Gute alte Zeit: Postkutschen

Autor: ehemaliges Mitglied

Gemälde: Fritz van der Venne (1873 - 1936). Sign. Ortsbez. München. Zweispännige Postkutsche auf verschneitem Waldweg an einem sonnigen Wintertag. Öl/Holz. 24 x 36 cm. R

Die Zeitgenossen erlebten das 19. Jahrhundert als einen einzigen Drang hin zur schnelleren Bewegung von Gütern und Menschen. Die Umwälzung aller Lebensverhältnisse war die Agenda. Selbst auf dem Land verschwand das Althergebrachte. Ein Bauer um 1800 war seinen mittelalterlichen Vorfahren näher als seinen Urenkeln um 1900. Das 19. Jahrhundert war schon ein schnelles Jahrhundert. Das ganz schnelle 20. Jahrhundert machte dann Schluss mit allem Stehenden und Ständischen.
Langsame Reisegeschwindigkeit

Aus den Straßenverhältnissen ergab sich natürlich auch die Reisegeschwindigkeit, die im Norden [Bayerns] bei schlechter Wegstrecke häufig nicht mehr als 4 km/h betrug, auf besseren Wegen Mitte des 19. Jahrhunderts dann bereits 2 Meilen, also ca. 15 km/h. Von Lauf nach München z.B. fuhr man Anfang des 19. Jahrhunderts 48 Stunden, von München über Nürnberg nach Frankfurt/Main 74 Stunden. Ein bedeutender Verzögerungsfaktor war auch das sog. Relaissystem. Im regelmäßigen Abstand (etwa alle 15-30 km, also nach 3-6 Stunden) mussten die ermüdeten Pferde gegen frische getauscht werden, die an einer Poststation durch einen Posthalter bereitgehalten wurden. Zwischen Lauf und München gab es 11 Poststationen. Schließlich hatte man immer auch noch mit der Unvernunft des Postillions zu rechnen. Fast jeder Reisebericht dieser Zeit enthält mindestens einen Radbruch wegen unvernünftiger Fahrweise, doch konnte praktisch jedes Teil der Kutsche – ebenso wie heute so manches Kfz-Teil – zu einem vorübergehenden Ausfall und damit stundenlangen Wartezeiten führen.

Teures Ticket

Die Fahrt von Lauf nach München kostete etwa so viel wie ein einfacher Arbeiter im Monat verdiente (nach heutigem Geldwert für die einfache Fahrt ca. € 250,-). Hinzu kamen die Einschreibgebühr (die Reservierung der Plätze), sowie eine Taxe, wenn man mehr als 30 Pfund Gepäck hat. Auch am Chausseegeld, also der Straßen- und Brückenmaut, musste sich der Reisende angemessen beteiligen. Schließlich verblieb noch das Schmiergeld für die sachgerechte Wartung der Wagenachsen, das der Postmeister bekam oder Zollgebühren bei einem Grenzübertritt.

aus... Reisen in der Postkutschenzeit

Langsam und teuer - das waren Bremsen. So wurden die meisten Menschen davon abgehalten zu reisen. Die paar Menschen, die reisen konnten, störten nicht weiter (zumal sie auf natur- / umweltschonende Art und Weise reisten). Natur / Umwelt dankten es den Menschen.

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