Heimatgedanken
Meine Gedanken zum Thema HEIMAT sind schon etwas älter, dennoch aktuell:
Gedanken zum Nationalfeiertag am 3. Oktober 2002
Meine Heimat – die DDR
“Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren”. Nein, nein. Heidelberg habe ich nie gesehen, verloren habe ich mein Herz aber trotzdem. Ein Herz zu verlieren ist nicht das Schlechteste, was einem passieren kann. Da ist man vielleicht gar kein Verlierer, eher ein Gewinner?
Man kann volle Geldbörsen, wichtige Dokumente und besonders geliebte persönliche Dinge verlieren.
Als kindlicher Verlierer im „Mensch-ärgere-Dich-nicht“-Spiel und später bei verschiedenen Kartenspielen war ich oft der Verzweiflung nahe, ich war ein schlechter, unerzogener Verlierer mit anhaltenden Wutausbrüchen. Manchmal ließ mich meine Oma lieber gewinnen.
Vielleicht ist das alles harmlos, bedenkend wie schmerzlich der Verlust ist, wenn man einen lieben Menschen verliert. Oder: Viele Menschen haben ihre Heimat verloren.
Unsere Familie hat an verschiedenen Schicksalen nach dem Krieg teilgenommen. Vertriebene oder geflüchtete Kinder aus Ostpreußen und Schlesien, deren Eltern hier einen neuen Anfang suchten, waren meine Schulkameraden oder Nachbarn. Bis zu meinem Erwachsensein konnte ich nie richtig nachempfinden, wie schmerzvoll ihr Weg gewesen sein muss auf der Flucht aus der Heimat und dem Armsein danach. Heute verstehe ich es besser.
Wie weit muss man den Bogen spannen, um den Begriff Heimat zu definieren?
Viele Menschen sagen, das ist die Familie, sind die Nachbarn, die Wälder, das Dorf mit der Schule, dem Friedhof.... Mag sein, ich habe es immer weitläufiger gesehen.
Manchmal überlege ich, ob ich nicht auch eine Heimat verloren habe?
War es eigentlich meine Heimat? Oder ist es erst jetzt meine Heimat geworden? Ich bin irritiert und weiß nicht, ob ich meine Gedanken ordnen kann: Ich meine die Heimat DDR.
Es war für mich als ein Kind der DDR ein Fakt, dass ich eine sehr stolze und zufriedene DDR-Bürgerin war. Den Grund zu dieser Einstellung will ich jetzt nicht untersuchen. Aber es war so, dass ich mich zuerst als DDR-Bürgerin fühlte, dann erst als Thüringerin. Ich war froh, in der DDR zu leben, denn es ging uns wirtschaftlich und beruflich gut, viel besser als unseren persönlichen Freunden in den östlichen Nachbarländern, mit denen wir immer unsere Urlaube verbrachten. Ich hätte mit ihnen nicht tauschen wollen.
Und weil ich jung verheiratet war, wir bereits eine geräumige Dreizimmerwohnung hatten als unser Wunschkind auf die Welt kam, wir beide mit unseren Berufen und in Familie gut zurecht kamen, drängte es mich nie darüber auch nur nachzudenken, wie die westliche Welt im Detail beschaffen sein könnte. Dazu fehlte mir fast die Zeit.
Dass es die Staatssicherheit gibt, dass sie arbeitet, dass sie auch uns wegen unserer dienstlichen internationalen Kontakte observiert, das wussten wir, aber es beunruhigte uns nicht. Wir taten ganz einfach nichts, was nicht erlaubt war.
Wir waren keine unglücklichen DDR-Bürger!
Aber viele und immer mehr Bekannte und Kollegen hatten bereits die Ausreise beantragt, ertrugen oft jahrelang Diskriminierung und Zurücksetzung im Beruf und im täglichen Leben, litten, verließen ihre Familien, verloren dabei ihre Häuser und Ersparnisse.
Und dann kam die Wende.
Wie oft habe ich nach der Grenzöffnung gesagt: „Honni sei dank! Er hat mich bis November 1989 davor bewahrt, den Westen in seinem verwirrenden Glanz zu sehen!“
Ich ließ nicht meine Familie im Stich, ich gab nicht mein Haus auf, ich arbeitete bis zum letzten DDR-Tag als ob es eine Veränderung niemals geben würde. Doch es gab sie.
