Galliges

Vorher:

lieber Freund Chirurg, ich bitte,
wasch die Hand, wenn du -oh Graus,
holst aus meines Leibes Mitte,
bald die Gallenblase raus!

Mach es sauber - antiseptisch!
Bitte, Freund vergiss es nicht!
Ich bin da ein bisschen skeptisch,
denn was nützt mir das Gericht,

wenn, falls du gestümpert hast,
ich das Gras von unten seh!
Trägst du auch der Strafe Last,
lindert's nicht des Gatten Weh!

Also, Freund, reiß dich am Riemen,
konzentrier dich auf die Kunst,
schütt kein' Schnaps dir in die Kiemen,
damit du's nicht ganz verhunzt!
Amen!
.....

Schade!

Vor mir liegen ein paar Steine
aus der Galle. Es sind meine!
Der mich so gepiesackt hat,
ist erstaunlich groß. Nur schad,
dass gerade DIESES Kerlchen
ist kein schimmernd edles Perlchen!
Doch bekam ich das nicht hin,
weil ich keine Auster bin!

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Zweifelhafter Vorzug!

Es fühlt sich der Patient geehrt,
wenn er im Nachhinein erfährt:
vier Stunden schnibbelte an ihm
angstschwitzend ein Chirurgenteam.

Die Operation war schwer,
wie dem Patienten man berichtet.
Das schmeichelt diesem umso mehr,
je mehr er unter ist belichtet!

Sonst wüsste er: es ist bestusst!
Denn hätt er dies VORHER gewusst,
hätt er wohl lieber drauf verzichtet!

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Postoperative Verzierung

Hat der Chirurg dich operiert,
sich an dir weidlich abgerackert
dann wirst mit Nähten du verziert,
beziehungsweise auch getackert!
..
Und siehst du in den Spiegel rein,
dann fällt dir der Vergleich nicht schwer -
doch bitte jetzt nicht sauer sein! -
mit deinem alten Teddybär!
..
Dem, welchen du einst operiert
und den anschließend hat verziert
mit einer breiten Naht am Bauch
Mama. - Jetzt hast du sowas auch!
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Kreuzberger Nächte
sind nichts dagegen!

Wer geistert so spät durch das Krankenhaus?
Wer lässt auf den Wegen kein Stockwerk aus?
Wer find't, dass die Nacht viel zu schleichend zerrinnt?
Es ist der Patient, der den Schlaf nicht find't!

Er wandert umher in der Stille der Nacht
vor Langweil' und Schmerz um den Schlaf gebracht!
Er hofft, er wird endlich mal müd irgendwann,
der arme Patient, der nicht einschlafen kann!

Es gibt zwar ein Licht überm Krankenhausbett,
doch dies zu benutzen, wär nachts nicht sehr nett!
Die Bettnachbarn fühl'n sich gestört irgendwann
von einem, der einfach nicht einschlafen kann!

So schreitet er ab die erleuchteten Gänge
auf jeder Etage in Breite und Länge,
und während er rumgeistert, ohne zu halten,
trifft er auf ähnliche Jammergestalten.

Und mancher klagt ihm sein eigenes Leid.
Er hört höflich zu; - er hat schließlich Zeit!
Die meisten jedoch, die er trifft, bleiben stumm
und geistern wie er weiter griesgrämig rum.

Kreuzberger Nächte sind lang, wie man sagt.
Doch der Patient, den Schlaflosigkeit plagt,
erlebt es an eigenem Leibe so bang:
nichts ist wie Krankenhausnächte so lang!
.......
(Max Pesies Kommentar:)
Es bringt oftmals ein Gallenstein
Chirurgen lustig Knete ein.
Nur der, der Gift und Galle speit,
ist seltenst auch zum Schmerz bereit,
mit dem er durch´s Hospiz krumm wandelt
nachts mit Insomnia verbandelt...
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Ausnahmezustand

Ein Wirbelsturm braust durch das Haus,
scheucht Kranke aus den Betten raus.
In barschem Ton! – Erinnert fast
ans Militär. Vielleicht auch Knast!

Wer Pipi muss, darf nicht aufs Töpfchen.
Auch ist jetzt keine Zeit fürs Tröpfchen.
Es denkt, wer solches noch nicht kennt,
dass es vielleicht im Hause brennt!

Man ist erschrocken irgendwie
und wartet schon aufs Tütatü
der Mannschaft, die dem Feuer wehrt.
Doch die Vermutung ist verkehrt!

Des Aufruhrs Grund ist noch viel fieser!
Es wird nämlich erwartet dieser,
der Chefarzt ist! – Und der ist, ehrlich,
fürs Personal nicht ungefährlich!

Doch als er kommt, der große Mann,
da blickt man ihn verwundert an,
denn wer sich kennt mit Menschen aus,
denkt: der sieht ja noch menschlich aus!

Für wen, der Krankenschwestern frisst,
sein Äußeres recht harmlos ist!
Man leistet ihm devot Rapport,
und schwupps ist er schon wieder fort.

Der Wirbelsturm im Nu vergeht;
zurückgekehrt Normalität,
und für Patienten, Ärzte, Schwestern
ist dieser Schock heut Schnee von gestern!