bisher erreichte und wir sind froh darüber.
Kommentare (6)
@Tulpenbluete13
Liebe Maslina
bitte entschuldige die Anrede mit einem "falschen" Vornamen.
Einen schönen Sonntag wünscht
Agelika
@Tulpenbluete13
LIebe Angelika,
meistens werden Mütter kritisiert, wenn sich die Kinder daneben benehmen, dabei weiß macht oft nicht was dahintersteckt. Deswegen werde ich auch über meinen Enkel schreiben.
Einen schönen Sonntag wünscht
Elisabeth
Josefines Geschichte und Dein einfühlsames Erzählen, Maslina, gefallen mir sehr.
Es gibt so viele Kinder, die von kleinauf für Wissende erkannbar andere Wahrnehmungen haben. Auch unter den legasthenen Kindern gibt es eine ganze Reihe, die sich aufgrund des Unverständnisses der Erwachsenen für dieses Thema in sich zurückziehen und eine Art Autismus entwickeln. Kein Mensch, auch kein Kind mag es hören, dass man ihn, es für dumm, lernunfähig erklärt, schon gar nicht mehrfach von verschiedenen Erwachsenen! Sie sind es nämlich nicht. Die Lehrenden haben nicht gelernt, wie und mit welchen Mitteln ein gerade blockiertes Kind in das Thema zurückgeholt werden kann - oft ganz einfach!!
Aber dieserart Betroffene kann man - wenn es frühzeitig genug geschieht, teilweise noch vor der Einschulung - der in unseren Grundschulen geforderten "normalen"?? Lernmöglichkeit zuführen.
So manches Kind kam an der Hand seiner Mutter festgeklammert zum Test zu meiner Tochter. Aber schon bei den ersten Lockerungsspielchen für den Test tauten Mutter und Kind auf, es wurde gelacht, und man konnte beim ersten Training Tage später Neugier Lernbereitschaft feststellen, die sehr schnell zu einer guten Mitarbeit führte. Das Wie ist eben wichtig!!
Momentan gibt es eine Anfrage der hiesigen SPD, Frau Dr. Dörthe Liebetruth, an meine Tochter, ob sie an einer politischen Besprechung zur Veränderung der eingerosteten, nicht mehr zeitgemäßen Beschulung der Grundschulkinder teilnehmen würde. Natürlich wird sie!!
Wir hoffen so sehr, dass endlich Bewegung in dieses ignorierte Thema kommt. Deutschland hat's nötig!!!
nnamttor44/Uschi
Wow, fürwahr, das ist ein toller Erfolg. Ich freue mich richtig mit. Weiter so, wünscht
mit lieben Grüßen
indeed
Solche speziellen Talente bedürfen ganz besonders sensibler Einfühlung, sie genauestens zu erkennen und altersgemäß mit großer Geduld in einem ganzheitlichen Konzept in leisen kleinen Schritten zur hohen Perfektion zu führen.
Möge es bei Josefine gut gelingen, wünscht
Syrdal
Ja liebe Andrea,
Über das absolute Gehör und Noten in Farben lesen bei autistischen Kindern habe ich schon gelesen.
....Ich finde es ganz toll wie die Mutter Josefine unterstützt und nicht aufgegeben hat.
Man sollte offen sein für die Talente seines Kindes...es hat mehr als man denkt.
Schöne Geschichte..fand ich gut.Danke dafür.
Lieben Gruß zum Wochenende
Angelika