Und was gaben wir für sie?
Zuerst verloren wir jeglichen Schutz, den staatlich verordneten. Wir waren frei!
Wir verloren unseren Vormund, die Partei.
Viele verloren die Orientierung.
Dann verloren wir unser DDR-Geld,
nach und nach verloren die Menschen ihre Arbeit,
die Kinder ihre Kindergartenplätze und was noch alles.
Aber noch beklagte niemand irgendwelche Verluste, alles war wunderbar und vom ganzen Volk gewollt!
WIR SIND DAS VOLK!
Ich habe meinen Kanzler der Einheit schon auf dem Sockel in Walhalla in Regensburg gesehen, ich habe ihn zum zweiten Mal als Dankeschön ins Amt gewählt.
Sehr viele haben sich erst einmal mit den neuen übergestülpten Gesetzen und Bestimmungen, Versicherungen, Steuern und sonstigen Alltagsregeln in den nächsten Jahren vertraut gemacht, dass es ihnen verging, auch nur an einen Theaterbesuch oder eine Tanzveranstaltung zu denken.
Neue Freuden gab es, zum Beispiel das Reisen und das Einkaufen.
Und das Autokaufen!
Das Geld, was Reisen und Kaufen nicht verschlangen, ließen Häuslebauer und Hausbesitzer in den Baumärkten.
Seitdem sind 13 Jahre vergangen.
Allen Deutschen geht es gut. Dazu gehört, dass sie alle jammern. Die einen darüber, dass sie keine Arbeit mehr haben, auch keine mehr bekommen werden, die anderen, dass sie zu viel Arbeit haben, tägliche Überstunden das Familienleben und die Gesundheit ruinieren, die Kinder in teuren Einrichtungen mit fremden Leuten groß werden und sich keiner mehr auf den anderen verlassen kann. HILF DIR SELBST! ist die Losung. Es ist kalt geworden in Deutschland. Und nun stelle ich fest, was ich verloren habe: Meine Heimat DDR.
Ich kann sie nicht mehr besuchen, kann nicht mehr durch die schlaglöcherigen Straßen gehen abends im Stockdunkeln.
Ich muss mich nicht mehr anstellen nach Bananen, Melonen oder nach der ersten grünen Gurke im März mit meinem DDR-bunten Faltbeutel in der Hand. Broiler kann man nicht mehr kaufen, nur noch Grillhähnchen!
Ich darf mich nicht versprechen, ich muss Chemnitz sagen zu der Stadt, die für mich Karl-Marx-Stadt ist und mich vergewissern: St. Petersburg war doch immer Leningrad, oder?
Wenn ich mal wieder nach Cottbus oder Leuna komme, wird die Luft rein sein, nichts mehr zum Himmel stinken und ihn verdunkeln.
Ich werde mich nie mehr über die freien und kostenlosen Parkplätze in der Stadt oder in den Wohngebieten freuen können.
Die Städte, die ich in meinen nostalgischen Träumen wieder einmal besuchen möchte, um mich zu erinnern, kenne ich nicht wieder. Mein liebes Leipzig ist ein anderes geworden, der neue Bahnhof fast ein Stadtteil für sich.
Ich sollte mein Kollektiv vergessen und mich an ein Team erinnern?
Das habe ich alles verloren. Ich habe doch eine Heimat verloren, oder nicht?
Aber wo ist meine Traurigkeit?
Jetzt bin ich eine stolze und glückliche, freie Thüringerin geworden in einem großen Land!
Sehnsucht nach der alten Heimat habe ich eigentlich nicht, also habe ich sie gar nicht so richtig verloren?
Hätte ich meine Heimat enger empfunden, käme mir heute nicht diese Frage, aber es war nicht so.
Und nun weiß ich keine Antwort.
KarinIlona
Gedanken zum Nationalfeiertag am 3. Oktober 2002
Meine Heimat – die DDR
“Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren”. Nein, nein. Heidelberg habe ich nie gesehen, verloren habe ich mein Herz aber trotzdem. Ein Herz zu verlieren ist nicht das Schlechteste, was einem passieren kann. Da ist man vielleicht gar kein Verlierer, eher ein Gewinner?
