Früher, 10
Bei mir hat sich, ausser dass ich gern bastelte und gerne mit dem Fahrrad unterwegs war, kein besonders bemerkbares Talent gezeigt, sodass ich zunächst von meinem Vater in Richtung Technik gelenkt wurde, obwohl man dazu vielleicht Mathe und Physik im Vordergrund sehen könnte, da war ich aber gar nicht auffällig.
Kurzum, nach Erreichen der mittleren Reife, es war 1957, es war eine Nachkriegssituation, lernte ich das Handwerk des Elektromaschinen-Baues, vom Staubsauger bis zum Stromgenerator gingen unsere Instandsetzungs-Arbeiten. Meine anderen Lehrlingskollegen waren, wie ich billige Arbeitskräfte, lernten inhaltlich nicht alles Erforderliche, aber es war eine Lebensschule, man lernte niedrige Arbeiten mit zu erledigen, nachdem ich vorher in der Oberschule, der Abschlussklasse vom Lehrer schon gesiezt wurde, eine vorausseilende Wertschätzung ohne rechte Einbettung.
Wenigstens konnte ich nach 2.5 statt 3.5 Jahren schon die Gesellenprüfung ablegen, war höchste Zeit, denn das eigentliche Ziel meines Vaters war in dem Satz zu erkennen: Da studierst Ingenieur, dann bis a feina Maxe.
Naja, er durfte nicht mal eine Handwerk trotz besonderer handwerklicher Geschicklichkeit lernen.
Die Zwischenstufe Geselle war zumindest ein sicheres Netz, wenn es mit dem Studium am Oskar von Miller-Polytechnikum nicht klappen sollte.
Hier hängte ich mich das erste mal im Leben richtig rein, was auch genutzt hatte, nach drei Jahren.
Nie jedoch wollte ich in einer großen Firma landen, aber es kam dennoch so.
Wieder einmal hatte ich die Situation in meiner ersten Stelle als Ing. falsch eingeschätzt, ich dachte man müsse für das betreffende Fachgebiet bereits Fachwissen mitbringen, was ich mir auch entsprechend beschaffte.
Der Berufsstart war aber sehr gemütlich, das nahm ich zunächst an, wollte aber nach einigen Jahren mehr, weil ich Leute beobachtete, die Jahrzehnte "das gleiche" gemacht hatten.
Das war mir zu langweilig, bald suchte ich Schlupflöcher, um so agieren zu können, dass ein Rückblick auf Ergebnisse sich einstellte, ohne Feinabstimmung mit Vorgesetzten.
Ich wechselte dann bewusst nach jeweiliger Sättigung in einer Technik zu einer betont anderen, insgesamt 3 mal. Zwischendurch ergab sich dadurch auch ein bescheidener "Aufstieg", vielleicht, weil ich mich nicht immer damit befasste, was ausreichend ist für den jeweiligen Job, sondern teilweise nach dem Motto: alle sagen, das geht nicht, und ich habs mehrmals dennoch geschafft.
HIghlights in den Augen anderer waren es oft nicht, aber in meinen schon.
Naja, und so vergingen die Berufsjahre, und es sollte, ohne dass ich da verbissen agierte, auch eine schöne zusätzliche Firmenrente herauskommen.
Insgesamt muß ich sagen, dass ich offenbar auch deshalb Erfolge hatte, weil die Kombination mehrerer mittelmässiger Talente auch zum Erfolg führen können, nicht nur besondere Stärke in einer Talentecke alleine...
Kommentare (2)
Lieber Jürgen - D u musst Deine "mehrere mittelmäßige Talente"
nun aber nicht unter den "bewussten Scheffel" packen!
Ich halte es da mit dem alten Lichtenberg, der schon vor 250 Jahren sagte:
Die feinste Satire ist unstreitig die,
deren Spott mit so weniger Bosheit
und vieler Überzeugung verbunden ist,
daß es selbst die zu lächeln nötigt, die es trifft.
meint mit einem Lächeln
Horst
Ich stelle alles neben den Scheffel, wo es hingehört.
Zwischen den Zeilen steckt ja auch Freude, viel Glück gehabt zu haben, was ja oft auch mit Tüchtigkeit, diesem abgedroschenen Begriff, zu tun hat.
😉