Inselgeschichten Teil 5


Inselgeschichten Teil 5

Der Brief!

Längst vergangene Zeiten wurden in ihm wach.Als sie beide zusammen Pädagogik studiert hatten. Er, der Ernste und fleißige beim Lernen,stets darauf bedacht,dass sich nicht der kleinste Fehler einschlich in die Klausurarbeiten. Klaus,so hieß der Studienfreund, ließ- was die Mädels anbelangte, nichts anbrennen.So kam es,dass an manchem verkaterten Morgen
keine Zeit mehr war,um die Klausurarbeit auf Fehler zu überprüfen,bevor er sie beim Professor abgeben mußte. Da war es Enno,der sich die Arbeit vor nahm um sie im Schnelldurchlauf zu prüfen.Enno,"du bist der Beste" bekam er als Dank zu hören. Enno lächelte bei dem Gedanken an diese Zeit.
Klaus ging als junger Lehrer in den Süden der Republik und er,Enno ging
in seiner Heimatstadt dem Lehrerberuf nach.So verlor man sich aus den Augen.

Nun, so schreibt er,lebt er in einer größeren Stadt,ist schon pensioniert
und trägt sich mit dem Gedanken,eine Senioren WG zu gründen.Und ob er nicht auch daran interessiert wäre,sich in so eine Lebensgemeinschaft ein zu bringen. Es sollten jedoch alle Bewohner auch bildungsmäßig zusammen passen,schreibt er.Ein geeignetes Objekt hätte er schon gefunden und es wäre Platz für 5-6 kleine Wohneinheiten.Eine große Küche und ein Gemeinschaftsraum sollten von allen Bewohnern zusammen genutzt werden können.Nach Bedarf und so wie es jeder wollte,könnten sie sich auch in der kleinen Singlewohnung,die auch mit einer Schrankküche ausgestattet
ist,selbst bekochen. Aber gewünscht wäre schon ein Mitsammen-kochen,
und auch die Freizeit zusammen zu gestalten,um ein Gemeinsam-Gefühl herzustellen.Natürlich kann so etwas erst allmählich kommen,denn erst einmal müßten sie sich alle kennen lernen.
Eine schlechte Idee ,fand Enno ist so etwas bestimmt nicht.
Aber bei ihm war das ja anders,er hatte seinen festen Platz an Gemas Seite
gefunden.Er war auch zufrieden mit seinem Leben,so wie es ist,oder ?
Ach ,was für sonderbare Gedanken ihm da plötzlich durch den Kopf gingen.
war er glücklich? Stellten sich etwa Zweifel ein? Er lebte nun schon so viele Jahre hier mit Gema und bis jetzt hatte er niemals sein Glücklichsein bezweifelt.
Hatte sich nicht schon Langeweile in ihrer beider Beziehung eingeschlichen,in dem ewigen Trott des Alltäglichen?
Lebten sie nicht längst schon wie Bruder und Schwester zusammen?
Enno sitzt grübelnd an seinem Schreibtisch.Ein leichter Windstoß läßt die aus zartem Batiststoff genähten Gardinen hin und her flattern.
Er steht auf und schließt das Fenster.
Den Brief legt er in die Schublade,mit dem Vorsatz ,ihn schon in den nächsten Tagen zu beantworten.

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