Man kann volle Geldbörsen, wichtige Dokumente und besonders geliebte persönliche Dinge verlieren.
Als kindlicher Verlierer im „Mensch-ärgere-Dich-nicht“-Spiel und später bei verschiedenen Kartenspielen war ich oft der Verzweiflung nahe, ich war ein schlechter, unerzogener Verlierer mit anhaltenden Wutausbrüchen. Manchmal ließ mich meine Oma lieber gewinnen.
Vielleicht ist das alles harmlos, bedenkend wie schmerzlich der Verlust ist, wenn man einen lieben Menschen verliert. Oder: Viele Menschen haben ihre Heimat verloren.
Unsere Familie hat an verschiedenen Schicksalen nach dem Krieg teilgenommen. Vertriebene oder geflüchtete Kinder aus Ostpreußen und Schlesien, deren Eltern hier einen neuen Anfang suchten, waren meine Schulkameraden oder Nachbarn. Bis zu meinem Erwachsensein konnte ich nie richtig nachempfinden, wie schmerzvoll ihr Weg gewesen sein muss auf der Flucht aus der Heimat und dem Armsein danach. Heute verstehe ich es besser.
Wie weit muss man den Bogen spannen, um den Begriff Heimat zu definieren?
Viele Menschen sagen, das ist die Familie, sind die Nachbarn, die Wälder, das Dorf mit der Schule, dem Friedhof.... Mag sein, ich habe es immer weitläufiger gesehen.
Manchmal überlege ich, ob ich nicht auch eine Heimat verloren habe?
War es eigentlich meine Heimat? Oder ist es erst jetzt meine Heimat geworden? Ich bin irritiert und weiß nicht, ob ich meine Gedanken ordnen kann: Ich meine die Heimat DDR.
Es war für mich als ein Kind der DDR ein Fakt, dass ich eine sehr stolze und zufriedene DDR-Bürgerin war. Den Grund zu dieser Einstellung will ich jetzt nicht untersuchen. Aber es war so, dass ich mich zuerst als DDR-Bürgerin fühlte, dann erst als Thüringerin. Ich war froh, in der DDR zu leben, denn es ging uns wirtschaftlich und beruflich gut, viel besser als unseren persönlichen Freunden in den östlichen Nachbarländern, mit denen wir immer unsere Urlaube verbrachten. Ich hätte mit ihnen nicht tauschen wollen.
Und weil ich jung verheiratet war, wir bereits eine geräumige Dreizimmerwohnung hatten als unser Wunschkind auf die Welt kam, wir beide mit unseren Berufen und in Familie gut zurecht kamen, drängte es mich nie darüber auch nur nachzudenken, wie die westliche Welt im Detail beschaffen sein könnte. Dazu fehlte mir fast die Zeit.
Dass es die Staatssicherheit gibt, dass sie arbeitet, dass sie auch uns wegen unserer dienstlichen internationalen Kontakte observiert, das wussten wir, aber es beunruhigte uns nicht. Wir taten ganz einfach nichts, was nicht erlaubt war.
Wir waren keine unglücklichen DDR-Bürger!
Aber viele und immer mehr Bekannte und Kollegen hatten bereits die Ausreise beantragt, ertrugen oft jahrelang Diskriminierung und Zurücksetzung im Beruf und im täglichen Leben, litten, verließen ihre Familien, verloren dabei ihre Häuser und Ersparnisse.
Und dann kam die Wende.
Wie oft habe ich nach der Grenzöffnung gesagt: „Honni sei dank! Er hat mich bis November 1989 davor bewahrt, den Westen in seinem verwirrenden Glanz zu sehen!“
Ich ließ nicht meine Familie im Stich, ich gab nicht mein Haus auf, ich arbeitete bis zum letzten DDR-Tag als ob es eine Veränderung niemals geben würde. Doch es gab sie.
Und was gaben wir für sie?
Zuerst verloren wir jeglichen Schutz, den staatlich verordneten. Wir waren frei!
