Happy End für "Füßchen"
Happy End für "Füßchen"
Irgendwann hatte sich ein Freund einen Mohrenkopf-Papagei gekauft. Es dauerte nicht lang, da stellte er fest, dass er das Gekreische des Papageis nicht ertragen konnte. Er deckte den Käfig oft zu, um das Tier ruhig zu halten. Schließlich adoptierte ich den Vogel, weil er mir leid tat.
Mohrenkopf-Papageien sind mittelgroß; d. h. wesentlich kleiner als Aras – etwa so groß wie Graupapageien. Männchen und Weibchen sind fast nicht zu unterscheiden; dennoch war ich mir sicher, dass ich da ein Weibchen hatte, was sich später bestätigen sollte. Bei Papageien haben die Männchen "plattere" Köpfe, bei den Weibchen ist der Hinterkopf ausladend, was ihnen ein "kindlicheres" Aussehen verleiht.
Der Freund hatte ihr keinen Namen gegeben; ich nannte sie erst "Papagena", später dann "Füßchen".
Leider konnte ich mich nicht viel um das Vögelchen kümmern, und hatte auch kein Geld, ihr einen Partner zu kaufen – zumal das auch immer problematisch ist, denn diese Vögel sind außerordentlich wählerisch.
So war Füßchen schrecklich einsam, und ich grübelte, wie ich Abhilfe schaffen könne.
An warmen, trockenen Sommertagen konnte ich den Käfig auf die Fensterbank mit einem behelfsmäßig konstruierten Sonnenschutz stellen, da konnte sie wenigstens das Treiben unten auf der Straße und der Vögel in den Bäumen beobachten. Bei großer Hitze kam der Käfig auf den Nordostbalkon. Ich hörte jeden Morgen aufmerksam den Wetterbericht, um zu entscheiden, wo Füßchen den Tag verbringen sollte.
Der Winter muss für Füßchen fürchterlich gewesen sein, so still und so einsam. Ich musste ja arbeiten, und ich musste mich auch um einen kranken Freund kümmern und um Mutter und Bruder.
Schließlich kam mir die Idee, Füßchen an den Rheinhauser Volkspark abzugeben. Dort hatte man eine riesige Voliere – fast schon ein Gehege – mit Agaporniden und einem einzigen großen Papagei. Der Verantwortliche bei der Stadt war erstaunlicherweise einverstanden, Füßchen sofort dort hineinzusetzen (sehr unsachgemäß; eigentlich gehört ein neuer Vogel erstmal in Quarantäne!)...Die Idee war gut, scheiterte aber an dem großen Papagei, der sich sofort auf Füßchen stürzte und sie biss und verfolgte. Ich musste sie wieder mit nachhause nehmen, wo wir erstmal "unsere Wunden leckten"...im wahrsten Sinne des Wortes, denn der große Papagei hatte uns beide gebissen!
Ich überlegte also weiter, wohin mit Füßchen?! Noch einen einsamen Winter in meiner Wohnung wollte ich ihr nicht zumuten. Jemand wollte den Vogel nehmen, aber als ich hörte, dass der bereits Nymphensittiche abgegeben hatte, weil sie zuviel Lärm machten, sagte ich nein! Füßchen sollte nicht von Hand zu Hand gehen, und ein neurotischer, unglücklicher Vogel werden!
Ich reichte meistens eine Futtermischung aus der Zoohandlung, kaufte hin und wieder aber auch "Trill". Auf der Rückseite eines Trill-Päckchens entdeckte ich die Adresse des Leiters vom Vogelpark in Detmold, rief ihn an, und, nachdem ich ihm verklickert hatte, dass ich keineswegs Geld für den Vogel haben wollte, war er einverstanden, Füßchen zu nehmen.
Ein Freund erbot sich, Füßchen und mich im Auto nach Detmold zu fahren.
Und eines schönen sonnigen Oktobertages war es dann soweit. Der Käfig wurde mit einem grüngelben Tuch zugedeckt, das sind "Füßchens Farben", d. h. die Farben ihrer natürlichen Umgebung, wenn es eine solche für sie gegeben hätte. Unter diesem Tuch war sie ruhig und geriet nicht in Panik.
In Detmold erfuhr ich, dass man sie 2 Wochen lang in Quarantäne halten musste, bevor sie zu Artgenossen in eine Voliere kam. Wir –d. h. mein Fahrer und ich – besichtigten den Vogelpark, der sehr schön und auf einem Hügel gelegen und mit zahlreichen Apfelbäumen bewachsen ist. Die Äpfel waren reif; schön für Füßchen, die leidenschaftlich gern Äpfel aß! Die Tüte mit Äpfeln, die ich mitgebracht hatte, wäre überflüssig gewesen! Übrigens liegt der Vogelpark ganz in der Nähe des Hermanns-Denkmals. Ich wäre gern mal wieder hingefahren, jedoch hat es sich nicht ergeben.
