Irdische Paradiese 1


Irdische Paradiese 1

Irdische Paradiese 1

Es war in grauer Vorzeit.
Mein Vater reparierte vor seiner Gefangenschaft in Bardolino in einer Wekstadt Militärfahrzeuge, erwarb sich Achtung der Bevölkerung trotz Zugehörigkeit zur deutschen Wehrmacht.
Deshalb plante und verbrachten wir unsere Flitterwochen bei einer italienischen Familie in einem wunderschönen Wohnhaus in der Nähe des Sees.
Unbekümmert, wie ich damals war, hatte ich noch nicht mal die Bestätigung meiner Abschlussprüfung an der FH-Schule in der Tasche, die schickte man mir nach einer Woche zu.

Die italienische Familie begrüßte und herzlich, wir blieben dreieinhalb Wochen, eine Zeitspanne, die wir nie mehr Urlaub machten. Natürlich hatten wir Sonderpreise und waren nahezu in die Familie integriert, in dieser Zeit.
Einzig war ein wenig anstrengend, dass ich nur aus "meinem" Latein ein wenig italienisch ableiten konnte, aber es gibt ja auch Wörterbücher, Hände und Arme.
Fasst jeden Tag gab es was besonderes, wir gingen mit in die Weinberge, die ersten, die ich kennenlernte, es gab Gesangsabende, Schwimmen, Nachtspaziergänge, natürlich mit Opernarien und wir besichtigten in Verona die Arena, Sirmione, Venedig.

Es war alles unbeschreiblich traumhaft, damals waren ja auch die italienischen Schlager nicht nur highlights, sondern passend für junge Menschen.
Wir hatten zwar auch unsere Bahnrückfahrkarte verschlampt, aber die Familie half uns aus.
Desweiteren konnten wir in München die Taxifahrt nur bezahlen, indem ich schnell aus der Wohnung Geld runterholte, wir waren fast pleite.


Ist das kein Paradies gewesen, und es war 1963?


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Kommentare (8)

Rosi65

Lieber Jürgen,

vor vielen Jahren besuchten wir den Ortasee mit dem Wohnanhänger der Schwiegereltern. Der See ist der kleinere Bruder des Gardasees, und liegt westlicher. Natürlich nahmen wir auch unser neues Paddelboot mit, denn es musste ja mal auf Seetüchtigkeit getestet werden.😊

ortasee.jpg
Auf dem Campingplatz suchten wir uns einen schönen Platz, direkt am See. Stromanschlüsse waren vorhanden, und das Vorzelt schnell anmontiert. Das Paddelboot zu Wasser gelassen und mit einem Seil an einem Baumstamm gesichert. Von dort aus starteten wir dann unsere täglichen Paddeltouren. Praktischer ging es gar nicht.

ortasee2.jpgAuch das Segel wurde ausprobiert.

ortasee1.jpg
Mitten im See befand sich ein Inselchen mit einem alten Kloster.
Ausflugsboote fuhren Urlauber stündlich zur Besichtigung dorthin. Wir paddelten fleißig hinterher...kostenlos natürlich.

ortasee4.jpg
Direkt am See lag der idyllische kleine Ort S.Giulio. Dort hatte man den Eindruck, die Zeit wäre irgendwie stehen geblieben. An der Uferpromenade konnte man sich gigantische Eisbecher bestellen. Größere habe ich niemals gesehen!

ortasee3.jpg
Einmal erlebten wir in der Nacht ein mörderisches Gewitter. Solch einen Lärmpegel hatte ich nie zuvor vernommen. Es tobte stundenlang die ganze Nacht durch, und der Boden vibrierte direkt mit. Na, das war vielleicht eine Nacht!
Trotzdem lernten wir in diesem Urlaub auch ein kleines Stückchen vom Paradies kennen.

Herzliche Grüße
   Rosi65

ehemaliges Mitglied

Ob es heute dort auch noch so schön ist? Ich war leider noch nicht in Italien, "nur" in Meran. Und da dachte ich schon, ich komme in eine andere Welt.😉 Hoffentlich können wir bald wieder reisen, hin zu schönen Ecken dieser Welt, egal ob Paradies oder nicht.😆
Lieber Hubert, warum war es kein Paradies für Dich, zuviel Menschen auf einem Haufen?😉
Es grüßt herzlich
Jutta

Songeur

@Juttchen  

Liebe Jutta, mir war es dort tatsächlich für ein Paradis "zu voll". Um paradisch für mich zu sein, darf so ein Ort nicht überbevölkert sein.
Liebe Grüsse
Hubert

JuergenS

@Juttchen  

also mir hat es am Gardasee, weil ich das original in den 50er Jahren noch erlebt habe, nicht mehr  getaugt(war vor 5 Jahren nochmal dort), überlaufen, surfen und sau.. steht im Vordergrund, kurzum, da brauchst ned hinfahren.😃

ladybird

Was Du uns zeigst, ist wahrlich ein Paradies...
und es war schon damals ein "lukullisches Paradies", durch die Gastarbeiter und unsere Reisen später nach Italien, wurde auch hier in Deutschland die "mediterane Küche" bekannt und gerne übernommen.
Aus unseren Urlauben brachten wir ins immer "  Wein-essig", Oliven und unbedingt Olivenöl mit mit. Letzteres wurde vom Oliven-Bauer direkt in Flaschen abgefüllt zum Mitnehmen....
Inzwischen gibt es auch bei uns alles für diese "mediterane Zubereitung" alles zu kaufen.
Danke für die schöne Erinnerung auch für mich,lieber Juergens,
herzlichst
ladybird
 

Roxanna

So etwas bleibt unvergesslich. Mit einem gebuchten Urlaub nicht zu vergleichen, in dem man selten wirklich in Kontakt kommt mit "Einheimischen". Und Italien war schon immer Sehnsuchtsland 😉. 1972 war ich zum ersten Mal dort. Ich war mit einem Italiener liiert und wurde herzlich in der Familie aufgenommen.

Herzlichen Gruß
Brigitte

JuergenS

@Roxanna
toll, ich war mit meinem Bruder das erste mal 1959 in Bardolino, es kam mir vor wie auf einem anderen Stern, der See, das damals noch gemütliche Dorf, unbeschreiblich, auch die ersten Erlebnisse, der Pfarrer war so hautnah, wie bei uns der Onkel um die Ecke.
😄  

Songeur

Anno 1969 war ich allein am Comer See, konnte weder italienisch noch Latein. Das war nur für eine Woche aber ich war am Ende nahezu perfekt im Reden mit "Händen und Füßen".
Schön war es da, auch in Mailand, aber ein Paradis war das für mich denn doch nicht. 😃


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