Heute ist ein besonderer Tag !
Ja, ich habe mir kurzfristig überlegt, eine Mail an meine mittlere Tochter zu schreiben, zu der ich seit mehreren Jahren keinen Kontakt mehr habe. Zu schwer hatte mich gekränkt, dass sie auf meine Mail nicht antwortete !
Denn wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, aufgebaut, als sie mich - beim Vater wohnend - mit 18 bat, sie abzuholen und bei mir aufzunehmen.
Sie war immer ein schwieriges Kind, als mittlere von sechs Kindern wohl zu wenig beachtet, als "Löwin"!
Aber in dem einen Jahr, das sie bei mir wohnte, haben wir viel zusammen gemacht : Seidenmalerei (einen Kurs) und Nähen (auch einen), sie hat es mit Freude gelernt und anschließend schöne Sachen für sich und Freunde, auch für mich, allein hergestellt. Dazu einen gemeinsamen Urlaub auf Malta nach dem Abitur, ein von mir vereinbartes Praktikum im Kindergarten und dann Begleitung in das Psychologie-Studium, zu dem ich ihr auch geraten hatte. Das verspricht viel Beschäftigung mit einem selbst, was ich glaube, ihr guttat !
Nach ihrem sehr guten Abschluß : Unterstützung, weil sie ein Jahr keine bezahlte Stelle, nur (unbezahlte) Praktikumsstellen fand. Immer wieder Austausch über Emails, als sie endlich eine Stelle bekam und ihre weitere Ausbildung zur "Kindertherapeutin" machte. Freude über ihren Abschluß nach etlichen Jahren, und dass sie über die Kollegen einen Mann gefunden hatte, der zu ihr passte und sie auffangen konnte.
Die Hochzeit mit allen Familienangehörigen mit großem "Tamtam", wo ich auch ihre andere Familie
kennenlernte, wir schließlich in unsererm "Familienkreis" zusammensaßen.
Und dann, die Nachricht : sie wolle mit unserer Familie nichts mehr zu tun haben, weil ihr Vater sie vor den Kopf gestoßen habe durch die "Kliquenbildung" auf ihrer Hochzeit! Die andere Familie wäre sowieso viel netter! Das Problem mit der Anerkennung durch ihre eigene Familie hatte sie wohl schon immer!
Noch ein paarmal geplante Treffen : meine älteste Tochter, sie, ihr Mann und ich, reden : nur Blabla !
Besuch ein anderes Mal, wo sie voll Stolz ihr Haus zeigte !
Dann Funkstille.
Ich war auch sehr gekränkt, von ihr keine Mail zu erhalten, zu hören, dass sie den Kontakt (auch mit mir) nicht mehr wolle. Vermittlungsversuche meiner Ältesten : ohne Erfolg!
Nun weiß ich sie zwar gut aufgehoben bei ihrem Mann, er ist mit viel Humor und "in den Arm nehmen" wohl richtig für diesen schwierigen Menschen, aber sie fehlt mir und ich möchte so gerne wenigstens ab und zu Nachrichten tauschen! Ich werde ebenso älter wie sie auch und irgendwann ist dann Schluss...
Daher heute meine Mail : ohne Vorwürfe, ohne Vergangenheit...
Vielleicht gelingt es ?!
Kommentare (4)
Eine herzoffene Handreichung ist immer und zu jeder Zeit einen Versuch wert. Und selbst wenn es keine Reaktion geben sollte, kommt die herzliche Zuwendung ganz sicher an und geht nicht verloren...
...weiß
Syrdal
Ich kenne beide Seiten, liebe Meerjungfrau.
Mein Sohn war im Kindesalter stets - wie meine Tochter auch - ein Mutterkind. Während unsere Tochter - weil weiblich - vom Vater spürbar abgelehnt wurde, wandte sich unser Sohn als 16-Jähriger von seinem Vater ab, obwohl er sicherlich väterlichen, männlichen Rat gebraucht hätte. Als Erwachsener aber kam er spätabends lange Zeit, über Jahre, zum Vater in dessen Hobbykeller, wo die Zwei stundenlang miteinander redeten. Zeit, mich mal eben im Wohnzimmer zu begrüßen, hatte er so gut wie nie. Wir hatten zuvor keinen Streit, aber die Vertrautheit war verschwunden. Sie ist es bis heute.
Was ich seinerzeit immer stärker werdend feststellen musste: Mein Junge begann, auch seine Lebenspartnerin zunehmend respektlos zu behandeln, auch in unserem Beisein! Sie fiel dem Rotwein zum Opfer, er warf sie nach 30 Jahren aus der Wohnung, zog sich zu seinen Pferden zurück. Er ist offensichtlich depressiv geworden. Dank der Überredungskunst seines Vaters, wie schlecht Frauen seien??? Aufgrund solcher Ansichten muss ich nicht versuchen, meinen Sohn in eine andere Richtung überzeugen zu wollen.
Das gelingt zurzeit seiner jüngeren Schwester mit ihren Erzählungen zu den Erfahrungen der legasthenen Begabung ihres eigenen Sohnes, die auch mein Sohn als Schulkind erlebte, doch natürlich längst nicht so erfolgreich, wie es heute mit sehr viel mehr Wissen darum möglich ist.
Es ist manchmal sehr schwer, das eigene Kind wieder in den eigenen "Dunstkreis" hineinzuholen. Schließlich führten Entscheidungen, die "´das Kind" einmal traf und die man nicht kennt, zu dieser "Entfremdung". Es ist Glück, wenn es gelingt, den betreffenden Grund zu finden und - für beide Seiten - zurecht zu rücken!
Das wünsche ich nDir von Herzen!
Uschi
Das ist ein schwieriges, komplexes Thema, wenn Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen. Meistens sind es doch aber Gründe, die viel tiefer liegen als ein Ereignis oder ein Streit oder..... Vielleicht sogar so tief verschüttet, dass sehr danach "gegraben" werden muss. Ich wünsche dir, dass deine E-Mail dir wirklich ohne Vorwürfe gelingt und möchte zu bedenken geben, dass sie auch zwischen den Zeilen herauszulesen wären.
Roxanna
Ich kann mir vorstellen, wie schwer es sein muss, keinen Kontakt mehr zu bekommen, ohne zu wissen, was wirklich los ist. Oftmals vermutet man etwas ganz anderes und würde nie auf den wirklichen Anlass des Bruches kommen.
Hier denke ich, würde eben nur eine Aussprache von Angesicht zu Angesicht helfen, kann man doch gleich auf Worte reagieren und abschätzen. Eine Mail kann helfen aber du hast es ja schon hinter dir...sie antwortet nicht...
Warum nimmst du nicht Kontakt mit ihrem Ehemann auf...vielleicht könntest du dich auch mal mit ihm treffen, um zu verstehen, WAS los ist...er wäre nämlich objektiver und könnte sogar ggf. vermitteln...
Alles Gute wünscht
Kristine