In Gibraltar
Nach dem Frühstück ging es weiter durch die Hitze Spaniens und genau nach Plan erreichten wir nachmittags um 16 Uhr die Grenze zu Gibraltar. Nach längerem Anstehen durften wir passieren, überquerten die Start- und Landebahn des Flughafens und stellten unser Auto wieder auf den Parkplatz des Supermarkts. Danach gingen wir auf Hotelsuche, denn ich hatte mir fest vorgenommen, eine Nacht in Gibraltar zu bleiben, um abends in einem Pub Fish and Chips zu essen und dazu ein bis zwei Guinness zu trinken.
Nach längerem Suchen fanden wir schließlich ein Hotel weit abseits der Hauptstraße, das ein Sonderangebot machte, welches wir gern annahmen. Wir bezahlten also im Voraus und gingen zurück zum Parkplatz, um das Auto zu holen, denn vor dem Supermarkt durfte es über Nacht nicht stehen. Wir fuhren los und obwohl wir einen Stadtplan von Gibraltar hatten, schafften wir es nicht, zum Hotel zu kommen, denn die Straßen und Gassen waren sehr eng und deshalb fast ausnahmslos Einbahnstraßen. Es gab nur zwei Stellen, an denen man die Main Street, die Fußgängerzone war, in jeweils einer Richtung mit dem Auto überqueren durfte. Ich kam mir vor, wie ein Pilot, der verzweifelt versucht zu landen, aber immer wieder die Landebahn verfehlt. Der Unterschied zum Fliegen war nur, dass ich ständig in Sackgassen geriet und auf engstem Raum wenden musste.
Nach zwei Stunden zermürbender Irrfahrt fasste ich einen verzweifelten Entschluss und befuhr im Schritttempo die Main Street trotz Verbot und flanierenden Fußgängern, um am Ende wirklich an der richtigen Stelle in die richtige Straße einzubiegen und vor dem Hotel parken zu können. Dass ich den Ruf der Deutschen bei den Briten noch mehr ruiniert hatte, schien mir in diesem Moment das kleinere Übel zu sein.
Das Hotel war sehr einfach, aber dafür auch nicht zu teuer und schließlich wollten wir ja nur eine Nacht dort verbringen. Sehr skurril war ein riesiges Gerät, das mitten im Zimmer stand, durch einen dicken Schlauch mit der Außenwelt verbunden war und sich als Klimaanlage entpuppte. Meine Frau dachte zuerst, dass das Zimmermädchen den Staubsauger stehengelassen hätte und wollte sich beschweren.
Als wir endlich ausschwärmten, war es schon dunkel, aber immer noch angenehm warm. Wir wählten das erstbeste Restaurant, aber es gab weder Fish and Chips noch Guinness. Dafür konnten wir ein Flugzeug auf dem kleinen Flughafen starten sehen, was zumindest mich mit dem Restaurant versöhnte.
Aus dem Buch "Wer nicht fährt, der fliegt" von Wilfried Hildebrandt
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