Wir verloren unseren Vormund, die Partei.
Viele verloren die Orientierung.
Dann verloren wir unser DDR-Geld,
nach und nach verloren die Menschen ihre Arbeit,
die Kinder ihre Kindergartenplätze und was noch alles.
Aber noch beklagte niemand irgendwelche Verluste, alles war wunderbar und vom ganzen Volk gewollt!
WIR SIND DAS VOLK!
Ich habe meinen Kanzler der Einheit schon auf dem Sockel in Walhalla in Regensburg gesehen, ich habe ihn zum zweiten Mal als Dankeschön ins Amt gewählt.
Sehr viele haben sich erst einmal mit den neuen übergestülpten Gesetzen und Bestimmungen, Versicherungen, Steuern und sonstigen Alltagsregeln in den nächsten Jahren vertraut gemacht, dass es ihnen verging, auch nur an einen Theaterbesuch oder eine Tanzveranstaltung zu denken.
Neue Freuden gab es, zum Beispiel das Reisen und das Einkaufen.
Und das Autokaufen!
Das Geld, was Reisen und Kaufen nicht verschlangen, ließen Häuslebauer und Hausbesitzer in den Baumärkten.
Seitdem sind 13 Jahre vergangen.
Allen Deutschen geht es gut. Dazu gehört, dass sie alle jammern. Die einen darüber, dass sie keine Arbeit mehr haben, auch keine mehr bekommen werden, die anderen, dass sie zu viel Arbeit haben, tägliche Überstunden das Familienleben und die Gesundheit ruinieren, die Kinder in teuren Einrichtungen mit fremden Leuten groß werden und sich keiner mehr auf den anderen verlassen kann. HILF DIR SELBST! ist die Losung. Es ist kalt geworden in Deutschland. Und nun stelle ich fest, was ich verloren habe: Meine Heimat DDR.
Ich kann sie nicht mehr besuchen, kann nicht mehr durch die schlaglöcherigen Straßen gehen abends im Stockdunkeln.
Ich muss mich nicht mehr anstellen nach Bananen, Melonen oder nach der ersten grünen Gurke im März mit meinem DDR-bunten Faltbeutel in der Hand. Broiler kann man nicht mehr kaufen, nur noch Grillhähnchen!
Ich darf mich nicht versprechen, ich muss Chemnitz sagen zu der Stadt, die für mich Karl-Marx-Stadt ist und mich vergewissern: St. Petersburg war doch immer Leningrad, oder?
Wenn ich mal wieder nach Cottbus oder Leuna komme, wird die Luft rein sein, nichts mehr zum Himmel stinken und ihn verdunkeln.
Ich werde mich nie mehr über die freien und kostenlosen Parkplätze in der Stadt oder in den Wohngebieten freuen können.
Die Städte, die ich in meinen nostalgischen Träumen wieder einmal besuchen möchte, um mich zu erinnern, kenne ich nicht wieder. Mein liebes Leipzig ist ein anderes geworden, der neue Bahnhof fast ein Stadtteil für sich.
Ich sollte mein Kollektiv vergessen und mich an ein Team erinnern?
Das habe ich alles verloren. Ich habe doch eine Heimat verloren, oder nicht?
Aber wo ist meine Traurigkeit?
Jetzt bin ich eine stolze und glückliche, freie Thüringerin geworden in einem großen Land!
Sehnsucht nach der alten Heimat habe ich eigentlich nicht, also habe ich sie gar nicht so richtig verloren?
Hätte ich meine Heimat enger empfunden, käme mir heute nicht diese Frage, aber es war nicht so.
Und nun weiß ich keine Antwort.
KarinIlona
Kommentare (8)
omasigi
im Ausland lebend war Dein Bericht über das Leben in der DDR spannend zu lesen und wie Du die Veränderungen empfindest.
Danke, jetzt versteh ich manche hier die Neuankömmlinge aus der DDR besser,
Gruss über den gr. Teich
omasigi
Danke, jetzt versteh ich manche hier die Neuankömmlinge aus der DDR besser,
Gruss über den gr. Teich
omasigi
KarinIlona
...tut auch mal gut, liebe Anne, und es freut mich, dass du an meiner Zeitreise teilgenommen hast.
