Gartenpflege

Autor: ehemaliges Mitglied

Gartenpflege

Gartenpflege durch Behinderte?

Als ich in mein jetziges Senioren-Häuschen zog – es war Anfang Mai – entdeckte ich zwischen Hecke und gepflastertem Wegesrand zu meiner Tür zuvor schon während der Renovierungszeit Schneeglöckchen, als ich eingezogen war, Maiglöckchen, eine einsame Tulpe. Und ich freute mich das ganze restliche Jahr über darauf, im Frühjahr wieder zu sehen, dass der vorherige Bewohner offensichtlich auch für die Natur einen Blick gehabt hatte, das im Frühjahr triste Graubraun der Hecke durch die Frühlings-Farbtupfer aufgelockert zu haben.

Als in diesem Frühjahr dann doch keine Schneeglöckchen, nur noch ein einsames Maiglöckchen sein Köpfchen vor die Hecke reckte, hat es mich doch gefreut, aber ich suchte, ob sich nicht noch an andere Stelle versteckte Überraschungen bereit hielten. Das Laub von den Frühlingsverkündern hatte ich im vergangenen Frühjahr gesehen. Ich weiß ja, dass unterirdisch die Mäuschen auch für Verbreitung von Schnee- und Maiglöckchen sorgen. Auch eine einsame Tulpe erblühte erneut rot und gelb und ich hatte meine Freude daran.

Mitten in ihrer schönsten Blütezeit kamen die gärtnerisch arbeitenden Behinderten der Lebenshilfe. Bislang hatte ich Respekt vor ihnen, weil sie sich mit dieser Arbeit durch ihr Leben kämpfen, nicht nur in den Werkstätten Innenarbeiten verrichten. Aber als sie Anfang Mai den Boden unter der Hecke säuberten, mit einem Rasenmäher dicht an der Hecke entlang fuhren, wurden auch die blühenden Blumen abgemäht! Rrrrrrrr - Maiglöckchen weg. Rrrrrrrrrrr - Tulpe abrasiert. Irgendwie taten sie mir aber auch leid, denn draußen in der Natur zu arbeiten, aber die Natur dabei zu "übersehen", schade oder gar schlimm für sie?!

An Zeitvorgaben kann die Achtsamkeit vor den blühenden Blumen nicht gescheitert sein, denn wie ich mitbekam, hatten sie viel Zeit, um einzelne Ästchen oder Ähnliches den ganzen Weg zurück zu einer Schubkarre zu tragen, statt die Karre dorthin mit sich zu führen, wo derjenige gerade seine Arbeit verrichtete. Eine schöne Pflanze zu sehen, ihren Standort zu respektieren, das fehlte diesen Behinderten offensichtlich. Wie freudlos ist für sie ihre Gartenarbeit …? Gras mähen, Gehweg fegen – Natur gar nicht sehen?

Ich bin froh, nur ein paar blühende Pflanzen direkt an meinem Häuschen eingesetzt zu haben. Aus gesundheitlichen Gründen hatte ich im vergangenen Herbst es unterlassen, ein paar Tulpenzwiebeln ebenfalls direkt vor die Hecke zu setzen. Die nehme ich im Herbst mit in den Garten meiner Tochter und setze sie nahe der Terrasse in den Boden …

Dann kann ich mich nach meinem Einzug dort jedes Frühjahr freuen dass sie dem achtlosen Mann „entkommen“ sind.
 


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Kommentare (9)

Tulpenbluete13

Liebe Uschi-

ich denke bei Deiner Geschichte hat einfach das erklärende Wort der Betreuer gefehlt.. Denn nach entsprechende Anweisung sieht auch ein Behinderter was eine Blume ist und was nicht....

übrigens habe ich was ähnliches in meinem Garten erlebt: Eine von mir angeheuerte Gratenpflegefirma hate bei mir den Rasen gemäht. Der Arbeiter kannte auch keine Blumen und fuhr quer durch ein Blumenbeet- und er war nicht behindert- sondern er hatte nicht das "gärtnerische " Auge....

Vielleichst sprichst Du beim nächstenmal einen der Betreuer an?
einen Versuch wäre es wert

ich grüße Dich
Angelika

 

ehemaliges Mitglied

@Tulpenbluete13  
Ach weißt Du. Angelika, Betreuer sind keine dabei. Die werden her gefahren, machen ihre Arbeit und werden wieder abgeholt - seit Jahren.

