Ironman, Marathon u.a. Qualen
Der Lauf ist beendet, das Zielband erreicht. Alle feiern jubelnd den Sieger, der nun endlich feststeht und bekannt gegeben werden kann. Es war ein spannender Lauf und so manches unerwartete Ereignis brachte auf diesem langen, anstrengenden Lauf Umwälzungen, die so nicht voraussehbar waren.
Bei der Verpflegungsstation beispielsweise gab es so manche Rangeleien, die Ordnungskräfte hatten alle Hände voll zu tun.
Natürlich wurde das Durchschnittstempo im Verlauf des Rennens dann doch etwas geringer, der Kräfteverschleiss war schon enorm. Manch einer der Läufer gab unterwegs auf, weil er seine Kräfte überschätzt hatte.
Bei der Hälfte der Strecke setzte sich eine Handvoll Läufer vom Feld ab, legte einen Zwischenspurt ein, bis sich endgültig der spätere Sieger auch von diesen Ausreißern trennte und ganz allein dem Ziel entgegenwankte.
Das Ziel? Dieses Ziel, war es das wert? Das Ziel wurde erreicht, ist das nicht auch ein Sieg? Erster? Letzter? Was zählt da die Reihenfolge. »Dabei sein ist alles!«, hiess einmal ein Schlagwort, neben »Citius, Fortius, Altius« als olympische Gedanken.
Ja ich weiss, das ist schon lange her, dieses Wort wird heute nur noch in den Mund genommen, wenn jemand aus einem fernen exotischen Land als 386. ins Ziel kommt. Dann nehmen Moderatoren von Funk und Fernsehen gern diesen Satz in den Mund. Mitleidig wird erwähnt, dass Jerome Ataxères ebenfalls angekommen ist.
Gezählt wird aber nur der erste Platz, wer Zweiter wird, hat schon verloren! Der Lauf ist beendet, der Sieger geht erschöpft, aber glücklich nach Hause.
Und die Verlierer? Was ist mit den Verlierern, haben sie nicht auch gelitten unterwegs auf der Strecke?
Als sie Seitenstechen bekamen, als die Beine plötzlich nicht mehr gehorchen wollten, als der Kreislauf schlappmachte, als das Herz anfing zu rasen? Als sie sich auch selbst überwinden mussten, um weiter zu laufen und nicht wie viele andere einfach aufgaben? Was ist nun mit jenen?
Gewiss, sie werden es noch einmal versuchen können, irgendwann. Wieder wird dann dieser unerträgliche Druck auf ihnen lasten, weil ja nur der Sieg allein zählt, ist im Grund alles andere gleichgültig.
Es ist auch unwahrscheinlich, dass es das nächste Mal für den ersten Platz reichen wird!
»The winner takes it all!« hieß einmal ein Schlager, den die Gruppe ABBA sang.
Der Gewinner bekommt alles. Beifall, Preisgeld, Lob, Anerkennung. Für die Masse der Verlierer bleibt nichts mehr übrig. Vielleicht ein mitleidiges Lächeln, eine Geste des Bedauerns - nun, es hat eben nicht gereicht.
Etwas Gutes kann man aber den Verlierern doch mit auf ihren zukünftigen Weg geben: Der Gewinner, mag er heute noch so hoch gehandelt werden und in aller Munde sein, mag er auf allen Titelblättern der Gazetten zu sehen sein - er ist spätestens übermorgen schon vergessen!
Dann nämlich gibt es einen neuen Gewinner. Und alles geht wieder von vorn los.
»Morituri te salutant!«
So grüßten einst (nach Sueton) im alten Rom die Kämpfer den Kaiser. Die Todgeweihten grüßen dich. Gut, dass es wenigstens das nicht mehr gibt!
Kommentare (5)
Da hat wohl jeder seine ganz eigene Einstellung zu den viel besuchten Langläufen. Einen Volksmarathon zu gewinnen wollen, davon träumte ich nicht einmal. Mitmachen und die 42 km (oder den Halbmarathon) ohne Schmerz und üble Schinderei durchzustehen; war mein einziges Ziel.
Dafür trainierte ich, indem ich die Dresdner Marathonstrecke (Sächsische Schweiz Stadt Königstein - bis Dresden erst ablief (nicht joggte) viele Pausen machte und alles notierte. (Die Strecke ist identisch mit dem Elberadweg und führt von Königstein in der Sächsischen Schweiz in die Landeshauptstadt Dresden.)