Lassen wir es uns weiter gut gehen in unserer (neuen) Heimat!
Mit liebem Gruß,
Karin
Lassen wir es uns weiter gut gehen in unserer (neuen) Heimat!
Mit liebem Gruß,
Karin
immergruen
hier austauschen, dann werde auch ich mich in die Reihe der "Heimatsuchenden" einreihen. Ich bin eine Abtrünnige, eine, die ihr Land verraten hat. Ich bin eine, die ausgereist ist, 1986. Aber deshalb habe ich meine Heimat, Thüringen nicht vergessen. Ich liebe dieses schöne Land nach wie vor, besuche es, so oft ich kann, habe Freunde zurückgelassen und wiedergefunden. Die DDR habe ich nicht vermisst, aber die Menschen.
Zuhause sagte man: "Komm doch mal vorbei!" und das meinte man auch so.
Da brauchte es keine Anmeldung und große Vorbereitungen. Man kam eben mal vorbei, man unterhielt sich, trank vielleicht einen Schluck Wein, wenn man welchen hatte, und ging wieder.
Hier sagte man: "Ruf doch mal an!" Da war sie, die Distanz. Freundlich und unverbindlich.
Das musste ich erst lernen, wie so vieles andere.
Danke, liebe KarinIlona! Du hast mich auf eine Zeitreise mitgenommen.
Anne
Zuhause sagte man: "Komm doch mal vorbei!" und das meinte man auch so.
Da brauchte es keine Anmeldung und große Vorbereitungen. Man kam eben mal vorbei, man unterhielt sich, trank vielleicht einen Schluck Wein, wenn man welchen hatte, und ging wieder.
Hier sagte man: "Ruf doch mal an!" Da war sie, die Distanz. Freundlich und unverbindlich.
Das musste ich erst lernen, wie so vieles andere.
Danke, liebe KarinIlona! Du hast mich auf eine Zeitreise mitgenommen.
Anne
KarinIlona
Hallo, Pan, irgendwo gibt es dann wohl doch die ausgleichende Gerechtigkeit, nichtwahr? Jetzt habt "Ihr im Westen" eben die Schlaglöcher! Aber es ist alles freundlich und real gemeint von dir, da gibt es nichts zum Übelnehmen. Machen wir gemeinsam weiter, es gibt noch viel zu tun!
Freundliche Grüße,
KarinIlona
Freundliche Grüße,
KarinIlona
KarinIlona
Ja, da hast du Recht, Kristine, Berlin war auch in den letzten DDR-Jahren unser Urlaubsziel, dort gab es für unsere Verhältnisse "alles" zu kaufen, wir mußten nicht mit Umtauschtagessätzen rechnen, die niemals reichten, wir konnten unser Geld ausgeben, ohne es limitiert zu bekommen.
Wir fühlten uns nicht als zweitrangig platzierte Deutsche, nur weil wir keine Westmark hatten. Ja, die Erinnerungen....
Aber nun ist alles gut.
KarinIlona
Wir fühlten uns nicht als zweitrangig platzierte Deutsche, nur weil wir keine Westmark hatten. Ja, die Erinnerungen....
Aber nun ist alles gut.
KarinIlona
Pan
diese Rolle vorwärts - (oder zurück?) - in ein neues Dasein, nicht wahr? Aber so ist es im Leben eines Menschen, Up and down -und das im Wechsel.
Ich habe nie in der DDR gelebt, war immer ein Kind des Westens. Habe ich deshalb nur die Rosinen aus dem Kuchen bekommen? Mitnichten! Auch ich habe geholfen, dieses Land - dieses HEUTIGE Land "D" mit aufzubauen. Als damaliger Heimatvertriebener lagen wir gewiss nicht auf Rosen gebettet, das glaube nur keiner.
Aber auch wir haben hier - genau wie die Schwestern und Brüder "drüben" nicht die Hände in den Schoss gelegt.
Wenn nun die heutige Generation die Früchte von allem erntet, ist das für mich OK, ein wenig Respekt sollten sie aber schon haben - hier wie dort - und nicht alles so selbstverständlich hinnehmen, denke ich.
