Früher, 9
Das erste, nicht selbst fortbewegte Fortbewegungsmittel, an das ich mich erinnere, war ein amerikanischen Sattelschlepper, dann wechselten wir auf einen kleinen Lastwagen, voll mit Kohle beladen, und obendrauf wir Flüchtlinge.
In letzter Sekunde merkte man, dass ich nicht oben war, weil es mich aus irgendwelchen Gründen "amüsierte", wie alle oben waren, sich keiner um mich kümmerte...
In München gab es die Straßenbahn, Plattform mit Scherengitter, freiluft-feeling.
Ansonsten halt die lädierten Kinderfahrzeuge, wie Dreirad, Holländer, und ein 26 Zoll Fahrrad, wer weiss wo das her war.
Mit dem lernte ich Rad fahren, es war sehr mühsam, mir beizubringen, endlich nicht an einem Zaun entlang zu schrubben, aufgeschürfte Beine als Erinnerung an schmerzhafte Lernversuche.
Später kam ein zusammengeschustertes Herren-Fahrrad dazu, schwer zu treten, ohne Gangschaltung, das ich eine Ewigkeit hatte, gefühlte Jahrzehnte, bis es mal mit einem Zündapp-Hilfsmotor ausgerüstet wurde, zusätzlich eine federnde Gabel. Die Finanzierung solcher epochaler, aber kleiner Schritte, war kaum jeweils zu finanzieren.
Irgendwann war es in, den Führerschein zu "machen", ich schaffte es, mühevoll, und lange sich hinziehend ein Jahr nach meinem 18.Geburtstag, konnte dann ab und zu mit dem selten angemeldeten DKW F8 meines Vaters fahren. Um die Fahrkosten wieder reinzubringen, fuhren wir meist in den Wald, um meiner Mutter zu ermöglichen, Tannenzapfen zu sammeln, kostenloses Heizmaterial.
Auf großen Steigungen mussten immer vier der 5 Insassen aussteigen, 18 PS waren halt nicht viel.
Es folgte eine große Pause, bis zu dem ersten altersschwachen Käfer (24 PS glaub ich), den wir uns, inzwischen eine Tochter angekommen, gar nicht leisten konnten.
Danach folgten so nach und nach immer gebrauchte PKW's, alle Marken fast durchgemacht, gefühlte 10 an der Zahl.
Aber es ereignete sich auch, anfangs nur dienstlich, dass man mit der LH irgendwo hinflog, "Stuyvesant" ließ grüßen.
Was mir noch fehlt, aber nicht mehr angestrebt wird, ist Kreuzfahren. Ich zog es vor 40 Jahren mal in Erwägung, da dachte noch kaum jemand daran.
So wird es in Zeiten und nach Corona auch bleiben....
Radfahren blieb übrigens mein ganzes Leben meine Leidenschaft, derzeit hindert mich ein, vielleicht reparierbares Handycap ein wenig daran.
Kommentare (2)
@Manfred36
auch mein Vater hatte ein PUCH-Motorrad mit Beiwagen während des Krieges zerlegt und …, nachher durfte ich und meine Bruder einmalig nach Andechs mitfahren, völlig ungesichert auf einer Rücksitzbank.
Anschliessend verkaufte er aus Geldgründen das Krad wahrscheinlich für ein Butterbrot. Ich persönlich hatte es viel später maximal, vor dem Run zum PKW, nur zu einem alten Fahrrad mit Hilfsmotor gebracht.
Ein Leben lang hatte ich erwogen, aber nicht mehr als das, eine Vespa oder so anzuschaffen. Jetzt nicht mehr.
Servus
Das Motorrad
Sie wurde in meinem Geburtsjahr 1936 gebaut (oben), Zweitakt, Handschaltung, 200 cm³ Hubraum, der Rücksitz, wie der Vordersitz beschaffen, hoch über dem Hinterrad mit hohem Metall-Haltegriff. Mein Vater konnte sie kaum nutzen; er musste 1939 in den Krieg und kam erst 10 Jahre danach wieder zurück. Weil er eine kleine Nazi-Funktion gehabt hatte, kam nach dem Krieg die (inoffizielle) Konfiszierung, der neben der aufwändigen Fotoausrüstung und Möbeln auch das Motorrad zum Opfer fallen sollte. Daher bauten mein Bruder (15) und ich (9) die Maschine vollkommen auseinander und versteckten die Teile unter dem Heu.
Als später die Luft rein war, wurde sie mit Hilfe eines benachbarten Mechanikerlehrlings wieder zusammengebaut. Auch mein Bruder nutzte sie nicht lange, weil er von Berufs wegen früh in die Welt zog. So war sie mein.
Als ich mit 15 meinen Führerschein machte, fragte mich der Fahrlehrer vor der praktischen Prüfung „Kannst du auch fahren?“. Die Mädchen fuhren gerne mit, saßen aber hoch und weit hinter mir; kein Koala-Effekt möglich. Beim TÜV wurde dieser Rücksitz schließlich beanstandet (hoher Haltebügel = hervorstehendes Teil). Ich montierte ihn ab und schaffte es später, den Haltebügel ganz wegzulassen und den Sitz näher an mich heranzurücken: die Mädchen konnten mir „die Hand auf die Schulter“ legen wie in der Polonese Blankenese, sahen aber immer noch über meinen Kopf weg.
Als die Unterweg-Reparaturen zunahmen, konnte ich mir vom Lehrgeld eine gebrauchte andere NSU kaufen. Bild 2 zeigt mich, wie ich damit einen Arbeitskollegen bei sich zu Hause abhole und zur gemeinsamen Arbeitsstelle fahre. Das Motorrad war damals das allgängige Fortbewegungsmittel.
Auch eine meiner Schwiegertöchter, ein Glied der aktiven Saarländerrasse (vgl. Honnecker, Lafontaine, Peter Müller, J. Maas, P. Altmeier, AKK,....), war Motorrad-Fan. Bild 3 zeigt meine s.z. Skizze der Maschine mit meinen Enkelchen drauf.
Heute sind Motorräder ja rasende Bomben. Ich hoffe nicht, das Erbmasse übergegangen ist.