Fußball
Also für mich ist Fußball das Größte. Seitdem ich damals bei Alemania 90 als Mittelstürmer der Knabenmannschaft angefangen habe, hat mich diese sogenannte schönste Nebensache der Welt nicht mehr losgelassen.
Ich kann das nächste Spiel kaum erwarten. Rechtzeitig ziehe ich meine Spielerkleidung an. Gibt es ein Länderspiel, nehme ich selbstverständlich Aufstellung und singe aus voller Brust die Nationalhymne mit. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, geht ein Ruck durch meinen Körper. Ich vergesse alles und werde zu einer ausgesprochenen Kampfmaschine. Da kann meine Frau machen, was sie will. Gegen meine Leidenschaft fürs Fußballspielen hat sie keine Chance. Fußball geht bei mir immer vor.
Es macht mir nichts aus, wenn die Spieler der gegnerischen Mannschaft reihenweise zu Boden gehen. Selber schuld! Dann sollten sie eben nicht Fußball spielen, sondern Schach. Da können sie schlimmstenfalls vom Stuhl fallen, wenn sie vor langer Weile einschlafen.
Schiedsrichter, die kleinlich jedes Foul ahnden, gehen mir tierisch auf die Ketten. Wie soll denn ein Spielfluss zustande kommen, wenn der sogenannte Unparteiische ständig pfeift und für das andere Team Freistöße und Elfmeter verteilt? Der Kerl ist doch sowieso total gegen uns eingestellt.
Eine Gelbe Karte hat mich noch nie gestört, solange niemand von uns vom Platz gestellt wird.
Wenn aber doch einer unserer Spieler die Rote Karte bekommt, dann mache ich richtig Terror. Ich brülle herum und niemand kann mich mehr beruhigen.
Da ich bei jedem Spiel alles gebe, bin ich nach 45 Minuten immer sehr atemlos, erschöpft und völlig durchgeschwitzt. Ich sehne nur noch die Halbzeitpause herbei. Diese Viertelstunde brauche ich dringend zur Erholung. Außerdem muss ich auf die Toilette.
Wenn das erledigt ist, gehe ich in die Küche und hole mir neues Bier, Zigaretten und Kartoffelchips für die zweite Halbzeit und setze mich dann erneut vor den Fernseher.
Kommentare (3)
Bei solch einer ungeheuren Anstrengung hat schon so manch einer durch plötzlichen „Herzkasper“ sein Leben gelassen und nicht mal mehr das letzte Bier geschafft, der Ärmste!
Sehr bedauerlich, meint
Syrdal
Ach weisst Du, lieber Wilfried, das Problem kenne ich auch! ---
Bei mir ist es die »Tour de France«, die ich jedes Jahr mitfahre!
Aber die Bergankünfte machen mir doch so langsam zu schaffen:
Besonders, wenn es in den letzten 10km keine Getränke mehr gibt,
(weil das untersagt ist!)
Aber bei den Sprints bin ich noch voll dabei. Auch in einen Sturz
war ich schon verwickelt! (Bin einfach vom Sessel gepurzelt)
Ich bin immer froh, wenn die »Tour der Leiden« vorüber ist.
(Nächstes Jahr fahre ich nicht mehr mit!)
Also, lieber Wilfried..., da musste ich eben dann doch mal schmunzeln...kenne so einige Fans (war auch einer...) aber komischerweise ist all das in den letzten Jahren sehr geschrumpft, zu schlecht, um nicht zu sagen grottenschlecht hat unsere Nationalmannschaft gespielt.
Im Übrigen ist all das in meinen Augen eh kein "Sport" mehr, so wie ich ihn noch vor vielen Jahren kenne. Da gab es noch Begeisterung und hatte etwas mit Sport zu tun.
Sport (Profisport) ist nur noch eine Geldmaschine, die allem übergeordnet ist, das hat man ja zu Coronazeiten sehr deutlich sehen können.
Was aber am schlimmsten ist - der Basissport spielt fast Nullrolle, wird kaum noch gesponsert, geschweige denn gefördert. Kein Wunder also, wenn "die Jugend" heute kaum noch zu begeistern ist und nichts davon wissen möchte.
Eine (für mich) traurige Entwicklung, die irgendwann einmal ins Leere laufen wird.
Kristine