Ist das nun ein Heimatgefühl, wenn ich sage, in der Bundesrepubik wäre mein Zuhause? NEIN. Aber ich fühle mich hier wohl. Und ich möchte, das dieses Gefühl auch für andere Menschen gilt.
(Auch für die Flüchtlinge, die aus den Kriegsgebieten flohen)
Es hat sich viel geändert, auch viel verbessert. Aber es darf auch nicht übersehen werden, dass hier im Westen zwischendurch vieles schlechter geworden ist, als es jemals war!
Wer hier beispielsweise einmal auf den Straßen des Ruhrgebiets unterwegs ist, der kennt heute wieder die Schlaglöcher, von denen Du, Karin-Ilona, schreibst!!
Das ist keine Schuldzuweisung, das läge mir fern, ich will damit nur sagen, dass überall mit Wasser gekocht wird.
Und Bonzen - das wird mir jeder zugeben - die gab es dort und die gibt es hier auch.
Einen schönen Abend wünscht Euch
Horst
Ich habe nie in der DDR gelebt, war immer ein Kind des Westens. Habe ich deshalb nur die Rosinen aus dem Kuchen bekommen? Mitnichten! Auch ich habe geholfen, dieses Land - dieses HEUTIGE Land "D" mit aufzubauen. Als damaliger Heimatvertriebener lagen wir gewiss nicht auf Rosen gebettet, das glaube nur keiner.
Aber auch wir haben hier - genau wie die Schwestern und Brüder "drüben" nicht die Hände in den Schoss gelegt.
Wenn nun die heutige Generation die Früchte von allem erntet, ist das für mich OK, ein wenig Respekt sollten sie aber schon haben - hier wie dort - und nicht alles so selbstverständlich hinnehmen, denke ich.
Ist das nun ein Heimatgefühl, wenn ich sage, in der Bundesrepubik wäre mein Zuhause? NEIN. Aber ich fühle mich hier wohl. Und ich möchte, das dieses Gefühl auch für andere Menschen gilt.
(Auch für die Flüchtlinge, die aus den Kriegsgebieten flohen)
Es hat sich viel geändert, auch viel verbessert. Aber es darf auch nicht übersehen werden, dass hier im Westen zwischendurch vieles schlechter geworden ist, als es jemals war!
Wer hier beispielsweise einmal auf den Straßen des Ruhrgebiets unterwegs ist, der kennt heute wieder die Schlaglöcher, von denen Du, Karin-Ilona, schreibst!!
Das ist keine Schuldzuweisung, das läge mir fern, ich will damit nur sagen, dass überall mit Wasser gekocht wird.
Und Bonzen - das wird mir jeder zugeben - die gab es dort und die gibt es hier auch.
Einen schönen Abend wünscht Euch
Horst
werderanerin
auch ich bin in der DDR aufgewachsen, habe dort gelebt und gearbeitet und mein Sohn ist 1976 ebenfalls dort zur Welt gekommen.
Ich kenne das alles, was du so bildlich schilderst und kann mich in alles hinein versetzen.
Vielleicht hatte ich ja das Glück und so würde ich es bezeichnen, dass ich in Ostberlin gelebt habe. Uns fehlte durch die gute Belieferung fast nichts.
Uns ging es gut, wenngleich man natürlich kein großes Geld verdient hatte, aber es reichte, um glücklich zu sein.
Sicher werden alle Jene das anders sehen, die durch das System kaputt gemacht wurden und das verstehe ich auch.
Ich habe einen guten Job gehabt, der auch noch irgendwie Spaß machte, weil man Teil von einem "Kollektiv" war.
Da hatte das Wort "Wir" noch eine Bedeutung, weil man nicht allein dastand.
Es ging fröhlicher und auch freundlicher zu, man feierte auch noch zusammen und das war gut.
Wenn ich mich fragen würde, was vermisse ich eigentlich...vielleicht die Wärme, die die Menschen ausstrahlten, man half sich gegenseitig und war füreinander da...vielleicht das, aber die DDR als System vermisse ich nicht, dass war doch jedem klar, dass solch ein "Sozialismus" nicht funktionieren kann.