Allerdings hab ich zweimal angerufen, um mich nach Füßchen zu erkundigen. Beim ersten Mal war sie noch in Quarantäne, und eine Woche später teilte mir der Vogelparkleiter mit, dass sie sie einen Partner gefunden hätte! So hatte ich also das richtige getan für das Vögelchen. Sie hätte sich bei Privatleuten nie wohl gefühlt, denn sie war nicht handzahm und wäre es wohl auch kaum noch geworden, obwohl sie sich an mich gewöhnt hatte und nicht mehr in Panik ausbrach, wenn ich mich dem Käfig näherte. Aber wehe, jemand Fremdes kam zu Besuch; das konnte sie kaum ertragen.
3 Mal während ihrer Zeit bei mir hatte sie – zunächst rätselhafte – Panikattacken! Die Ursachen: einmal war nachts eine Katze über den Balkon in die Wohnung geschlichen.
Beim zweiten Mal erfuhr ich die Ursache der "Nightfright" erst am anderen Morgen im Radio: es hatte nachts ein kleines Erdbeben in unserer Gegend gegeben.
Beim dritten Mal stand ihr Käfig bei sonnigem aber windigem Wetter auf dem Balkon. Plötzlich hörte ich sie kreischen und flattern. Ich eilte auf den Balkon und sah von fern eine riesige Staubwolke näher kommen. Ich schnappte den Käfig, setzte ihn im Zimmer ab und konnte gerade noch mühsam die Balkontür schließen; einige Partikel Sand und Staub kamen mit rein, der Rest prasselte gegen die Balkontür. Es war der Rand einer Windhose, die anderswo in Duisburg einigen Schaden anrichtete.
Sonst waren Ihre Ängste immer durchschaubar: wenn der Mieter über uns einen Gartenschlauch aus dem Fenster runterließ, war das für sie eine "Schlange". Die Farbe rot flößte ihr auch Furcht ein; ich durfte meinen roten Pulli nie in ihrer Nähe tragen. Über den Grund dieser Abneigung hege ich allerdings keinerlei Vermutung.
Mit dem oben erwähnten gelbgrünen Tuch durfte ich sie sogar greifen, nie aber mit bloßen Händen. Sie fürchtete sich auch ganz entsetzlich vor einem Reklame-Zeppelin am Himmel. Die Silvester-Knallerei nahm sie allerdings recht gelassen; das war wohl für sie eine Art Gewitter.
Manchmal denke ich noch an Füßchen. Vielleicht lebt sie noch; diese Vögel werden recht alt. Ich hoffe, sie führt ein glückliches Papageienleben mit einem liebevollen Partner!
Irgendwann hatte sich ein Freund einen Mohrenkopf-Papagei gekauft. Es dauerte nicht lang, da stellte er fest, dass er das Gekreische des Papageis nicht ertragen konnte. Er deckte den Käfig oft zu, um das Tier ruhig zu halten. Schließlich adoptierte ich den Vogel, weil er mir leid tat.
Mohrenkopf-Papageien sind mittelgroß; d. h. wesentlich kleiner als Aras – etwa so groß wie Graupapageien. Männchen und Weibchen sind fast nicht zu unterscheiden; dennoch war ich mir sicher, dass ich da ein Weibchen hatte, was sich später bestätigen sollte. Bei Papageien haben die Männchen "plattere" Köpfe, bei den Weibchen ist der Hinterkopf ausladend, was ihnen ein "kindlicheres" Aussehen verleiht.
Der Freund hatte ihr keinen Namen gegeben; ich nannte sie erst "Papagena", später dann "Füßchen".
Leider konnte ich mich nicht viel um das Vögelchen kümmern, und hatte auch kein Geld, ihr einen Partner zu kaufen – zumal das auch immer problematisch ist, denn diese Vögel sind außerordentlich wählerisch.
So war Füßchen schrecklich einsam, und ich grübelte, wie ich Abhilfe schaffen könne.
An warmen, trockenen Sommertagen konnte ich den Käfig auf die Fensterbank mit einem behelfsmäßig konstruierten Sonnenschutz stellen, da konnte sie wenigstens das Treiben unten auf der Straße und der Vögel in den Bäumen beobachten. Bei großer Hitze kam der Käfig auf den Nordostbalkon. Ich hörte jeden Morgen aufmerksam den Wetterbericht, um zu entscheiden, wo Füßchen den Tag verbringen sollte.
Der Winter muss für Füßchen fürchterlich gewesen sein, so still und so einsam. Ich musste ja arbeiten, und ich musste mich auch um einen kranken Freund kümmern und um Mutter und Bruder.
Schließlich kam mir die Idee, Füßchen an den Rheinhauser Volkspark abzugeben. Dort hatte man eine riesige Voliere – fast schon ein Gehege – mit Agaporniden und einem einzigen großen Papagei. Der Verantwortliche bei der Stadt war erstaunlicherweise einverstanden, Füßchen sofort dort hineinzusetzen (sehr unsachgemäß; eigentlich gehört ein neuer Vogel erstmal in Quarantäne!)...Die Idee war gut, scheiterte aber an dem großen Papagei, der sich sofort auf Füßchen stürzte und sie biss und verfolgte. Ich musste sie wieder mit nachhause nehmen, wo wir erstmal "unsere Wunden leckten"...im wahrsten Sinne des Wortes, denn der große Papagei hatte uns beide gebissen!
