Hrmpf...grmpff...bmkrmpf Schmmk?
Hab ich schon mal erzählt, dass mein erster Beruf “Drogistin” war?
Ich hatte das Gymnasium abgebrochen (war zu der Zeit noch unheilbar doof) und meine Lehre in der elterlichen Drogerie begonnen.
Heute gibt es keine Drogerien, soweit ich weiß. Nur noch Drogerie-Märkte. Zu meiner Zeit verkaufte man noch viele Artikel lose, d. h. sie wurden abgewogen und verpackt, Tees, Chemikalien, Schnupftabak, Mohn zum Backen und vieles mehr.
Heute hat jeder Haushalt eine Personenwaage. Damals kamen die Kundinnen in die Drogerie und fragten: “Frollein, könnse mich ma abwiegen?”
Eine Kundin frage mal: “Hamse wat für Schorf?” Leider missverstand ich sie, und meine Gegenfrage lautete: “Was fehlt denn dem Schaf?”. Naja, kann passieren.
Ein älterer Kunde, offenbar vom Land, kaufte bei meinem Vater “Okasa Gold”. Ein Stärkungsmittel für die männliche Potenz. Viagra gab’s damals noch nicht, und Okasa wirkte höchstens als Kurmittel. Aber das wusste der Kunde nicht. Er fragte meinen Vater hinter vorgehaltener Hand: “Sachma, min Jung, wo kann man sich denn hier so richtig amüsieren?”.
Einmal musste ich einen jungen, sehr gut aussehenden blonden Jüngling bedienen. Damals hatten wir gerade Rabattmarken eingeführt. Pro volle DM bekam der Kunde 1 Marke. Irgendwie hat mich der hübsche Junge so aus dem Konzept geworfen, dass ich ihm für jede Mark 10 Rabattmarken von der Rolle rollte. Der Typ lachte sich kaputt, meine Kollegin auch, und endlich kam mein Vater und korrigierte meinen Irrtum. Peinlich, peinlich!
Wir verkauften u.a. auch Verhütungsmittel, also Kondome. Die liefen damals unter dem Namen “Schutzmittel” und wurden meist von Frauen gekauft. Frauen sind da von jeher ungenierter. Manchmal kamen auch männliche Kunden. Die verlangten dann stotternd und verlegen “Herrenbedienung”. Dann rief ich meinen Vater und ließ ihn machen!
Einmal bediente ich einen noch relativ jungen Herrn. Mein Hörverstehen war wohl immer schon etwas lausig; ich fragte ein paarmal nach, aber verstand immer nur “Schnupftabak”. Der wurde damals häufig gekauft, allerdings meist von älteren Herren.
Ok, ich fragte also nach: lose oder in Verpackung? (Es hab ja auch damals schon Fertigprodukte). Da der Typ sich nicht näher über seine Wünsche ausließ und nicht einmal Mengenangaben machen wollte, stellte ich also ein Gewicht in die Waage und begann, den Schnupftabak ins Tütchen zu schaufeln.
“Reicht es, oder darf es etwas mehr sein?” Auf meine Frage erhielt ich keine Antwort. Der junge Herr war rot angelaufen und gab irgendwas von sich, was sich wie “Hrmpf...grmpff...bmkrmpf” anhörte.
Am Rande nahm ich wahr, dass meine Kollegin hinter der Theke in Hocke gegangen war und sich vor Lachen den Bauch hielt. Feige Kuh!
Als dann aus dem Hintergrund mein Vater auftauchte und dem Kunden aus der Verlegenheit half, kapierte ich endlich. So ein Blödmann! Hätte er gleich nach “Herrenbedienung” verlangt, wär alles klar gewesen.
So schamhaft waren damals die Leute, wenigstens die Männer. Heute ist das kaum mehr vorstellbar!
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