Heute bin ich immernoch dankbar für die "Wende", weil sich für mich ganz persönlich alles erweitert hat.
Berlin habe ich vor 12 Jahren endgültig verlassen, lebe jetzt im Speckgürtel im schönen Werder/Havel.
Es hat sich alles verändert, ja aber leider nicht alles zum Positiven.
Aber das habe ich damals auch garnicht erwartet und dem "Einheitskanzler" auch die "blühenden Landschaften" nicht abgenommen...habe mich in dem "neuen Deutschland" durchgeschlagen und dabei kam nicht nur mir, sondern fast allen DDR Bürgern ihre Krativität sehr zugute.
Heute bin ich mit meinem Leben glücklich und fahre immer noch gerne an die "Ostostsee", in den Thüringer Wald - das alles war auch meine "Heimat" und wird es immer bleiben.
Liebe KarinIlona, du kannst stolz auf dein Thüringen sein, sehr sogar, hat sich alles so schön entwickelt.
In dem Sinne liebe Grüße
Kristine
Ich kenne das alles, was du so bildlich schilderst und kann mich in alles hinein versetzen.
Vielleicht hatte ich ja das Glück und so würde ich es bezeichnen, dass ich in Ostberlin gelebt habe. Uns fehlte durch die gute Belieferung fast nichts.
Uns ging es gut, wenngleich man natürlich kein großes Geld verdient hatte, aber es reichte, um glücklich zu sein.
Sicher werden alle Jene das anders sehen, die durch das System kaputt gemacht wurden und das verstehe ich auch.
Ich habe einen guten Job gehabt, der auch noch irgendwie Spaß machte, weil man Teil von einem "Kollektiv" war.
Da hatte das Wort "Wir" noch eine Bedeutung, weil man nicht allein dastand.
Es ging fröhlicher und auch freundlicher zu, man feierte auch noch zusammen und das war gut.
Wenn ich mich fragen würde, was vermisse ich eigentlich...vielleicht die Wärme, die die Menschen ausstrahlten, man half sich gegenseitig und war füreinander da...vielleicht das, aber die DDR als System vermisse ich nicht, dass war doch jedem klar, dass solch ein "Sozialismus" nicht funktionieren kann.
Heute bin ich immernoch dankbar für die "Wende", weil sich für mich ganz persönlich alles erweitert hat.
Berlin habe ich vor 12 Jahren endgültig verlassen, lebe jetzt im Speckgürtel im schönen Werder/Havel.
Es hat sich alles verändert, ja aber leider nicht alles zum Positiven.
Aber das habe ich damals auch garnicht erwartet und dem "Einheitskanzler" auch die "blühenden Landschaften" nicht abgenommen...habe mich in dem "neuen Deutschland" durchgeschlagen und dabei kam nicht nur mir, sondern fast allen DDR Bürgern ihre Krativität sehr zugute.
Heute bin ich mit meinem Leben glücklich und fahre immer noch gerne an die "Ostostsee", in den Thüringer Wald - das alles war auch meine "Heimat" und wird es immer bleiben.
Liebe KarinIlona, du kannst stolz auf dein Thüringen sein, sehr sogar, hat sich alles so schön entwickelt.
In dem Sinne liebe Grüße
Kristine
Du hast ihn 2002 geschrieben.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2016.
Wie schnell doch die Zeit vergangen ist.
Karin, in Deinem Beitrag finde ich mich so was von wieder.
Toll, wie ehrlich und lebhaft Du über unsere Zeit berichtet hast.
Auch ich bin ein Kriegskind, Heimatvertrieben und habe in der DDR gelebt.
Für mich ist es Geschichte und die ist geschrieben.
Ich bin froh darüber, wie alles gekommen ist.
Aber wenn ich an die Zukunft denke, bekomme ich schon ein ungutes Gefühl.
Meine Mutter war damals der Meinung, bald geht es wieder Heim.
Deshalb haben wir ganz in der Nähe der Oder Neiße Grenze unser neues zu Hause gefunden.
Hier lebe ich seit 70 Jahren.
In meiner Stadt ist die Luft nun rein und auch grün
Ich wünsche noch ein schönes Wochenende und grüße Dich ganz herzlich aus ?