Auf der Suche nach dem Strand, an dem wir damals wegen Nacktbadens Ärger mit der Polizei bekommen hatten, fuhren wir weiter bis wir an einen Parkplatz außerhalb von Chałupy kamen. Er war ordentlich angelegt und nicht zu vergleichen mit dem Sandstreifen, auf dem wir unseren Trabi seinerzeit immer abgestellt hatten, aber es schien uns doch, als wenn sich genau hier dieser Strand befand. Wir mussten nur über den Dünendurchgang gehen, dann lag der Strand vor uns und er war wieder bevölkert von vielen Nackten. Diesmal war allerdings ein Schild vorhanden, das darauf hinwies, dass hier ein FKK-Strand war, was dem Ganzen einen offiziellen und vor allem legalen Charakter gab. Was also sollte uns hindern, bei diesem schönen Wetter ein Bad in der Ostsee zu nehmen?

Nachdem wir ausführlich gebadet hatten, stiegen wir wieder in unser Auto und fuhren weiter. War damals die Straße hinter Jastarnia für uns gesperrt gewesen, so konnten wir jetzt unbehelligt weiterfahren. Man sah zwar noch Militäranlagen, aber es gab lediglich einen Zaun mit Hinweisschildern, der Durchgangsverkehr litt nicht darunter.

So gelangten wir bis in die Stadt Hel an der Spitze der Halbinsel Hel, wo wir das Auto abstellten und uns ausgiebig umschauten. Hel war ein typischer polnischer Badeort mit langen Reihen von Buden. Es wurden jede Menge Andenken angeboten, aber auch Imbisse sowie Eis und die uns schon bekannten Leckereien. Wir aßen Dorschfilet mit Pommes Frites, weil ich „Filet dorsza z frytkami“ auf polnisch besonders gut bestellen konnte.


Als wir wieder zum Auto kamen, steckte hinter dem Scheibenwischer ein Zettel, der besagte, dass wir falsch geparkt hätten und dass wir noch am selben Tag die Strafe bei der örtlichen Polizeidienststelle zu entrichten hätten. Da die Adresse der Polizeistation angegeben war, fuhr ich sofort dahin, denn ich wollte keinen Ärger bekommen, indem ich die Sache einfach ignorierte. Leider war vor dem Polizeirevier und in dessen Umgebung ebenfalls Parkverbot, sodass ich meine Frau schickte, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen, während ich im Auto blieb, um jederzeit weiterfahren zu können, falls ein Ordnungshüter auftauchen würde. Sie hatte zwar ein wenig Angst, vor allem, weil sie überhaupt nicht polnisch sprach, aber ich beruhigte sie damit, dass es vielleicht sogar ein Vorteil sein könnte, wenn eine hilflose, der Sprache nicht mächtige Frau auf dem Polizeirevier erscheint. Außerdem meinte ich, die polnischen Polizisten schon so gut zu kennen, dass ich sicher war, sie würden es bei einer Verwarnung belassen und auf die monetäre Bestrafung verzichten.
Und genau so war es. Ich wartete eine gefühlte Ewigkeit, da kam meine Frau freudestrahlend aus dem Haus und bestellte mir einen schönen Gruß von einem mir unbekannten Polizisten, der uns zu allem Überfluss auch noch einen schönen Urlaub gewünscht hätte, nachdem er das Knöllchen in den Papierkorb geworfen habe.


Unbeschwert kehrten wir zu unserem Hotel zurück und hatten auch am Ende dieses Tages wieder das gute Gefühl, uns bei der Wahl unseres Urlaubslandes richtig entschieden zu haben.

Aus meinem Buch "Wer nicht fährt, der fliegt"


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Kommentare (2)

Pan

Sehr schön gesehen, lieber Wilfried, wirklich. (Ich beneide Dich darum)
Ich kenne diesen Strand auch! Leider aus anderer Perspektive.
         Niemals würde ich aber selbst hierher zurückkehren wollen! Ich sehe vor mir Hunderte von Toten, von russischen Jagdbombern ausgelöscht, verstreutes herrenloses Gepäck.
Aus meinem damals 11-jährigen Kopf sind diese Bilder von Hela und Gotenhafen nicht mehr herauszubekommen.
So ist es mit den Ansichten - man darf niemals dahinter schauen!

         Herrliche Erlebnisse, scheußliche Vorfälle, alles in gleicher Landschaft, jedoch in einem anderen Zeitrahmen. 1945 ist lange her - für uns, die wir dabei waren, nicht lange genug.
Gut, dass Ihr es nicht erleben musstet ...

Grüße von Pan

Wilfried

@Pan  Lieber Pan, es ist ein Glück, dass man nicht weiß, was auf dem Fleckchen Erde, das man bewohnt oder auf dem man gerade seinen Urlaub genießt, früher geschehen ist. Wahrscheinlich gibt es kaum eine Stelle auf der Erde, an der noch keine schrecklichen Taten begangen wurden.

So, wie der Mensch viele schlimme Dinge, die er in der Vergangenheit erlebt hat, vergisst oder verdrängt, so vergisst auch die Menschheit Tragödien - leider oft viel zu schnell.

Für uns, die wir nach dem Krieg geboren sind, ist all das Geschichte und wir hoffen einerseits, dass wir nicht an dem gemessen werden, was unsere Vorfahren angerichtet haben und andererseits, dass sich so schreckliche Ereignisse nicht wiederholen werden.

Ich wünsche dir einen schönen 4. Advent.
Viele Grüße
Wilfried


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