Es wäre ein Versuch wert, wenn man einen Betreuer träfe. Aber wenn der seinen schlechten Tag hat, wird der auch nicht gerade angenehm reagieren ...

Danke und lieben Gruß

Herzlichst Uschi

Manfred36

Hier haben die "Behinderten" der Lebenshilfe Westpfalz in der Gartenschau eine ganze Blumenhalle ausgebaut und beteiligen sich auch rege an den Freibeeten. Man sieht, dass das mit Liebe gemacht ist.

ehemaliges Mitglied

@Manfred36  
Selbstverständlich gibt es auch unter Behinderten richtige Naturliebhaber, Gartenfreunde! Und ich fände es passend, wenn man sie ihren Vorlieben oder Interessen entsprechend arbeitsmäßg einsetzen würde. Hier bei uns wurde das wohl nur teilweise - wenn überhaupt - gemacht. Danke für Deinen Kommentar, Manfred

LG Uschi

werderanerin

Ja, liebe Uschi, ich denke, dass es alles garnicht mehr bis ins Detail interessiert..., Hauptsache Haken dran und das nächste....leider ist es heute so und letztlich bringt es garnichts, weil etwas Entscheidenes fehlt..., nämlich sich auf etwas ganz zu konzentrieren.

Das haben wir alle wohl verlernt...weil es garnicht mehr gefragt ist.

Kristine

werderanerin

Wenn ich deine Zeilen so lese, würde ich auf jeden Fall den Behinderten gar keine Schuld geben, eher den Betreuern, denn hätten sie im Vorfeld nicht die Pflicht gehabt, Gartenarbeit zu erklären und den Leutchen näher zu bringen...z.B. anhand von Videos, Bildern u.v.a.m.

Aber vielleicht hatten ja die Betreuer*nnen auch kein Interesse und dann kommt soetwas heraus.

Kristine

ehemaliges Mitglied

@werderanerin  
Liebe Kristine, das war auch mein Gedankengang. Oft werden die zu Betreuenden einfach dort eingesetzt, wo sie gebraucht werden können. Ob dabei Vorbereitungen erforderlich sind, wird manchmal gar nicht bedacht.

Eigentlich ein trauriges Kapitel ... Schließlich geht es ja nicht nur um die Beschäftigung von Behinderten, sondern auch um die Personen, bei denen gearbeitet werden soll. Auch da wäre gelegentlich das eine oder andere zu beachten, worüber die Betreuer schon mal nachdenken sollten. Mir vorzustellen, dass bei der einen oder anderen Nachbarin hier ein Vorgarten so gar nicht nach Wunsch "bearbeitet" würde, wo eine alte Damen schon so viel Arbeit mit viel Liebe eingebracht hat - lieber nicht ...

Es ging mir auch nicht um irgendeine Schuldzuweisung, sondern um Desinteresse an der Natur - von wem auch immer ... Manchmal wird auch einfach nur "etwas" gemacht, von dem angenommen wird, es wäre eine Hilfe, die jemand gerne geben möchte. Aber es gelingt gar nicht, wirft unter Umständen ganze Planungen durcheinander. Das musste ich 25 Jahre  jedes Jahr 4 Wochen lang akzeptieren, um den Hausfrieden zu wahren. Die vier Wochen Krankenhaus-Urlaub meiner Schwiegermutter in meiner Familie führten so manches Mal zu regelrechtem Chaos.

Genug geplaudert. Danke für Dein Lesen und Deinen Kommentar.
Herzlichen Gruß von Uschi

 

lillii

wie schriebst Du... die Arbeit von Behinderten ?
Vielleicht ist das  ein Teil der Behinderung, dass sie es nicht sehen, wäre das möglich ?
Der Mann war sicherlich nicht absichtlich achtlos.

denkt sich mit
Gruß die lillii

ehemaliges Mitglied

@lillii  

Nein, liebe Luzie, waren die Drei sicherlich nicht. Es muss ein Teil der Behinderung gewesen sein, die bei allen Drei ersichtlich war. Sie sind ihrer Arbeit nachgegangen, aber es wird wohl zu schwierig gewesen sein, zu überlegen, ob man mit dem Rasenmäher einen kleinen Bogen machen sollte oder könnte.

Ich weiß, wie sehr sich meine psychisch kranke, also behinderte Schwiegermutter über Blühendes am Weges- oder Straßenrand freute.

Aber Menschen, die die Natur so wenig beachten, in der Gartenpflege zu beschäftigen, ist wohl eher denen anzukreiden, die die Arbeiten zugeleitet haben ...

LG Uschi


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