Im Rausch der Musik

Autor: ehemaliges Mitglied

Ich nehme schon deine Hand, lege die andere leicht auf deine nackten Schulterblätter und schaue dich dann an, den Einsatz der Musik erwartend.
Das Vorspiel ist sehr kurz – Zeit, noch schnell zu schauen ob du bereit bist und dir aufmunternd zuzulächeln, dann ist der erste Takt aus der Musik zu vernehmen. Ein kurzes Wiegen in den Hüften, ein leichter Druck, und gleichzeitig beginnen wir. Die ersten Schritte sind noch ein wenig steif – zwar in gleichmäßigem Takt, doch vorsichtig noch und mit angedeuteter Distanz. Kleines, beiderseitiges Grinsen, als sich unsere Füße sozusagen knapp verfehlen, doch dann scheinen wir zusammen zu wachsen. Mit jedem Takt und Schritt wachsen Harmonie und Sicherheit. Mehr und mehr vergessen wir das Denken an das Tanzen und beginnen, zu tanzen...
Meine Hand rutscht von deiner Schulter auf deine Hüfte. Du bist so besser zu spüren für mich, leichter zu führen. Nur in der Drehung noch hält meine Hand dich in den Schultern, damit du dich hineinlegen kannst in den Schwung.
Meine Führhand redet mit der deinen, eine ganz subtile Kommunikation, die du ohne Worte verstehst. Du weißt, wohin ich will, und du weißt, wie ich es will. Mit wachsendem Vergnügen folgst du mir zunächst, lässt mich bald jedoch spüren, dass noch viel mehr möglich ist.
Ich sehe das Lachen in deinen Augen und sehe sie genauso lebendig, wie deine Hüfte meiner Hand sich zeigt. Von Distanz ist nichts mehr zu spüren. Du bist mir so nah wie du mir nah kommen musst, um in der Harmonie bei mir zu sein. Waren unsere Bewegungen anfangs abtastend und behutsam, gewinnen sie stetig an Energie und lassen diesen schlichten Tanz schließlich zu verschmelzender Leidenschaft werden. „Wir“ sind nur noch Takt und Tanz, hören keine Melodie, sehen nur noch uns. Es saust in meinen Ohren, und deine Haare fliegen.
Mehr und mehr beginnen wir, über die Tanzfläche zu fliegen. Schon lange fühle ich dich kaum noch, leicht wie eine Feder scheinst du geworden zu sein. Die Harmonie hat sich in Selbstverständnis gewandelt, und das funktioniert auf eine wunderbare Art.
Als das Musikstück dem Ende entgegen geht, tauchen wir langsam wieder ein in das Hier und jetzt. Sie ist wieder als Melodie zu hören, die Musik, und nicht nur als Takt. Menschen um uns tauchen auf, die miteinander reden beim Tanzen, Gläser klirren und ich spüre mich ein wenig erhitzt durch den Tanz, den wir langsam ausklingen lassen.
In der kurzen Pause, die folgt, behalten wir unsere Tanzposition bei. Nur ist das Lächeln jetzt hinzugekommen – die Freude auf den nächsten Tanz ...


Robert Kühl

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Kommentare (2)

ehemaliges Mitglied moin moin ernu.
genau so ist es mir ergangen,
ich habe Tanzkurse belegt, und konnte, meine leider verstorbenen frau, bei einer Tanzveranstaltung so sehr begeistern. das wir ein paar wurden.
sind viele jahre mit einander zum tanzen gingen.
dein bericht ist wunderbar!!!!
basta/helmut
Maritt welch eine wunderbare Beschreibung.... wenn alles um sich herum nicht mehr wichtig ist, nur noch die zwei Menschen, die sich fühlen....

Wenn es mal klappt tanze ich gerne mit....

Herzlichst
Maritt

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