Später joggte ich dann längere Strecken und kam zum Schluss; dass ich mit meinem Tempo ,lief alles gut, mit dem letzten Gruppen, vor der Kehrmaschine nicht allzu sehr erschöpft einlaufen würde. Ach, ja – das will ich nicht unterschlagen; ich habe mich dann doch nur für den Halbmarathon entschieden. Wie geplant bin ich aber – nicht allzu sehr erschöpft (ein ganzes Stück vor der Kehrmaschine) mit den dem letztes Drittel ins Ziel gekommen. Für mich war es ein Erfolg, aber das ist lange her …
Manchmal denke ich, dass viele Läufer nur ihre Gesundheit schädigen, wenn sie auf Schnelligkeit im Marathon trainieren.
LG
Willy
Bild ©https://www.google.com/search?q=marathon+karikatur&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwikqKbK953jAhXJb1AKHWCUDW0Q_AUIECgB&cshid=1562335264002461&biw=1039&bih=718#imgrc=_Cgf_acXiHPNsM:
"Mein König, wir haben gesiegt", so oder ähnlich lauteten die Worte, die der grichische Botenläufer nach dem Sieg über die Perser, seinem Herrscher mitteilte. Dann brach er vor Erschöpfung tot zusammen. Es war die Schlacht bei Marathon.
Zum Glück finden heute Marathonläufe auf freiwilliger Basis statt.
Die Sportler die daran teilnehmen, sind in der Regel gut durchtrainiert und nehmen aus Erlebnishunger und persönlichem Ehrgeiz daran teil.Die Läufer kennen ihre perönlichen Bestleistungen ganz genau und wissen auch, dass sie dabei weder berühmt noch Preisgelder kassieren werden.Sie zahlen für die Teilnahme sogar Startgeld.
Da ich Mitglied im Lauf- und Walkingsportverein bin, kenne ich einige Marathonläufer gut, und weiß auch wie stolz sie sind, wenn ihr Name in der Presse oder auf der Vereinsseite erwähnt wird.
Viele Grüße
Rosi65
NS. Danke, Pan, für Deinen interessanten Beitrag.
In dieser schnelllebigen Zeit ist nichts von Dauer, kein Sieg und auch nichts anderes mehr. Jeder muss wissen, wofür er seine kostbare Energie "verschwendet". So einen Lauf mitzumachen und durchzuhalten ist immer ein Sieg über sich selbst, eigentlich ist es das was allein zählt. Man bekommt von außen keine Anerkennung, aber man könnte sie sich ja selbst geben . Ich muss in der Art nichts machen, was mich an den Rand der Erschöpfung bringt. Mir ist das Leben selber anstrengend genug.
Herzlichen Gruß
Brigitte
Ich bin ja auch sportlich unterwegs... und kann daher auch eine gewisse Portion Ehrgeiz durchaus verstehen.
Allerdings erschließt sich mir dann doch diese Sportart so garnicht..., weil ich das wohl nie verstehen werde, wie man sich das antun kann und seinen Körper derart an Grenzen bringen muss...aber ich habe großen Respekt vor den Sportlern !
Kristine
Ehre, wem Ehre gebühret! Das alte Sprichwort, Paulus zugeschrieben (ich war ja nicht dabei!) "Cui honorem, honorem!" soll nicht vergessen werden. Ich werde mich hüten, eine Wertung abzugeben. Soll jeder machen was er will, ich wollte nur dieses Thema anschneiden, um nachvollziehen zu können, was in Menschen vorgeht, die Super-Leistungen vollbringen.
(Ich muss dazu sagen, dass ich mich früher selbst eingeholt habe, wenn ich manche Tage 250 km täglich non-stop mit dem Rad durch Europa reiste/raste. Um das zu verstehen, muss man sicher auch so verrückt sein - oder selbstverliebt!)
Aber das ist nicht das Thema, sondern die 'Kurzlebigkeit von Ruhm'!
Wer kennt z.b. heute noch Herbert Schade, den deutschen Bronzemedaillengewinner von Helsinki 1952 über 5000m ? Ihn verband eine lebenslange Freundschaft mit Emil Zatopek, dem tschechischen 3fach-Sieger.
Ja, ich weiß, Schnee von gestern (vorgestern) - war nur ein kleines Beispiel aus einer ellenlangen Reihe prominenter Menschen, die irgendwann Stars auf ihrem Gebiet waren.
Es gibt viel zu erzählen - folglich lasse ich es jetzt sein und
grüße Euch alle.
Horst