Ich überlegte also weiter, wohin mit Füßchen?! Noch einen einsamen Winter in meiner Wohnung wollte ich ihr nicht zumuten. Jemand wollte den Vogel nehmen, aber als ich hörte, dass der bereits Nymphensittiche abgegeben hatte, weil sie zuviel Lärm machten, sagte ich nein! Füßchen sollte nicht von Hand zu Hand gehen, und ein neurotischer, unglücklicher Vogel werden!
Ich reichte meistens eine Futtermischung aus der Zoohandlung, kaufte hin und wieder aber auch "Trill". Auf der Rückseite eines Trill-Päckchens entdeckte ich die Adresse des Leiters vom Vogelpark in Detmold, rief ihn an, und, nachdem ich ihm verklickert hatte, dass ich keineswegs Geld für den Vogel haben wollte, war er einverstanden, Füßchen zu nehmen.
Ein Freund erbot sich, Füßchen und mich im Auto nach Detmold zu fahren.
Und eines schönen sonnigen Oktobertages war es dann soweit. Der Käfig wurde mit einem grüngelben Tuch zugedeckt, das sind "Füßchens Farben", d. h. die Farben ihrer natürlichen Umgebung, wenn es eine solche für sie gegeben hätte. Unter diesem Tuch war sie ruhig und geriet nicht in Panik.
In Detmold erfuhr ich, dass man sie 2 Wochen lang in Quarantäne halten musste, bevor sie zu Artgenossen in eine Voliere kam. Wir –d. h. mein Fahrer und ich – besichtigten den Vogelpark, der sehr schön und auf einem Hügel gelegen und mit zahlreichen Apfelbäumen bewachsen ist. Die Äpfel waren reif; schön für Füßchen, die leidenschaftlich gern Äpfel aß! Die Tüte mit Äpfeln, die ich mitgebracht hatte, wäre überflüssig gewesen! Übrigens liegt der Vogelpark ganz in der Nähe des Hermanns-Denkmals. Ich wäre gern mal wieder hingefahren, jedoch hat es sich nicht ergeben.
Allerdings hab ich zweimal angerufen, um mich nach Füßchen zu erkundigen. Beim ersten Mal war sie noch in Quarantäne, und eine Woche später teilte mir der Vogelparkleiter mit, dass sie sie einen Partner gefunden hätte! So hatte ich also das richtige getan für das Vögelchen. Sie hätte sich bei Privatleuten nie wohl gefühlt, denn sie war nicht handzahm und wäre es wohl auch kaum noch geworden, obwohl sie sich an mich gewöhnt hatte und nicht mehr in Panik ausbrach, wenn ich mich dem Käfig näherte. Aber wehe, jemand Fremdes kam zu Besuch; das konnte sie kaum ertragen.
3 Mal während ihrer Zeit bei mir hatte sie – zunächst rätselhafte – Panikattacken! Die Ursachen: einmal war nachts eine Katze über den Balkon in die Wohnung geschlichen.
Beim zweiten Mal erfuhr ich die Ursache der "Nightfright" erst am anderen Morgen im Radio: es hatte nachts ein kleines Erdbeben in unserer Gegend gegeben.
Beim dritten Mal stand ihr Käfig bei sonnigem aber windigem Wetter auf dem Balkon. Plötzlich hörte ich sie kreischen und flattern. Ich eilte auf den Balkon und sah von fern eine riesige Staubwolke näher kommen. Ich schnappte den Käfig, setzte ihn im Zimmer ab und konnte gerade noch mühsam die Balkontür schließen; einige Partikel Sand und Staub kamen mit rein, der Rest prasselte gegen die Balkontür. Es war der Rand einer Windhose, die anderswo in Duisburg einigen Schaden anrichtete.
Sonst waren Ihre Ängste immer durchschaubar: wenn der Mieter über uns einen Gartenschlauch aus dem Fenster runterließ, war das für sie eine "Schlange". Die Farbe rot flößte ihr auch Furcht ein; ich durfte meinen roten Pulli nie in ihrer Nähe tragen. Über den Grund dieser Abneigung hege ich allerdings keinerlei Vermutung.
Mit dem oben erwähnten gelbgrünen Tuch durfte ich sie sogar greifen, nie aber mit bloßen Händen. Sie fürchtete sich auch ganz entsetzlich vor einem Reklame-Zeppelin am Himmel. Die Silvester-Knallerei nahm sie allerdings recht gelassen; das war wohl für sie eine Art Gewitter.
Manchmal denke ich noch an Füßchen. Vielleicht lebt sie noch; diese Vögel werden recht alt. Ich hoffe, sie führt ein glückliches Papageienleben mit einem liebevollen Partner!
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